Islands Medien feiern Messi verzweifelt an einer "Horde von Helden"

Moskau · Island feiert seinen ersten WM-Torschützen Alfred Finnbogason und Torwart Hannes Halldorsson. Die beiden brachten Lionel Messi zum Verzweifeln.

 Lionel Messi (r.) im Zweikampf mit Islands Emil Hallfredsson.

Lionel Messi (r.) im Zweikampf mit Islands Emil Hallfredsson.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Fast hätte Alfred Finnbogason seinen Aufstieg zum nordischen Helden gar nicht mitbekommen. "Ich hatte einen Blackout in diesem Moment", beschrieb der Stürmer des Bundesligisten FC Augsburg die Szene, in der er in die Fußball-Geschichte Islands eingegangen war. In der 23. Minute des Spiels gegen Argentinien hatte der 29-Jährige das erste WM-Tor seines Heimatlandes erzielt. Dass der Neuling dem zweimaligen Weltmeister um Superstar Lionel Messi tatsächlich ein 1:1 (1:1) abtrotzte, ließ die ganze Insel wieder einmal jubeln - inklusive Gudmundur "Gummi Ben" Benediktsson.

Der Kult-Kommentator sah auf der Tribüne einen Auftritt, der schwer an das EM-Debüt der Isländer vor zwei Jahren erinnerte. Auch damals brachten die aufopferungsvoll kämpfenden Nordmänner einen Superstar zur Verzweiflung - Cristiano Ronaldo kam mit dem späteren Titelträger aus Portugal ebenfalls nicht über ein 1:1 gegen Island hinaus. Und wie 2016 war es Torwart Hannes Halldorsson, der den Punktgewinn festhielt - diesmal mit einem gehaltenen Strafstoß von Messi (64.).

"Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Ich habe mir sehr viele seiner Elfmeter angesehen. Ich wollte in seinen Kopf kommen", sagte Halldorsson, bekannte aber: "Dass ich gegen den besten Spieler der Welt einen Strafstoß gehalten habe, ist unglaublich."

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Für die Zeitung The Reykjavic Grapevine stand auch deshalb schon nach dem ersten Spiel der kleinsten WM-Nation der Geschichte fest: "Diese Wikinger sind eine Horde von Helden." Das sahen auch die Fans so - der Schlachtruf "Huh!" hallte bei der schon von der EM gewohnten Feier mit den Spielern aus tausenden Kehlen durch das Moskauer Spartak-Stadion.

Finnbogason war auch weit nach dem Abpfiff noch völlig berauscht. "Ein Traum ist wahr geworden. Das werde ich niemals in meinem Leben vergessen", sagte der eine Held - und gratulierte gleichzeitig dem zweiten: "Ich habe Hannes in der Kabine umarmt. Der Elfmeter war ein wichtiger Moment für ihn. Mein Tor und seine Parade - beides war nötig. Diesmal hat das Team uns beide gebraucht. Das nächste Mal werden es andere sein."

Tatsächlich benötigen die Isländer in den verbleibenden Gruppenspielen gegen Peru und Dänemark wieder Spieler, die in den Vordergrund treten. Denn nach dem Punktgewinn gegen Argentinien haben die Wikinger ihr großes Ziel mehr denn je im Visier: "Es bleibt dabei, wir wollen in die K.o-Runde", sagte Finnbogason, der es mit seinen Teamkollegen bei der EM durch einen Achtelfinal-Erfolg über England sogar in die Runde der besten Acht geschafft hatte.

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Dass die Isländer dazu in der Lage sind, steht spätestens seit dem Argentinien-Spiel außer Frage. Die Ansage von Trainer Heimir Hallgrimsson ("Alfred hat getroffen - die Entscheidung für ihn kann also nicht so falsch gewesen sein") muss sich für die Konkurrenz jedenfalls wie eine Drohung angehört haben: "Die Feier mit den Fans war wunderbar. Aber Sie sollten erst einmal abwarten, wie die Fans bei einem Sieg von uns feiern."

(rent/sid)
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