Unsportliche Aktion gegen England Kolumbianer treten Fair-Play-Gedanken mit Füßen

Düsseldorf · Kolumbien und England lieferten sich im WM-Achtelfinale (4:5 nach Elfmeterschießen) ein hitziges Duell. Vor allem eine grob unsportliche Aktion der Südamerikaner sorgte für Aufsehen.

WM 2018: Johan Mojica aus Kolumbien tritt den Elfmeterpunkt kaputt
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Kolumbianer treten den Elfmeterpunkt kaputt

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Foto: AFP/ALEXANDER NEMENOV

Es lief die 57. Minute im WM-Achtelfinale zwischen Kolumbien und England. Nach einem Eckball ging Harry Kane im Strafraum der Südamerikaner zu Boden. Carlos Sanchez hatte den Angreifer in Ringermanier zu Boden gebracht. Dem Unparteiischen Mark Geiger blieb keine andere Wahl, als Elfmeter zu pfeifen. Sehr zum Ärger der Kolumbianer, die wild gestikulierend auf den Unparteiischen einschimpften.

Doch damit nicht genug: Kolumbiens Johan Mojica griff zu einer besonders schmutzigen Methode. Als Reaktion auf den Pfiff bearbeitete der Abwehrspieler den Elfmeterpunkt. Während seine Teamkollegen auf den Unparteiischen einredeten, versuchte er den Elfmeterpunkt zu "zerstören". Kameraaufnahmen zeigen, wie er mit seinem linken Fuß immer wieder in den weißen Fleck auf dem Rasen tritt. Im Vorbeigehen traten anschließend weitere Kolumbianer mit den Füßen auf den Punkt ein. „Eine grobe Unsportlichkeit“, sagte ARD-Experte Thomas Hitzlsperger: „Das hätte geahndet werden müssen.“

Kane ließ sich von den Scharmützeln aber nicht aus der Ruhe bringen. Der Angreifer schob den Ball cool in die Mitte des Tores.

Nicht nur diese Szene zeigte, wie sehr sich Kolumbien und England im Achtelfinale "bekämpften". Geiger hatte von Beginn an Mühe, das Geschehen auf dem Rasen in der Moskauer Otkrytije-Arena unter Kontrolle zu kriegen. Es wurde gezerrt, lamentiert, getreten und Zeit geschunden. Insgesamt zeigte Geiger acht Gelbe Karten, sechs davon für Kolumbien.

Kurz vor der Pause hätte Geiger sogar Rot zeigen können - wenn nicht sogar müssen. In der 40. Minute bekam England einen Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen. Während Kieran Trippier sich den Ball zurechtlegte, kam es in der Mauer der Kolumbianer zum großen Aufreger. Wilmar Barrios verpasste Jordan Henderson einen Kopfstoß gegen die Brust. Der Engländer hielt sich das Gesicht und ging zu Boden.

Geiger hatte die Aktion nicht mitbekommen und hielt daraufhin Rücksprache mit seinen Video-Assistenten. Die Folge: Gelb für Barrios. Eine durchaus diskussionswürdige Entscheidung. Hitzlsperger hatte eine klare Meinung. „Ich finde schon, dass es eine Tätlichkeit ist“, sagte der 36-Jährige in seiner Halbzeit-Analyse.

Die Kolumbianer sehen in Geiger dennoch den Schuldigen für die 4:5-Niederlage nach Elfmeterschießen. Topstürmer Radamel Falcao übte nach dem Spiel heftige Kritik am Unparteiischen. "Der Schiedsrichter war eine Schande. Es ist schon komisch, dass er nur Englisch auf dem Platz sprach. Da ist sicher schon ein Stück Parteilichkeit dabei", sagte der Stürmer: "Es war mehr als deutlich, dass er im Zweifelsfall immer für England gepfiffen hat."

WM 2018: Engländer bejubeln historischen Sieg im Elfmeterschießen
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Engländer bejubeln historischen Sieg im Elfmeterschießen

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Foto: AFP/FRANCISCO LEONG

Unterstützung bekam Falcao von Argentiniens Fußball-Legende Diego Maradona. Der 57-Jährige sagte, den Südamerikanern sei der Sieg geraubt worden. Geiger haben den Strafstoß für England „erfunden“, sagte Maradona in seiner TV-Sendung beim venezolanischen Sender Telesur. „Ich habe heute einen monumentalen Raub auf dem Platz gesehen. Ich entschuldige mich bei allen Kolumbianern, aber die Spieler trifft keine Schuld.“

Das Elfmeterschießen nach dem 1:1 nach 120 Minuten wurde übrigens auf das andere Tor ausgetragen. Dort war der Punkt offenbar noch in Ordnung. England behielt auch hier die Nerven - und erlöste eine ganze Fußballnation von einem Trauma.

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