"Stolze" Isländer hinterlassen Eindruck "Wir kommen zurück"

Rostow am Don · Island wird für einen couragierten WM-Auftritt gefeiert, verabschiedet sich erhobenen Hauptes und mit einem letzten "Huh!" aus Russland. Trainer Heimir Hallgrimsson lässt seine Zukunft offen.

 Ein isländischer Fan beim Spiel gegen Kroatien.

Ein isländischer Fan beim Spiel gegen Kroatien.

Foto: dpa/Natacha Pisarenko

Nachdem das letzte "Huh!" verklungen war, gaben die tapferen Isländer erst einmal einen Partybefehl aus. "Jetzt gehen wir gut feiern zusammen", sagte Torjäger Alfred Finnbogason lächelnd. Und da man weiß, dass die Nordmänner generell keine halben Sachen machen, dürfte auch die Nacht noch den einen oder anderen denkwürdigen Moment geliefert haben.

Die Wikinger wären gerne noch bei der WM in Russland geblieben, keine Frage, und es fehlte beim 1:2 (0:0) gegen Kroatien auch nicht viel zur Achtelfinal-Qualifikation. Aber dennoch reiste das Team von Trainer Heimir Hallgrimsson am Mittwoch mit einem guten Gefühl begeisterten Landsleuten in der Heimat entgegen, die beim Public Viewing wieder zu Tausenden mitgezittert hatten.

"Ich bin stolz, dass dieses kleine Land aus dem Nordatlantik auf dieser riesigen Bühne vertreten war. Wir kommen zurück!", sagte Präsident Gudni Johannesson, der seinen 50. Geburtstag in der Heimat gemeinsam mit den Fußballfans verbrachte. Die Zeitung The Reykjavik Grapevine malte schon die nächste Heldengeschichte an den Horizont: "Das war nur die Generalprobe. Beim nächsten Mal in Katar werden wir die Welt quälen: Unwiderruflich."

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Foto: AP/Themba Hadebe

Diesmal stand in der starken Gruppe D mit Argentinien unter dem Strich ein Punkt aus drei Spielen, aber "nur eine schlechte Halbzeit gegen Nigeria", wie Hallgrimsson bilanzierte. "Wir haben gezeigt, dass wir es verdienen, hier zu sein, dass wir konkurrenzfähig sind", sagte der gelernte Zahnarzt. Coach war er eigentlich nur im Nebenberuf, ist jetzt aber auf den Geschmack gekommen.

Hallgrimsson denkt offenbar über eine Klubkarriere nach, nachdem er das Nationalteam zunächst bis zur EM 2016 mit dem Schweden Lars Lägerback und danach allein groß gemacht hat. "Ich nehme mir eine Woche oder zwei Zeit. Ich spreche mit dem Verband, spreche mit meiner Familie, und dann treffen wir eine Entscheidung", sagte er.

Die Spieler wünschen sich eine gemeinsame Fortsetzung der Island-Saga, haben aber Verständnis für die Ambitionen ihres Trainers. "Er hätte etwas Größeres verdient", sagte der Augsburger Finnbogason. Gylfi Sigurdsson, der mit einem verwandelten Handelfmeter (76.) die Hoffnung noch einmal nährte, meinte: "Wir alle wollen, dass er bleibt, er hat fantastische Arbeit geleistet."

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Foto: dpa/-

Aber auch unabhängig von Hallgrimssons Zukunft sehen sich die Wikinger auf einem ganz anderen Niveau als zu Beginn ihres bemerkenswerten Weges. "Es ist kein Zufall mehr, wir haben nicht nur für eine kurze Periode Erfolg gehabt", sagte Finnbogason und führte die knapp verpasste WM 2014 an, die famose EM 2016 und die jeweils komplizierten Qualifikationsgruppen: "Wir müssen dafür sorgen, dass es weitergeht."

Hallgrimsson deutete an, wie schwer es ihm fallen würde aufzuhören. "Wir haben in den letzten sechs Jahren eine Identität für das Nationalteam geschaffen, im Stil, im Charakter, wie wir zusammenarbeiten. Alle sind an Bord", sagte er. Und überall wird Island genau dafür bewundert.

(togr/SID)
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