Torhüter mit bitterer Statistik De Gea wird zum Sinnbild des spanischen WM-Fiaskos

Düsseldorf · Aus im Achtelfinale: Die WM endet für Spanien mit einer herben Enttäuschung. Torhüter David de Gea wird zum Sinnbild des Scheiterns der Furia Roja.

 David de Gea steht nach dem WM-Aus der Spanier in der Kritik.

David de Gea steht nach dem WM-Aus der Spanier in der Kritik.

Foto: AFP/MLADEN ANTONOV

Mit hängendem Kopf und den Händen in den Hüften stand David de Gea nach dem 3:4 im Elfmeterschießen (1:1 nach Verlängerung) gegen Russland gedankenverloren auf dem Rasen im Moskauer Luschniki-Stadion. Keinen einzigen Elfmeter hatte der Torhüter von Manchester United parieren können. Nur beim ersten Strafstoß hatte er seine Finger dran, doch der Ball prallte vom Pfosten ins Netz. Sein Gegenüber Igor Akinfejew avancierte mit seinen Paraden gegen Koke und Iago Aspas derweil zum Matchwinner.

Das Aus im Elfmeterschießen war der unrühmliche Schlusspunkt unter de Geas ganz besonderer WM-Geschichte. Der Torhüter erlebte ein Turnier zum Vergessen. Elf Schüsse hat Spaniens Nationaltorhüter in Russland auf seinen Kasten bekommen. Zehn davon schlugen ein. Er hat somit nicht nur weniger Schüsse als jeder andere bei der WM eingesetzte Torhüter abgewehrt, sondern auch weniger als jeder Schlussmann seit 1966 mit mindestens drei Spielen.

Und dann war da ja noch der Patzer im ersten Gruppenspiel. Beim 3:3 gegen Portugal ließ der Torhüter einen harmlosen Linksschuss von Cristiano Ronaldo durch seine Hände flutschen. Fortan schossen sich Medien und Fans auf den 27-Jährigen ein. Die Anhänger der Furia Roja forderten gar einen Torwartwechsel. Doch Nationaltrainer Fernando Hierro hielt zu seinem Keeper.

So ist es nicht verwunderlich, dass der Nationaltorhüter nach dem überraschenden Aus des Mitfavoriten zur Zielscheibe der spanischen Presse wurde. "Er war nicht der einzige Verantwortliche für das Aus. Aber seine WM-Leistung war ein absolutes Desaster", schrieb die katalanische Zeitung „Sport“.

Allein am Torhüter kann man das Aus der Spanien natürlich nicht festmachen. Vielmehr scheiterte der Weltmeister von 2010 einmal mehr an sich selbst. Der Glanz der goldenen Generation scheint verblasst.

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Foto: dpa/David Vincent

Die Russen wussten, dass sie, wenn sie mitspielen, untergehen werden. Das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow konzentrierte sich daher voll auf die Defensive und Überließ den Spaniern das Spielfeld. Und so zog die Hierro-Elf ihr früher so gefürchtetes Passspiel auf, während sich der Gastgeber auf das Verteidigen konzentrierte.

Am Ende der 120 Minuten hatten die Spanier über 1000 Pässe gespielt, exakt waren es 1114, das ist in der Geschichte der WM-Turniere noch nie vorgekommen. Die Russen kamen lediglich auf 290 Zuspiele. Allein es half nichts. Trotz der drückenden Überlegenheit fand der Mitfavorit keine Lücke im massiven Defensivbollwerk der Russen. Es fehlte ihnen an Tempo und Ideen. Einen Plan B gibt es nicht. Die Folge: Kaum Torchancen, kaum Torgefahr.

"Es ist einer der schwierigsten Augenblicke in meinem Leben", sagte Kapitän Sergio Ramos. Nicht nur für den Kapitän dürfte klar geworden sein, dass die Zeit der EM-Triumphe 2008 und 2012 sowie des WM-Titelgewinns 2010 endgültig passé ist, und auch die Furja Roja einen Umbruch braucht.

Das nächste Länderspiel steht am 8. September gegen England an. Ob Trainer Hierro den Umbruch einleiten darf, ist ungewiss. Der spanische Fußball-Verband hatte ihn nach der Absetzung von Julen Lopetegui erstmal nur für das Turnier verpflichtet.

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