Robben holt Elfmeter raus, Huntelaar trifft Bundesliga-Stars sichern Niederlande den Viertelfinal-Einzug

Fortaleza · Louis van Gaal nahm den Kopf von Klaas-Jan Huntelaar in beide Hände, klatschte ihm auf die Wangen und lachte. In einem Spiel, das bereits verloren schien, hatte der Trainer der Niederlande mal wieder alles richtig gemacht.

WM 2014: Arjen Robben holt entscheidenden Elfmeter heraus
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Robben bekommt Elfmeter in der Nachspielzeit

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In einem schier unglaublichen Schlussspurt der verzweifelt anrennenden Niederländer legte der eingewechselte Huntelaar erst den Ausgleich von Oranje durch Wesley Sneijder auf (88.), dann schoss er per Foulelfmeter den Siegtreffer (90.+4) zum 2:1 (0:0) und seine völlig abgekämpfte Mannschaft ins Viertelfinale.

"Das ist der pure Adrenalinkick", sagte Huntelaar grinsend, "das ist das", ergänzte er noch, "wovon man als kleiner Junge träumt: reinzukommen und das entscheidenden Tor zu machen. Das ist einfach phantastisch."

Bemerkenswert: Von den letzten sechs Elfmetern, zu denen er für Schalke 04 angetreten war, hatte der "Hunter" vier verschossen. "Das hat mich nicht beeinflusst", sagte Huntelaar. Er war in der 76. Minute für Robin van Persie gekommen — als letzte Hoffnung der Niederländer. Kurz zuvor war er noch aufs Klo gerannt. "Dann war der Druck weg", sagte Huntelaar in der ARD.

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Zu diesem Zeitpunkt schien der Vizeweltmeister von 2010 im Glutofen von Fortaleza mausetot. Zu schaffen machten ihnen nicht nur die drückende Hitze, ab der der 48. Minute mussten sie außerdem einem Rückstand durch den Treffer von Giovano Dos Santos hinterherlaufen. "Es ist unglaublich. Es war bleischwer. So zurückzukommen, das ist sehr schwierig. Es war schwierig, ruhig zu bleiben. Aber wir sind gut", sagte van Persie.

"Die Spieler haben gezeigt, dass sie bis zum Ende an den Sieg geglaubt haben", sagte van Gaal und behauptete: "Wir waren auch physisch sehr stark, wir waren am Ende fitter und frischer als Mexiko. Das gibt uns riesiges Selbstvertrauen. Kompliment an meine Mannschaft."

Während die Niederlande danach einem vermeintlich einfachen Viertelfinale am kommenden Samstag in Salvador gegen Costa Rica oder Griechenland entgegenblicken, verzweifelt Mexiko am Achtelfinal-Fluch: Zum sechsten Mal nacheinander war für El Tri in der ersten K.o.-Runde Endstation. Erst, weil Huntelaar nach einer Ecke per Kopf auf Sneijder auflegen konnte, dann, weil Kapitän Rafael Marquez Robben im Strafraum foulte.

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Zuvor hatten beide Mannschaften mit umbarmherzigen feucht-heißen 30 Grad und fast 70 Prozent Luftfeuchtig zu kämpfen. Auch die ersten, von Schiedsrichter Pedro Proenca (Portugal) verordneten offiziellen Trinkpausen während der Endrunde (32./76.) verschafften den Spielern nur kurz Linderung. Vor allem die Niederländer, für die das offenkundig noch weitaus problematischer war als für die hitzeerprobten Mexikaner, musste an ihre physischen Grenzen gehen.

Auch wegen der Hitze gab van Gaal die Devise "saftey first" aus. Seine Elf stand extrem tief, überließ den Mexikanern viele Spielanteile und lauerte auf Konter. Da aber auch die Mannschaft von Coach Miguel Herrera extrem diszipliniert zu Werke ging, entwickelte sich ein zähes Ringen, das zahlreiche Zuschauer stehend im Schatten verfolgten. Auf ihren Sitzplätzen in der prallen Sonnen hatten sie es nicht ausgehalten.

In der ersten Halbzeit kamen die Niederländer nur ein einziges Mal gefährlich vor das Tor von Guillermo Ochoa — und hatten Pech. In der Nachspielzeit brachten Hector Moreno und Rafael Marquez gemeinsam Arjen Robben zur Fall, doch Proenca pfiff den fälligen Strafstoß nicht (45.+2). Moreno erlitt bei dieser Aktion einen Bruch des linken Schienbeins. Hector Herrera (17.), Carlos Salcido (24.) und Dos Santos (42.) hatten zuvor auf der Gegenseite gute Möglichkeiten vergeben.

WM 2014: Huntelaar schießt Niederlande ins Viertelfinale
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Huntelaar schießt Niederlande ins Viertelfinale

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Kurz nach der Pause waren die Mexikaner dann aber erfolgreich. Dos Santos zog aus gut 20 Metern ab und traf ins untere rechte Eck. Die Oranje-Stars waren jetzt zum Handeln gezwungen, sie mobilisierten die letzten Reserven, verzweifelten aber zunächst an Ochoa. In der 57. Minute lenkte der Torwart der Mexikaner zunächst einen Volleyschuss von Stefan de Vrij aus nur vier Metern mit einem unglaublichen Reflex an den Pfosten. In der 74. Minute war er gegen Robben zur Stelle.

Mit der Einwechslung von Huntelaar für den erschöpften Robin van Persie (76.) leutete van Gaal die Schlussoffensive ein.

(sid)
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