Deutscher Gruppengegner bei der WM Portugal atmet nach spätem Sieg gegen Mexiko auf
Boston · Für einen Moment drehte sich bei den Portugiesen endlich einmal nicht alles um die Verletzung von Superstar Cristiano Ronaldo. Denn der erste deutsche WM-Gegner gewann ein Testspiel gegen Mexiko durch ein Tor in allerletzter Sekunde.
Den kantigen Bruno Alves hätte es beinahe umgehauen. Mit voller Wucht sprang ihm sein Vorlagengeber Joao Moutinho in die Arme — viel größer dürfte der Jubel der Portugiesen selbst dann kaum sein, wenn sie auch in neun Tagen im ersten WM-Spiel gegen Deutschland ein Tor schießen sollten.
Die Freude über Alves' Siegtreffer zum 1:0 (0:0) gegen Mexiko in der dritten Minute der Nachspielzeit sagte viel aus über die Erleichterung in Portugals "Selecao A", nach Tagen der Rückschläge und Ungewissheiten in dieser WM-Vorbereitung endlich auch ein Erfolgserlebnis feiern zu können. Noch immer ist unklar, ob Cristiano Ronaldo rechtzeitig fit wird für das Deutschland-Spiel und noch immer läuft bei dieser so eingespielten Mannschaft auch jenseits des Bangens um ihren Superstar nicht alles rund.
Auch im vorletzten WM-Test gegen Mexiko hatten die Portugiesen Probleme. Der Olympiasieger und Gruppengegner Brasiliens war dem Sieg am Freitagabend in Boston bis zu Alves' herrlichem Kopfball deutlich näher.
"Das Ergebnis war besser als die Leistung", titelte Portugals größte Sportzeitung "A Bola" deshalb auch am Samstagfrüh auf ihrer Internetseite. Eine Einschätzung, die Trainer und Spieler so allerdings nicht teilten. "Ein Sieg ist immer das wichtigste Ziel in jedem Spiel", meinte Paulo Bento, der stets nüchterne und pragmatische Coach. Dieser Erfolg habe gezeigt, "wie hart wir heute Abend und davor im Training gearbeitet haben."
Auch Bruno Alves, der robuste Verteidiger von Fenerbahce Istanbul, sagte: "Dieses Spiel beweist die Einstellung dieser Mannschaft. Wir haben eine Siegermentalität und müssen jetzt mit der gleichen Freude weiterarbeiten. Wir sind auf einem guten Weg zur WM."
Ronaldo auch gegen Irland fraglich
Das mit dem guten Weg werden ihm Fans, Journalisten und wahrscheinlich auch Mitspieler aber erst dann abnehmen, wenn sicher ist, dass auch Ronaldo wieder spielen kann. Bislang ist aber eher davon auszugehen, dass der Kapitän auch am Dienstag beim letzten WM-Test in New Jersey gegen Irland fehlen wird, seine Probleme an Oberschenkel und Knie sind hartnäckig.
Während des Spiels gegen Mexiko posierten der Weltfußballer sowie die beiden ebenfalls verletzten Pepe und Raul Meireles in den Trikots der Nationalmannschaft im Teamhotel in der Nähe von New York und verbreiteten via Twitter ihre Unterstützung für die Teamkollegen in die Welt ("Forca Portugal"). Schon am Samstagfrüh stand die nächste individuelle Trainingseinheit auf dem Programm.
"Ich weiß nicht, wann Cristiano wieder spielen kann", hatte Bento bereits am Donnerstag gesagt. Es mache keinen Sinn, jeden Tag etwas über seinen Zustand oder irgendwelche Prognosen zu äußern. "Wir arbeiten weiter daran, dass sich dieser Zustand verbessert."
Das Spiel gegen Mexiko war trotzdem schon einmal so etwas wie eine erste Notfallübung. Im Gegensatz zum 0:0 gegen Griechenland ließ Bento diesmal wieder das bewährte 4-3-3-System spielen, auf der Position von Ronaldo links vorne kam der Wolfsburger Vieirinha zum Einsatz. Eine mögliche andere Alternative ist aber auch der international erfahrenere Varela vom FC Porto.
Hinten wappnete sich der Trainer für den Fall, dass neben dem Superstar auch dessen Teamkollege von Real Madrid weiter fehlen sollte. Anstelle des angeschlagenen Pepe verteidigte Luis Neto von Zenit St. Petersburg an der Seite von Bruno Alves. Allzu große Sorgen macht sich Bento aber scheinbar nicht: "Bis zum Spiel gegen Deutschland haben wir noch genügend Zeit", sagte er.
