WM Pfister: "Südafrika ist ohne jede Chance"

Johannesburg (RPO). Afrika-Experte Otto Pfister befürchtet bei der WM erhebliche Sicherheitsprobleme und prophezeit Gastgeber Südafrika ein sportliches Debakel. "Die sind ohne jede Chance! Die sind ja selbst in Afrika die Nummer 19 oder 20. Außerdem ist die Mannschaft schlecht vorbereitet", sagt der 72-Jährige, der auf dem Schwarzen Kontinent in beinahe 40 Jahren acht Nationalteams und fünf Vereinsmannschaften trainiert hat, dem Sport-Informations-Dienst (sid).

 Otto Pfister glaubt an ein sportliches Debakel von Südafrika.

Otto Pfister glaubt an ein sportliches Debakel von Südafrika.

Foto: AFP, AFP

Die Endrunde sei einerseits ein "gefundenes Fressen für Al-Kaida", zudem befürchtet Pfister, dass sich Fans unnötig in Gefahr begeben: "Die Gefahr ist, dass die Betrunkenen rumschreien und da die falschen Parolen brüllen, da provozieren - das ist ein Risikofaktor. Wenn man dort mit nacktem Oberkörper rumschreit, ist ordentlich Feuer unterm Dach."

Andererseits müsse der gemeine Besucher sich keinerlei Sorgen machen, solange er sich normal verhalte. "Angola zum Beispiel, wo während des Afrika-Cups der Terroranschlag war, und Südafrika sind nicht zu vergleichen. Wenn in Rumänien ein Terroranschlag passieren würde, würde auch keiner sagen: Leute, fahrt nicht nach Deutschland! Ich glaube nicht, dass viel passiert, da müsste ich mich schon sehr irren", sagte Pfister: "In Frankfurt ist die Brieftasche schließlich auch schnell weg."

Die afrikanischen Fans seien generell kein Problem. "Niemals rasten die aus, zumindest habe ich das nie erlebt. Das ist da eben nicht wie in Europa. Die sind - es ist unglaublich, aber wahr - viel zivilisierter als in Deutschland."

Kein Verständnis hat Pfister auch für Bedenkenträger, die Voodoo-Zauber und schwarze Magie als essenzielle Bestandteile des afrikanischen Fußballs bezeichnen. "Das wird aufgebauscht - alles Trallala! Bei den professionellen Teams wie Kamerun gibt es das gar nicht, da wird einfach viel Presse gemacht. Das ist meistens nicht mehr als das Bekreuzigen in Europa", sagt Pfister. "Das ist ja auch ein psychologisches, soziales Problem. Die Leute wollen den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen."

Allerdings hat er in seiner Karriere auch anderes erlebt. "Senegal", sagt er wie aus der Pistole geschossen, "da waren alle stark abergläubisch. Die haben Bastringe um den Körper getragen, die hatten einen Marabu-Zauberer bei der Mannschaft, der versucht hat, spirituell einzuwirken", sagte Pfister. Er habe damals aus gutem Grund nicht eingegriffen: "Wenn Sie da als Trainer dazwischengehen, sind Sie tot. Da kann man nur versuchen, das zu begrenzen."

Einen afrikanischen Weltmeister, da ist sich Pfister sicher, werde die Fußball-Welt in Südafrika nicht erleben. Viel zu schwach seien fast alle Torhüter, zu chaotisch sei die Organisation. "Weltmeister wird Argentinien, Spanien oder England. Und Afrika muss weiter warten", sagt Pfister: "Wenn ich dann lese: Eines Tages wird eine afrikanische Mannschaft Fußball-Weltmeister, dann denke ich bei mir: Eines Tages vielleicht, aber nicht in den nächsten zehn Jahren. Sicher nicht."

(SID/seeg)
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