Bedenken bei WM-Sicherheit Panikmache ohne Grund

Johannesburg (RPO). Die Bedenkenträger aus aller Welt haben wohl einmal mehr zu schwarz gemalt. Terroranschläge waren befürchtet worden, Rassenunruhen, Mord und Totschlag - und ein überforderter Polizeiapparat. Die Realität bei der Fußball-WM in Südafrika sah jedoch ganz anders aus.

WM 2010: Südafrika von A bis Z
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Foto: AFP

Vereinzelte Überfälle auf Touristen und Journalisten sowie die teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen Stadion-Ordnern und Polizeikräften in Kapstadt und Durban trübten das Bild nur leicht.

"Gerade mit Blick auf die Befürchtungen, die vor der WM zum Teil nicht ganz unbegründet die Runde gemacht haben, muss man nun auch mal sagen: Hut ab!", sagte Hendrik Große Lefert. Der Einsatzleiter der deutschen Polizeidelegation in Südafrika war als wichtiger Ansprechpartner des WM-Gastgebers 2006 im internationalen Sicherheitzentrum in Pretoria über alle Gefahrenlagen stets im Bilde. "Wir sind im Hinblick auf die Sicherheitslage allgemein und auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort deutlich positiv überrascht worden. Wir sind sehr zufrieden", sagte Große Lefert.

Zahlen zu WM-relevanten Straftaten wurden in Südafrika bislang nicht veröffentlicht, das Parlament muss derartige Statistiken vorher freigeben. Sollten sie jemals an die Öffentlichkeit gelangen, dürften sie deutlich unter denen der WM 2006 liegen - vor allem, weil das Problem des Hooliganismus im Gegensatz zur Endrunde vor vier Jahren so gut wie nicht vorhanden war.

In Deutschland waren 2006 rund um alle Spiele und Fan-Veranstaltungen etwa 7000 Straftaten verzeichnet worden. 875 verletzte Personen wurden registriert, darunter etwa 250 Polizisten und 350 Gewalttäter. Etwa 9000-mal griffen die Ordnungshüter zu sogenannten freiheitsentziehenden Maßnahmen zur Gefahrenabwehr.

"Die Unkenrufe, Südafrika könne so ein Großereignis nicht ausrichten, haben sich nicht bewahrheitet. Sie können es. Wir haben mit unseren Erfahrungen von 2006 ein bisschen geholfen. Aber es ist eine südafrikanische Verantwortlichkeit, die sie selbsbewusst wahrnehmen", sagte Innenminister Thomas de Maiziere anlässlich seines Besuches beim Risikospiel Deutschland gegen England in Bloemfontein. Wie fast überall blieb es auch dort ruhig. Die 56 Schnellgerichte in Südafrika hatten es mit 223 Verdächtigen zu tun, die Verurteilungsrate belief sich auf 60 Prozent. Dabei gab es zum Teil drakonische Strafen für relativ geringfügige Vergehen. Die Abschreckung war dadurch allerdings sehr hoch.

Ein Todesopfer erschütterte den Gastgeber allerdings bis ins Mark. Die 13 Jahre alte Zenani Mandela war auf dem Rückweg vom WM-Eröffnungskonzert in Soweto von ihrem betrunkenen Chauffeur in den Tod gefahren worden. Der ehemalige südafrikanische Staatspräsident Nelson Mandela sagte nach dem Tod seiner Ur-Enkelin seine Teilnahme an der WM-Eröffnungsfeier ab. Zuvor häufig geäußerte Bedenken, dass auf den zum Teil katastrophalen Straßen Südafrikas zahlreiche WM-Touristen sterben könnten, erwiesen sich jedoch als falsch.

Auch der Massenpanik, die fünf Tage vor WM-Beginn beim Testspiel zwischen Nigeria und Nordkorea in Johannesburg für viel Aufregung gesorgt hatte, folgten keine ähnlichen Zwischenfälle während der Endrunde.

41.000 Polizisten hat Südafrika in den neun WM-Spielorten zusätzlich aufgeboten. Dass die staatlichen Anstrengungen, die vom Weltverband FIFA und den WM-Startern auch finanziell gestützt worden waren, nach der WM wieder zurückgefahren werden, ist nun die größte Sorge der südafrikanischen Bevölkerung.

(SID/born)
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