Ex-Gladbacher im Interview Bradley: "Klinsmann lebt uns als Trainer den Teamgeist vor"

Der frühere Mönchengladbacher Michael Bradley gehört zu den wichtigsten Spielern im Team der USA. Gegen Belgien will er mit seiner Mannschaft zum ersten Mal seit 2002 ins WM-Viertelfinale. Er sagt: "Ich verstehe mich als Leader."

Belgien - USA: die Fakten
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Foto: ap, TH CAK

Michael Bradley, Sie stehen mit dem Team der USA im WM-Achtelfinale gegen Belgien. Wie stehen die Chancen?

Bradley In dieser Phase eines Turniers gibt es keine Favoriten mehr. In jedem Spiel geht es um alles, man gewinnt oder es ist vorbei. Es geht darum, gut in ein Spiel reinzukommen und alles zu geben über 90 und 120 Minuten. Am Ende ist es dann die Mentalität, die entscheidet. Wer den größeren Willen hat, gewinnt. Man muss im richtigen Moment das Richtige tun, denn jeder Moment kann der entscheidende sein.

Gerade das US-Team gilt als mental sehr stark.

Bradley Ja, das ist so. Wenn man auf die vergangenen Jahre zurückschaut, war das immer unsere Stärke. Jeder von uns ist immer bereit, alles zu geben und für den anderen zu kämpfen. Wir haben gute Spieler und eine große physische Qualität. Die bringen wir immer auf den Platz. Wir glauben immer an unsere Chance und wollen sie auch gegen Belgien nutzen.

Zeigt gerade diese Weltmeisterschaft, wie wichtig Teamspirit ist?

Bradley trifft Costa anstatt des leeren Tores
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Foto: ap

Bradley Teamspirit ist ein wichtiger Faktor in einem Turnier — aber das ist nicht nur bei dieser Weltmeisterschaft so, sondern das war schon immer der Fall. Natürlich sind gute Einzelspieler wichtig, aber ohne das Team geht es nicht.

Berti Vogts, der während der Weltmeisterschaft Berater Ihres Trainers Jürgen Klinsmann ist, sagt, das US-Team sei wie eine große Familie. Stimmt das?

Bradley Unser Trainer legt viel Wert darauf, dass wir uns alle gut verstehen — und er lebt uns das vor. Wir sind jetzt seit einigen Wochen zusammen und haben viel Spaß miteinander. Das ist eine gute Grundlage für den Erfolg. Ich denke, das sieht man auch auf dem Platz.

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Wie stark ist Belgien?

Bradley Belgien hat sicherlich nicht eine so große Geschichte wie andere Teams aus Europa, wie Deutschland, Italien oder Spanien. Aber die Belgier haben sehr gute Spieler, die bei großen europäischen Klubs spielen. Das spricht für die Qualität des Teams. Es wird ein große Aufgabe für uns, gegen diese Mannschaft zu bestehen. Wir müssen es den Belgiern schwer machen und sie früh attackieren. Natürlich müssen wir auch unsere Chance suchen. Dass wir das können, haben wir gegen Portugal und Ghana gezeigt. Und auch gegen Deutschland, auch wenn wir da ohne Tor geblieben sind.

Sie selbst stehen im Zentrum des amerikanischen Spiels. Gefällt Ihnen die Rolle als Antreiber?

Bradley Ich bin ein Spieler, der immer versucht, Einfluss auf ein Spiel zu haben. Ich will den Ball so oft wie möglich haben, versuche die richtigen Pässe zu spielen, den Ball zu erobern und Tore zu machen. Ich verstehe mich als Leader und will der Mannschaft helfen — wer mich aus meiner Zeit in Mönchengladbach kennt, weiß das.

Amerikanische Mannschaften spielen immer auch darum, den Fußball in der Heimat populärer zu machen. Derzeit ist die Begeisterung groß. Freut Sie das?

Bradley Natürlich, das macht uns alle stolz. Die Popularität des Fußballs in den Vereinigten Staaten ist größer geworden, und es ist tatsächlich so, dass das ganze Land am Dienstag vor dem Fernseher sitzen wird, um uns zu unterstützen. Ich glaube auch, dass wir zu den Teams gehören, die den besten Support bei der WM haben. Unsere Fans sind großartig, sie machen eine tolle Stimmung im Stadion und stehen voll hinter uns.

Träumen Sie von einem Wiedersehen mit dem deutschen Team - dann im Endspiel am 13. Juli?

Bradley Jeder Fußballer träumt von einem Finale bei der WM - ganz egal, wer der Gegner ist. Und wir sind in Brasilien, um möglichst viel zu erreichen. Das gilt aber für alle Mannschaften hier. Darum geht es für uns immer um das nächste Spiel. Die Vorrunde ist vorbei und wir haben jetzt das erste Ziel erreicht. Wir gehören zu den besten 16 Teams. Nun geht die WM von neuem los. Jedes Spiel ist jetzt ein Endspiel.

Wie wichtig ist die deutsche Fraktion im US-Team?

Bradley Es ist wichtig, dass wir eine Familie und eine Mannschaft sind - egal, aus welchem Land die Spieler kommen, wir spielen für die USA.

KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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