Mexiko-Trainer wittert Verschwörung Herrera poltert gegen die Schiedsricher

Fortaleza · Miguel Herrera blieb sich auch bei seinem bitteren WM-Abschied treu. Der Trainer-Vulkan aus Mexiko, der wegen seiner emotionalen Ausbrüche zu einem der Gesichter der Weltmeisterschaft wurde, konnte das Achtelfinal-Aus von El Tri nicht staatsmännisch hinnehmen, sondern er polterte los. Der impulsive Coach kritisierte den Schiedsrichter heftig und machte gar diffuse Anspielungen einer Verschwörung gegen sein mexikanisches Team.

 Miguel Herrera war nach der Niederlage gegen die Niederlande sauer auf den Unparteiischen.

Miguel Herrera war nach der Niederlage gegen die Niederlande sauer auf den Unparteiischen.

Foto: dpa, hm

"Das war eine WM, in der alles die ganze Zeit gegen Mexiko lief", sagte Herrera. In drei von vier Spielen seien alle strittigen Entscheidungen "gegen uns getroffen" worden. Der impulsive Mann mit dem stechenden Blick hatte sichtlich Mühe, seinen Ärger über das unnötige Achtelfinal-Aus beim dramatischen 1:2 (0:0) gegen die Niederlande hinunter zu schlucken.

Denn gegen Oranje sah sich Herrera um den verdienten Sieg betrogen. "Der entscheidende Faktor war der Mann mit der Pfeife", sagte der 46-Jährige: "Er hat uns aus der WM geworfen. Wir fahren jetzt nach Hause, aber ich hoffe, dass auch der Schiedsrichter nicht mehr bei der WM bleiben darf."

Der Unparteiische Pedro Proenca hatte den Niederländern in der Nachspielzeit einen Strafstoß zugesprochen, den der eingewechselte Klaas-Jan Huntelaar zum 2:1-Endstand (90.+4) eiskalt verwandelte. Zuvor hatte Mexiko-Kapitän Rafael Marquez Gegenspieler Arjen Robben leicht am linken Fuß getroffen. Die Entscheidung war vertretbar.

Nicht aber für Herrera, der zudem die Ansetzung des Portugiesen durch die Fifa kritisierte: "Wenn ein Schiedsrichter vom Kontinentalverband des Gegners aufläuft, dann muss man das hinterfragen." Was aber hätte der Portugiese Proenca von einem niederländischen Viertelfinal-Einzug gehabt?

Doch Herrera hielt sich mit Erklärungen nicht lange auf, "El Piojo", die Laus, knöpfte sich auch Robben vor. "Dreimal" habe sich der Bayern-Star "auf die gleiche Art und Weise" im Strafraum hingeworfen, um einen Elfmeter zu schinden. "Und er", sagte Herrera mit Bezug auf den Schiedsrichter, "hat nichts gemacht". Robben entschuldigte sich hinterher für eine Schwalbe in der ersten Halbzeit: "Das war dumm von mir."

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Unklug war für Fußball-Ikone Diego Maradona auch die frühe Auswechslung (61.) von Giovanni Dos Santos, dem Torschützen zum 1:0. "Das war töricht. Er war der einzige Spieler, der die niederländische Verteidigung in Schwierigkeiten gebracht hat", sagte Maradona in seiner Fernsehsendung "De Zurda".

Die Mexikaner hatten aber andere Sorgen. Der Achtelfinal-Fluch - zum sechsten Mal in Folge war El Tri in der ersten K.o.-Runde ausgeschieden - beendete die WM-Euphorie des Olympiasiegers auf brutale Weise. Der erneut überragende Torwart Guillermo Ochoa trottete wortlos und mit feuchten Augen durch die Interview-Zone, während bei Hector Moreno im Krankenhaus ein Schienbeinbruch diagnostiziert wurde.

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Das Lob von Staatspräsident Enrique Pena Nieto dürfte da wenig trösten. "Danke für die Leidenschaft und dafür, dass ihr nie aufgehört habt zu kämpfen. Euer Land wird nicht aufhören, an euch zu glauben", twitterte das Staatsoberhaupt. Auch die heimischen Medien brachten ihren Stolz auf El Tri zum Ausdruck. "Adios, Krieger", schrieb die Zeitung Record.

Die Mexikaner werden in vier Jahren wieder versuchen, den Achtelfinal-Fluch zu besiegen - wohl mit Herrera an der Seitenlinie. Der frühere Rechtsverteidiger soll demnächst einen neuen Vierjahresvertrag unterschreiben.

(sid)
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