WM-Qualifikation mit England Leader Frank Lampard macht die 100 voll
London · Frank Lampard ist ein Mann mit Weitsicht, für die Zeit nach seiner glanzvollen Karriere als Fußball-Profi hat der Routinier der englischen Nationalmannschaft längst vorgesorgt – Lampard schreibt Kinderbücher. Doch bevor sich der 35-Jährige ganz seiner neuen Passion widmet, hat die britische Fußball-Ikone noch einen Traum: Die Teilnahme an der WM im kommenden Sommer in Brasilien.
"Es wäre großartig, ausgerechnet in Brasilien noch einmal für England anzutreten", sagte Lampard vor dem Endspurt in der WM-Qualifikation. An ein mögliches Scheitern verschwendet der 35 Jahre alte Chef-Stratege keinen Gedanken: "Ich würde es hassen, schon in diesem Herbst aufzuhören. England will zur WM und ich möchte so nicht aufhören." Es wäre nach 2006 (Viertelfinale) und 2010 (Achtelfinale) seine dritte Weltmeisterschaft.
Lampard ist der Dauerbrenner des englischen Fußballs. Mit seiner körperlichen Präsenz auf dem Platz, dem kraftvollen Spiel und seinen gefürchteten Weitschüssen nimmt er auch 14 Jahre nach seinem Debüt bei den Three Lions noch immer eine Schlüsselrolle ein und bildet zusammen mit Verteidiger Ashley Cole (32) und Kapitän Steven Gerrard (33), die beide in der Ukraine ihr 105. Länderspiel absolvierten, das Herzstück des Teams. "Sie sind ein Geschenk des Himmels", sagte Teammanager Roy Hodgson über sein Führungstrio.
Dies empfand auf der Insel aber längst nicht immer jeder so. So galt insbesondere Lampard, der am 10. Oktober 1999 gegen Belgien für die englische A-Auswahl debütiert hatte, nach der verpassten Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 als Sündenbock und wurde von den britischen Fans übel beschimpft. Auch die EM im vergangenen Sommer verpasste der Spielmacher – eine Oberschenkelverletzung zwang ihn zur kurzfristigen Absage.
Größte Erfolge mit FC Chelsea
Seine größten Erfolge feierte Lampard ohnehin im Verein. Mit dem FC Chelsea gewann der torgefährliche Mittelfeldspieler drei englische Meisterschaften und vier Pokalsiege, er holte im vergangenen Jahr die Champions League gegen den FC Bayern und im Sommer den Titel in der Europa League. "Frank ist der beste Profi, mit dem ich je zusammengearbeitet habe", sagt Lampards alter und neuer Trainer Jose Mourinho voller Bewunderung: "Sein Selbstvertrauen überträgt sich auf die Mannschaft, für die er spielt."
Dies sind seit 2001 die Blues, bei denen er sich am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison einen weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher sicherte: Mit seinem 202. und 203. Pflichtspieltreffer für die Londoner löste Lampard die Chelsea-Legende Bobby Tambling als erfolgreichsten Vereinstorschützen ab – inzwischen sind es 204.
Ob Lampard, dessen Vertrag bei Chelsea im nächsten Sommer endet, nach der Saison noch ein 14. Jahr dranhängt, weiß er noch nicht. Der Spielmacher liebäugelt mit einer Laufbahn als Trainer. "Aber da gibt es nur einen Klub, der infrage kommt. Chelsea ist der einzige Verein, bei dem ich als Teammanager arbeiten möchte", sagte Lampard unlängst.
Seine Karriere als Kinderbuchautor bleibt davon freilich unberührt. Zwei Werke seiner Serie mit dem Titel "Frankie's Magic Football" sind bereits erschienen, drei sollen bis 2014 folgen. Zu gerne würde der zweifache Familienvater in der Reihe seiner eigenen Fußball-Abenteuer demnächst auch von einem brasilianischen WM-Erlebnis berichten.
