Debakel in Südafrika Frankreich suspendiert kompletten WM-Kader

Paris (RPO). In Frankreich sind am Freitag nach dem WM-Desaster in Südafrika im Schatten einer millionenschweren Schadenersatzforderung von Sponsoren die Weichen für einen Neubeginn gestellt worden. Der Rat des französischen Verbandes FFF stimmte der Forderung des neuen Nationaltrainers Laurent Blanc nach Suspendierung aller 23 WM-Spieler für das Länderspiel des Ex-Weltmeisters am 11. August in Norwegen zu.

WM 2010: Frankreichs Trainingsboykott
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Außerdem bestimmte das Gremium Fernand Duchaussoy zum Interims-Nachfolger des zurückgetretenen Verbandspräsidenten Jean-Pierre Escalettes.

Blancs Maßnahme für sein erstes Spiel als Nachfolger des gescheiterten Raymond Domenech soll auch ein Zeichen für die empörte Öffentlichkeit sein. Inwieweit der Weltmeister von 1998 in der EM-Qualifikation wieder auf Mitglieder des Kaders in Südafrika, wo die "Equipe tricolore" sowohl durch interne Querelen als auch sportlich durch das Vorrunden-Aus ohne Sieg ein Bild des Jammers abgegeben hatte, zurückgreifen oder einen radikalen Neuanfang betreiben wird, blieb am Freitag in Paris noch offen.

Der Coach sah sich zuletzt auch mit Forderungen nach einem generellen Verzicht auf Bayern Münchens Superstar Franck Ribery und Karim Benzema (Real Madrid) konfrontiert. Gegen beide Profis ist am vergangenen Dienstag in der Rotlicht-Affäre um intime Kontakte zu einer minderjährigen Prostituierten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Mehrere Sponsoren der einst so stolzen Nationalmannschaft haben inzwischen bei der FFF Regressforderungen geltend gemacht. "Unsere Partner sagen: Wir haben Schaden erlitten, wir wollen Wiedergutmachung. Sie fordern etwas mehr als eine Million Euro", erklärte FFF-Schatzmeister Bernard Desumer. Auch der Ausrüster (adidas) erhofft sich einen finanziellen Ausgleich. "Die Firma hat noch über 180.000 Trikots unserer Mannschaft auf Lager liegen und kann sie nicht mehr verkaufen", erläuterte FFF-Generalsekretär Henri Moteil die Auswirkungen der schändlichen WM-Vorstellung. Seinen Angaben zufolge wollen die Verbands-Partner allerdings über Schadenersatz hinaus keine Neuverhandlungen der Verträge bewirken.

Duchaussoy soll die FFF bis zum außerordentlichen Verbandstag am 18. Dezember wieder in ruhigere Fahrwasser führen. Der 67 Jahre alte Chef der Amateur-Ligen war einziger Kandidat für die Nachfolge Escalettes, der Ende Juni als Konsequenz aus dem verheerenden WM-Auftritt der Grande Nation in Südafrika sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. "Ich bin sehr verbittert, dass ich die Nachfolge meines Freundes in einer der schwärzesten Zeiten unseres Fußballs mitten in einer schweren und moralischen Krise übernehmen muss", sagte Duchaussoy. Ob Duchaussoy im Dezember sich am Jahresende zum reguulären FFF-Boss wählen lassen will, ist noch nicht bekannt.

Bei dem Verbandstreffen im Dezember sollen auch neue Strukturen für die FFF geschaffen werden. "Wir sind uns einig gewesen, ein Reformprogramm auf den Weg zu bringen, durch das die FFF moderner, gerechter und demokratischer werden wird. Das Programm mit der Veränderung von Statuten werden wir im Dezember vorlegen, so dass die Änderungen im April oder Juni 2011 in Kraft treten können", sagte FFF-Vizepräsident und Profiliga Chef Frederic Thiriez nach der Sitzung des Verbandsrates.

(SID/born)
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