Frankreich sieht WM-Aus als Chance Kaum Mitleid für verletzten Franck Ribery

Paris · Der Schock wurde schnell verdaut. Schon wenige Stunden nach der Nachricht, dass Frankreichs Nationalteam am Montag ohne ihren "Chef" Franck Ribery zur WM nach Brasilien fliegen muss, herrschte eine "Jetzt-erst-Recht"-Stimmung.

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Foto: afp, FF/le

Der Schock wurde schnell verdaut. Schon wenige Stunden nach der Nachricht, dass Frankreichs Nationalteam am Montag ohne ihren "Chef" Franck Ribery zur WM nach Brasilien fliegen muss, herrschte eine "Jetzt-erst-Recht"-Stimmung.

Das Aus für den Profi von Bayern München wegen seiner chronischen Rückenschmerzen wurde weniger als Verlust, sondern vielmehr als Chance für die Equipe Tricolore begriffen.

Mut macht den Franzosen vor allem ein Blick zum Nachbarn nach Deutschland: "Vor vier Jahren hat der Ausfall von Michael Ballack bei der WM in Südafrika ja einige deutsche Spieler sowohl auf als auch neben dem Platz befreit. Diesem Beispiel müssen die Blauen nun folgen", erinnerte am Samstag "L'Équipe". Die französische Sportzeitung titelte daher auf Seite eins ohne viel Mitleid für Ribery: "Ende des Romans".

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Es gab allerdings auch tröstende Worte für "Europas Fußball des Jahres". So twitterte sein brasilianischer Klubkollege Dante: "Es tut mir leid". Der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal, der es in seiner Zeit in München nicht immer leicht hatte mit Ribery, sagte in Rio de Janeiro: "Ich weiß, wie ehrgeizig er ist, deshalb finde ich es auch sehr schlimm für ihn." Uefa-Chef Michel Platini stellte fest: "Das ist ein großer Verlust für die französische Nationalmannschaft, ein schwerer Schlag. Franck ist ein sehr wichtiger Spieler."

In der Tat: In der WM-Qualifikation war Ribery an elf der 18 Treffer beteiligt. Seine Erfahrung aus 81 Länderspielen wäre in einem jungen Team sehr wichtig gewesen. Der Mann aus Boulogne-sur-Mer, der Freitagabend nach eigenen Worten mit "gebrochenem Herzen" das Trainingslager in Clairefontaine bei Paris verließ, hat mit zehn Einsätzen mehr WM-Erfahrung als alle anderen 22 Spieler aus dem französischen Kader, die nur auf neun WM-Spiele kommen.

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Dennoch: Vertreter der Fußball-Szene und der Medien sowie auch Fans sind der Meinung, dass es ohne Ribery besser klappen kann. In einer Onlineumfrage von "L'Equipe" meinten nur 41 Prozent von rund 35.000 Lesern, der Ausfall werde das Team schwächen.

Der frühere Nationaltrainer Raymond Domenech glaubt, dass die Equipe ohne den großen Star "zu neuer Stärke finden" kann. "Die Abwesenheit von Ribery macht den Weg frei für neue Ideen, für andere Richtungen und Möglichkeiten", sagte der Mann, der Ribery debütieren ließ und mit ihm in Deutschland Vizeweltmeister wurde. 2010 erlebte er mit Ribery das Fiasko bei der WM in Südafrika samt Trainingsstreik.

Laut "L'Equipe" hat Frankreich Mittel, Ribery zu ersetzen. Auf links könne Newcastle-Profi Loïc Remy mit 27 den Durchbruch schaffen. Auch Antoine Griezmann könne auf seine große Stunde hoffen. Der 23-Jährige hat bei Real Sociedad eine tolle Saison gespielt und war mit 16 Treffern sechstbester Torschütze der Primera División.

In Frage käme auch eine Doppelspitze mit Real-Madrid-Stürmer Karim Benzema und Arsenal-Golagetter Olivier Giroud in Frage. Letzterer, eigentlich Ersatz, zeigte in den Tests gegen Norwegen (4:0) und Paraguay (1:1) mit zwei Toren sehr gute Leistungen.

Ein Blick auf die Statistik könnte Nationaltrainer Didier Deschamps Hoffnung machen: Seit 2006 schossen "Les Bleus" in 41 Spielen ohne Ribery im Schnitt mehr Tore als in den 68 Begegnungen mit dem Bayern-Profi (1,56 zu 1,37). Auch die Siegesquote war mit 61 zu 50 Prozent ohne König Franck höher.

(dpa)
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