"Poppy-Verbot" der Fifa England und Schottland nehmen Punktabzug in Kauf

Burton-on-Trent · Der 11. November ist der Tag des Gedenkens an die britischen Kriegstoten. Die Diskussion über die Mohnblume am Revers ist vor dem Duell zwischen England und Schottland das beherrschende Thema.

 Bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Schottland trug Englands Teamchef Gareth Southgate die Mohnblume am Revers.

Bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Schottland trug Englands Teamchef Gareth Southgate die Mohnblume am Revers.

Foto: rtr, tj

Wenn England und Schottland aufeinandertreffen, dann, so heißt es, duellieren sich die ältesten Rivalen im Fußball. Die Lions und die Bravehearts werden sich gewiss am Freitag beim WM-Qualifikationsspiel im Wembley-Stadium (20.45 Uhr) nichts schenken, doch diesmal stehen sie auch zusammen im Andenken an die britischen Weltkriegsgefallenen. Der sogenannte Armistice Day hat so große Bedeutung, dass sich die Briten selbst mit dem Weltverband Fifa anlegen.

Es geht um das spezielle Trauersymbol der Mohnblume. Die Fifa warnte, das Tragen der "Poppy" am und auf dem Trikot könne eine Sanktion durch das Disziplinarkomitee nach sich ziehen, weil eine politische Botschaft auf der Spielkleidung untersagt sei. England und Schottland, so heißt es, werden aber sogar einen möglichen Punktabzug in Kauf nehmen und trotzdem wie geplant auflaufen. Sie wollen die Mohnblume auf einem Band am Oberarm tragen.

Bei den Briten stößt die Haltung der Fifa auf Unverständnis. Selbst die britische Premierministerin Theresa May rief das jüngst auf den Plan. "Es ist absolut ungeheuerlich. Unsere Fußballer wollen denen Anerkennung zollen, die ihr Leben für unsere Sicherheit gaben. Es ist ihr gutes Recht, das auch tun zu dürfen", sagte May. Englands Verbandschef Martin Glenn meinte: "Wenn sie uns bestrafen, werden wir das anfechten. Sie haben viel größere Probleme, auf die sie sich konzentrieren sollten."

Tragen der Mohnblume "genau das Richtige"

Das Gedenken begleitete die gesamte Woche. Interimsteamchef Gareth Southgate war etwa mit Kapitän Wayne Rooney, Torwart Joe Hart und Stürmer Daniel Sturridge auf einem Friedhof in Burton-on-Trent, die Mohnblume auch hier das zentrale Trauersymbol. Rooney legte einen Kranz aus der "Remembrance Poppy" an einem Mahnmal nieder. "Es ist wichtig, dass wir die Nation repräsentieren", sagte Southgate, "und die Mohnblume zu tragen, ist genau das Richtige, um dies zu zeigen."

Die Nachbarn aus Wales verzichten dagegen am Samstag im Spiel gegen Serbien auf die Blume. "Wir fühlen uns nicht in der Lage, das Risiko einer Geldstrafe oder eines Punktabzuges zu tragen. Dennoch werden wir, wie immer, unseren Respekt auf andere Art ausdrücken", sagte John Ford, Generalsekretär des Verbandes FAW. Das Team werde mit schwarzen Armbändern auflaufen.

Neben dem Disput mit der Fifa birgt das 113. Duell der Nachbarn England und Schottland aber auch sportlich durchaus Brisanz. Für Southgate geht es darum, sich als dauerhafter Coach der Three Lions zu empfehlen. Bislang ist das dem 46-Jährigen so leidlich gelungen, doch der Daily Telegraph berichtete bereits: Nur ein Desaster gegen die Schotten könnte Southgate den Job noch kosten. "Es geht nicht um mich", sagte der frühere Nationalspieler lapidar, der besonders mit seinem Elfmeter-Fehlschuss bei der EM 1996 gegen Deutschland Bekanntheit erlangte.

Southgate holt gegen die Schotten Rooney in die Startelf zurück, wie er am Donnerstag bestätigte. Es ist für den 31-Jährigen die Gelegenheit, gegen die Skepsis anzuspielen. Rooneys Leistungen waren zuletzt keineswegs durchweg überzeugend, aber immerhin ansteigend. "Er spielt gut für Manchester United. Ich glaube, er ist ein Spieler, dem es gut tut, wenn er in einen Rhythmus kommt. Er ist in einer besseren Verfassung als zuletzt", sagte Southgate.

(seeg/sid)
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