Underdog schafft EM-Sensation Island-Märchen lässt Kommentator ausflippen

Düsseldorf · Island hat bei der EM in Frankreich mit dem Einzug ins Achtelfinale für eine dicke Überraschung gesorgt. Beim 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen Österreich ist ein isländischer Kommentator völlig ausgeflippt.

Island feiert Achtelfinaleinzug mit den Fans
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Island feiert Achtelfinaleinzug mit den Fans

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Schon als die "Wikinger" zum Konter in der Nachspielzeit ansetzen, merkt der Zuschauer regelrecht, wie es in dem Kommentator anfängt zu brodeln. Man sieht ihm vor dem geistigen Auge langsam von seinem Platz aufstehen. Seine Stimme wird lauter. Und noch lauter. Und als Birkir Bjarnason den Ball in die Mitte zu Arnor Invi Traustason legt, muss man schon ein bisschen Angst um den guten Mann am Mikrofon haben. Seine Stimme, oder das, was davon übrig ist, erreicht eine Tonlage, die jedem Sopran-Sänger Konkurrenz machen könnte. Als Traustason den Ball im Tor unterbringt, brüllt er nur noch "Jaaaa, Jaaaa, Jaaaa" ins Mikrofon. Danach will er noch irgendetwas sagen, allerdings ist seine Stimme so lädiert, dass es nur noch halb verständlich ist

Bei Twitter ist das Video des Kommentators bereits am Mittwochabend zum viralen Hit geworden. Zahlreiche User teilten den emotionalen Ausbruch und gaben ihren eigenen Kommentar dazu ab. Tenor: Solche emotionalen Kommentatoren tun dem Fußball gut.

Nahezu alles, was ein blaues Trikot trug, drehte nach eine der größten Sensationen der EM-Geschichte beinahe völlig durch. Isländische Spieler und isländische Fans standen sich in der Stadionkurve gegenüber, sie sangen, tanzten und jubelten zusammen. Durch den Sieg gegen Österreich schaffte es der krasse Außenseiter aus dem hohen Norden gleich bei seiner ersten großen Turnier-Teilnahme ins Achtelfinale dieser EM. "Ich glaube, wir werden den Nationalfeiertag jetzt vom 17. Juni auf den heutigen Tag umlegen", meinte Trainer Heimir Hallgrimsson. "Was diese Mannschaft hier geleistet hat, ist unglaublich."

Und während in der einen Hälfte des Stade France am Mittwoch alles in einem großen blauen Jubelmeer versank, lagen auf der anderen Seite Bundesliga-Stars wie David Alaba oder Julian Baumgartliner völlig enttäuscht auf dem Rasen. Als eine der großen Enttäuschungen der Europameisterschaft fahren die deutlich stärker eingeschätzten Österreicher schon nach der Vorrunde nach Hause.

EM 2016: Traustason schießt Island ins Achtelfinale
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Traustason schießt Island ins Achtelfinale

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"Das ist ein schwarzer Tag in meiner Karriere. Solche Tage wünscht man sich natürlich nicht", sagte Kapitän Christian Fuchs. "Das Wichtigste ist aber, dass man nach solchen Tagen wieder aufsteht. Es wird schnell wieder vergessen, dass wir uns auf sportlichem Weg zum ersten Mal überhaupt für eine EM-Endrunde qualifiziert haben."

Größter Moment in isländischer Fußball-Geschichte

Als Islands Stürmer Stürmer Jon Dadi Bödvarsson vom 1. FC Kaiserslautern kurz darauf gefragt wurde, wie er sich fühlt, sagte er zunächst: "Keine Ahnung. Das ist zu viel auf einmal." Nach einem kurzen Moment der Besinnung legte er dann los. "Das ist der größte Moment in der Geschichte des isländischen Fußballs. Wir sind stolz und glücklich, meinte er.

EM 2016: Aleksandar Dragovic verschießt vom Elfmeterpunkt
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Pfosten! Dragovic verschießt vom Elfmeterpunkt

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Im Achtelfinale treffen die Isländer nun am kommenden Montag in Island ausgerechnet auf ihren absoluten Wunschgegner England. Das ist jene Fußball-Nation, die man in dem kleinen Inselstaat mit seinen nur 330.000 Einwohnern traditionell am meisten verfolgt. "England ist das Dream-Team für mich", meine Bödvarsson. "Die habe ich bei Europameisterschaften immer angefeuert, seit ich vier Jahre alt bin. Das ist fantastisch für uns alle."

Der Lauterer Zweitliga-Stürmer hatte sein Team vor 65.714 Zuschauern in Saint-Denis in der 18. Minute in Führung gebracht. Den Siegtreffer erzielte Traustason mit der letzten Aktion des Spiels. Dazwischen hatten die Österreicher durch Aleksandar Dragovic (37.) zunächst einen Foulelfmeter verschossen und dann nach dem Ausgleich des Schalkers Alessandro Schöpf (60.) doch noch einmal Hoffnung geschöpft. Sie brauchten unbedingt einen Sieg.

Eine Halbzeit spielte die Mannschaft von Trainer Marcel Koller erschreckend schlecht, nach der Pause machte sie aber viel Druck. "Wir sind super aus der Halbzeit gekommen. Wir hatten genug Chancen, um das Spiel zu entscheiden", haderte Schöpf, der unmittelbar nach dem Ausgleich die große Gelegenheit zum 2:1 vergab. "Mir persönlich tut es sehr leid, dass ich meine große Chance zum 2:1 nicht gemacht habe. Eigentlich ist das ein sehr schöner Moment, bei so einem großen Turnier zu treffen. Aber bei mir ist die Enttäuschung viel größer, dass wir ausgeschieden sind. Diese Enttäuschung bei uns ist riesig."

(seeg/dpa)
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