Katar sieht sich für WM gerüstet "Die Welt täuscht sich komplett"

Doha (RPO). Die Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an Katar hat weltweit zu Kritik geführt. Das kleine Land am Persischen Golf sieht sich für das Großereignis aber durchaus gerüstet.

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EM 2024 - Stadien und Spielorte in Deutschland

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Foto: dpa/Alexander Hassenstein

Es ist wenig los im alten Hafen von Doha. Ein paar Menschen, keine Luxus-Schiffe, ein Pier, der schon etwas das Zeitliche gesegnet hat. Und ansonsten - nichts. Noch ist nicht einmal ansatzweise zu erahnen, welch gewaltiges und beeindruckendes Projekt in der Bucht von Doha im arabischen Golf in unmittelbarer Nähe des berühmten "Islamic Art Museums" entstehen wird: das Doha Port Stadion. Eine Arena, die die Welt beeindrucken soll.

Spätestens 2022 will Katar mit seinen 1,7 Millionen Einwohnern allen Kritikern beweisen, dass es durchaus in der Lage ist, ein Großereignis wie eine Fußball-Weltmeisterschaft zu organisieren. Der Asian-Cup, der vom 7. bis 29. Januar in dem aufstrebenden Emirat am Persischen Golf stattfindet, ist nur ein erster kleiner Vorgeschmack.

"Die Welt täuscht sich komplett in Katar. Es wird sich zeigen, dass dies historisch die richtige Entscheidung war. Das Land und die gesamte Region haben die Chance, ein besseres Verständnis für die hiesigen Kulturen zu schaffen und Vorurteile abzubauen", sagt Andreas Bleicher, Direktor für internationale Beziehungen des Aspire-Trainingszentrums in Doha und Berater der WM-Kommission Katars, im SID-Gespräch.

Bis 2022 sollen alleine neun Stadien neu gebaut werden, drei weitere werden runderneuert. Unter anderem auch das Khalifa-Stadion, in dem am Freitagabend die Asienmeisterschaft mit dem Spiel der Gastgeber gegen Usbekistan eröffnet wird. Sollte die WM wie bisher noch vorgesehen im Sommer stattfinden, würden die Arenen mit aufwendigen Klimasystemen ausgestattet werden, um sie bei Außentemperaturen um die 50 Grad auf 27 Grad herunterzukühlen. Der Aufwand für die Bauvorhaben liegt nach derzeitigen Planungen bei vier Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 3,05 Milliarden Euro.

Katar sind keine Kosten zu hoch

Für Katar, das die zweitgrößten Gasreserven der Welt besitzt, und seine Herrscherfamilie, die Thanis, kein Problem. Überhaupt werden keine Kosten und Mühen gescheut, um in elf Jahren Eindruck zu hinterlassen. Bis dahin fährt eine Metro, darüber hinaus wird es einen neuen Groß-Flughafen und eine rund 25 Kilometer lange Brücke ins benachbarte Bahrain geben.

Schon jetzt erinnert die Hauptstadt Doha mit seiner futuristischen Skyline ein wenig an New York. Und an jeder Ecke entstehen im Wüstensand neue imposante Wolkenkratzer aus Glas und Stahl mit gewagten Entwürfen. Zudem haben die Kataris "The Pearl" - eine künstliche Halbinsel, die aus der Luft betrachtet die Form mehrerer nebeneinanderliegender Austern mit Perlen in der Mitte hat. Edelboutiquen, Luxusvillen, schicke Restaurants und ein Yachthafen gehören zum Inventar. 2013 soll das 20-Milliarden-Dollar-Projekt, das an "The Palm" in Dubai erinnert, fertig sein.

Auch in Sachen Sport ist in Katar, das erst seit 1971 unabhängig ist und damals gerade einmal 110.000 Einwohner hatte, das Beste gerade gut genug. Die Aspire-Zone, an deren Gestaltung Andreas Bleicher maßgeblich beteiligt war, gehört zu den größten Anlagen weltweit. Der deutsche Rekordmeister Bayern München genießt gerade die perfekten Bedingungen. Zur Anlage gehört das Khalifa-Stadion, die größte überdachte Sportstätte der Welt, mehrere Rasenplätze, zwei Hotels, eine Sportklinik und ein Leistungslabor.

Auch 2022 wird der Standard für die teilnehmenden Nationen laut Bleicher, der seit sieben Jahren in Katar lebt, "optimal" sein. Das Konzept sieht vor, dass jede Mannschaft an ihrem Hotel einen eigenen Platz zur Verfügung hat, um sich dort ungestört und ohne großen Aufwand vorbereiten zu können.

Lockert Katar das Alkoholverbot in den Stadien?

Doch nicht nur die Teams sollen sich in Katar wohl fühlen. Bis 2022 wird die Bettenkapazität im kleinen Wüstenstaat die Forderungen der FIFA weit übertreffen. Auch in puncto Freizügigkeit und Alkohol erwartet Bleicher keine Probleme: "Wenn die FIFA will, dass in den Stadien und Fanzonen Alkohol ausgeschenkt werden soll, dann wird das auch passieren." Derzeit gibt es nur in einigen lizensierten Sterne-Hotels Alkohol. Das Land sei entgegen der weitverbreiteten Meinung trotz gewisser Grenzen "sehr tolerant".

Überhaupt glaubt Bleicher, "dass die WM in Katar für die Fans ein Traum wird. Sie können ein Hotel wählen und von dort alle Spielorte schnell und leicht erreichen. Das wird finanziell und logistisch für alle viel leichter." Bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von gerade einmal 110 km ist Katar flächenmäßig kleiner als Hessen. Die größte Entfernung zwischen den Stadien wird bei rund 60 km liegen.

Für Stefan Effenberg, einst Profi in Katar, bleibt aber ein Problem: "Katar ist nicht Fußball." Auch Mario Basler, ebenfalls wie Effenberg schon im Emirat aktiv, machte sich unlängst lustig, dass in Katar Kamelrennen populärer seien als Fußball. Doch Uli Stielike, der seit 2009 bei Al Sailiya als Trainer unter Vertrag steht, ist überzeugt, dass die WM 2022 ein voller Erfolg werden wird: "Da wird vier Wochen Ausnahmezustand herrschen." Noch ist davon im alten Hafen von Doha nichts zu spüren...

(SID/seeg)
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