WM der langen Wege Die USA sind Reise-Weltmeister

Rio de Janeiro · Bei den Spielern der USA ist Sitzfleisch gefragt: Deutschlands Gruppengegner legt bei der WM mehr als 14.000 Kilometer im Flugzeug zurück. Trainingswissenschaftler befürchten Probleme bei der Regeneration.

Das ist Jürgen Klinsmann
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Foto: dpa/Robert Michael

Fliegen ist eine große Leidenschaft von Jürgen Klinsmann. Um das Verkehrschaos in Kalifornien zu umgehen, hat der Nationaltrainer der USA sogar seinen Helikopter-Führerschein gemacht. Doch angesichts der Reisestrapazen bei der WM in Brasilien fürchtet selbst der passionierte Vielflieger um sein Sitzfleisch. "Wir haben den schlimmsten Reiseplan von allen Mannschaften", sagt der ehemalige Bundestrainer.

In der Tat: Die WM der langen Wege trifft die Amerikaner besonders hart. Um von ihrem Trainingscamp in Sao Paulo zu den WM-Spielen in Natal (gegen Ghana), Manaus (Portugal) und Recife (Deutschland) und wieder zurück zu gelangen, müssen Klinsmann und Co. über 14.000 Flugkilometer zurücklegen. Im Vergleich dazu wirken die 6000 Kilometer der deutschen Nationalmannschaft fast wie Kurztrips.

Doch die beschwerlichen Anreisen verbunden mit dem ungewohnten Klima sind auch für Philipp Lahm und Co. Störfaktoren. "Es wird eine WM der Strapazen - nur: Wir dürfen nicht den Fehler machen, das jeden Tag zu beklagen, zu lamentieren und zu nörgeln", sagt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

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Foto: dpa, geb nic

So sieht es auch Klinsmann, der sich nicht über einen möglichen Wettbewerbsnachteil beschweren will, sondern auf die Erfahrungswerte seiner Profis setzt. "Amerikanische Spieler sind es gewohnt, lange Distanzen zurückzulegen", sagt der 49-Jährige: "Von der Ost- bis zur Westküste in den USA sind wir sechs, sieben Stunden unterwegs." Ähnlich mühsam wie für die USA wird es auch für die Italiener, die ebenfalls knapp 14.000 Kilometer Strecke allein in der Luft zurücklegen.

"So lange Flüge widersprechen der Regeneration, weil es die Erholungsprozesse verlangsamt", sagt Prof. Dr. Ingo Froböse. Der Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung an der Deutschen Sporthochschule in Köln rät: "Die Spieler müssen sich im Flugzeug bewegen und viel Wasser trinken. So können Stoffwechselrückstände, die aus der Vorbelastung noch in den Muskeln sind, besser zurückfließen." Außerdem sei eine regenerative Einheit nach der Landung sinnvoll.

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Doch es sind nicht die Teams, die die größten Entfernungen bei der WM in Brasilien zurücklegen müssen. Da die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA dem Gastgeberland im vergangenen Jahr dem einzig zugelassenen Kontroll-Labor in Brasilien wegen fehlerhafter Tests die Lizenz entzogen hat, müssen die Dopingproben täglich nach Lausanne in die Schweiz ausgeflogen werden. In Einzelfällen könnten die Proben sogar zwei Tage unterwegs sein.

(sid)
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