Keeper will ältester WM-Spieler werden Der letzte Stier Mondragon auf dem Weg zum Rekord?

Brasilia · Faryd Mondragon kommt sich ein wenig vor wie in einem Märchen. "Dass ich in meinem Alter noch einmal eine WM erleben darf, das ist einfach unglaublich. Das macht mich unheimlich stolz", sagte der kolumbianische Torhüter.

 Ersatzkeeper Faryd Mondragon tanzt mit dem Torschützen James Rodriguez.

Ersatzkeeper Faryd Mondragon tanzt mit dem Torschützen James Rodriguez.

Foto: dpa, sam

"El ultimo toro", der letzte Stier, befindet sich in Brasilien auf seiner Abschiedstournee. Endgültig. "Aber noch ist sie ja nicht beendet", sagte Mondragon vor seinem 43. Geburtstag am Samstag. Nach dem 2:1 (0:0)-Erfolg gegen die Elfenbeinküste steht Kolumbien erstmals seit 1990 im Achtelfinale und der Ersatztorwart darf weiter darauf hoffen, der älteste WM-Spieler aller Zeiten zu werden und Kameruns Ikone Roger Milla (42 Jahre und 39 Tage) abzulösen.

Entscheidend ist dieser Rekord für ihn nicht. "Heute fühle ich mich viel glücklicher als damals, sagte Mondragon. Damals, das war 1994. Der Torhüter mit den verrückten Paraden war gerade zum ersten Mal für eine WM-Endrunde nominiert worden. Er saß - wie so häufig im späteren Verlauf seiner Karriere - aber nur auf der Ersatzbank. Geschenkt. "Für mein Heimatland zu spielen, ist das Größte. Diese Momente sind einmalig." Und deshalb entschloss er sich im Herbst 2010 für ein Comeback bei den Cafeteros. Der Rücktritt vom Rücktritt, sozusagen.

Kultstatus in Köln

Zugunsten des heutigen Bundesligisten 1. FC Köln hatte sich Mondragon eigentlich entschieden, auf Einsätze im Kolumbien-Dress zu verzichten. 2009 war das, und der Keeper hatte in der Domstadt längst Kultstatus erlangt. Als dann aber ein Jahr später das Telefon klingelte und sich der damalige Auswahl-Trainer Hernan Dario Gomez am anderen Ende meldete, war es um Mondragon schnell geschehen.

Es folgte ein Länderspiel gegen Ecuador - natürlich auf der Bank. Ein Einsatz von Beginn gegen die USA - dann war Mondragon wieder fester Bestandteil der Kolumbianer. Dass Coach Jose Pekerman ihn für die WM-Endrunde am Zuckerhut nominierte, hatte der Schlussmann auch seinen starken Leistungen bei Deportivo Cali zu verdanken.

Und so befindet sich Mondragon beim letzten Turnier seiner Laufbahn doch noch auf Rekordjagd. Vielleicht gönnt ihm Pekerman am Dienstag gegen Japan ja eine Einsatzminute. Und wenn nicht? Sei es drum, Mondragons Rolle abseits des Feldes ist vielleicht ohnehin wichtiger.

"Der Trainer hat gesagt, dass er sehr wohl wisse, dass ich deutlich älter bin als die anderen Spieler", verriet Mondragon über die Gespräche mit Pekerman. Nach dem Ausfall von Superstar Radamel Falcao benötigte dieser nämlich "jemanden, der der Mannschaft etwas geben" könne, der "über die nötige Erfahrung" verfügt. Und das tut Mondragon wie kein Zweiter.

Mondragon fälschte Ausweis

Abgesehen von Einsätzen bei der WM-Endrunde 1998, bei der er sensationelle Paraden gezeigt und nach dem Vorrunden-Aus bittere Tränen geweint hatte, sammelte Mondragon in Europa reichlich Eindrücke. In jener Zeit leistete sich der Oldie auch den vielleicht einzigen wirklichen Fehltritt seiner Karriere, als er kurz nach der Jahrtausendwende seinen Ausweis fälschte, plötzlich Grieche war und so für den FC Metz in Frankreich spielen durfte.

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Mittlerweile ist das vergessen, man mag es diesem sympathischen Sportsmann auch nicht wirklich übel nehmen. Und so genießt Mondragon seinen letzten Auftritt auf der großen Bühne in vollen Zügen. "Im Hotel, in jedem Training" - und vielleicht auch nochmal auf dem Spielfeld.

(sid)
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