Ex-Nationaltrainer übernimmt Brasilien Dunga offiziell als Selecao-Coach vorgestellt

Rio de Janeiro · Realistisch, selbstkritisch, optimistisch: Mit klaren Vorstellungen vom Ist- und Soll-Zustand der Selecao hat der ehemalige Bundesligaprofi Dunga zum zweiten Mal als Nationaltrainer die brasilianische Fußballnationalmannschaft übernommen.

Carlos Dunga: Bilder von seiner Präsentation als Brasilien
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Dunga offiziell als Brasilien-Trainer vorgestellt

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"Ich werde keinen Traum verkaufen, sondern eine Realität. Und die werden wir uns mit harter Arbeit von Tag zu Tag erobern", sagte der 50-Jährige bei seiner Vorstellung am Dienstag.

Dunga übernimmt die Mannschaft als Nachfolger von Luiz Felipe Scolari, der bei der "Mission Hexa", der Jagd nach dem sechsten WM-Titel, krachend gescheitert war und mit dem 1:7-Debakel im Halbfinale gegen Deutschland ein nationales Trauma mitverantwortete. Dungas Mission ist der Neuaufbau der Selecao: "Das Team ist sehr jung, wir müssen die richtige Mischung finden. Es ist wichtig, im richtigen Maß neue Spieler mit erfahreneren zusammenzuführen."

Ob der Weltmeister-Kapitän von 1994, der zwischen 1993 und 1995 insgesamt 53 Bundesligaspiele für den VfB Stuttgart absolviert hatte, für den erforderlichen Umbruch der richtige Mann ist, wird aber schon jetzt heftig diskutiert. Zumal Dunga in den zurückliegenden 48 Monaten nach seiner ersten Amtszeit bei der Selecao (2006-2010) gerade einmal zehn Monate als Trainer gearbeitet hat, 2013 bei Internacional Porto Alegre.

"Es ist ein kolossaler Widersinn, die Erneuerung der Selecao ausgerechnet in die Hand desjenigen zu geben, der dies nicht wollte, als er das erste Mal im Amt war", äußerte sich Renato Mauricio Prado, Kolumnist der renommierten Tageszeitung O Globo. Und Paulo Vinicius Coelho von der Folha de S. Paulo schrieb: "Es besteht die Pflicht, einen neuen Weg zu gehen. Aber Brasilien dreht sich lieber im Kreis."

Die Kritik in den Medien und schlechte Werte bei Spontan-Umfragen haben Dunga aber schon zum Umdenken bewogen. "Ich muss mein Verhältnis zur Presse verbessern", erklärte der als "Brummbär" mit schlechten Launen und Manieren bekannte "Gaucho".

In seiner ersten Amtszeit als Selecao-Coach punktete Dunga als Erster der südamerikanischen WM-Qualifikation sowie den Triumphen bei der Copa America 2007 und dem Confed Cup 2009. Doch die einmal mehr verpasste Goldmedaille bei den Olympischen Sommerspielen 2008 (Dritter) sowie das Viertelfinal-Aus bei der WM 2010 wogen am Ende schwerer.

Im Überblick: Die Spieler mit den meisten WM-Einsätzen
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Die Spieler mit den meisten WM-Einsätzen

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Foto: AFP/JUAN MABROMATA

Der neue Zyklus beginnt am 5. September mit der Neuauflage des WM-Viertelfinales gegen Kolumbien in Miami (USA). Die erste große Bewährungsprobe ist der Klassiker am 11. Oktober gegen Vize-Weltmeister Argentinien in der chinesischen Hauptstadt Peking.

Die Copa America 2015 in Chile sowie die "Eliminatorias" für die WM 2018 sind weitere Meilensteine auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Das lang ersehnte Olympiagold bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro soll aber Juniorentrainer Alexandre Gallo als verantwortlicher Coach holen.

(sid)
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