WM-Neuling scheitert in der Vorrunde Bosnien fährt als "beste Mannschaft der Gruppe" nach Hause

Salvador da Bahia · Edin Dzeko traf erst, als es schon zu spät war. Sein erstes WM-Tor, der erste WM-Sieg mit Bosnien-Herzegowina war nur ein schwacher Trost nach einer Weltmeisterschaft der vergebenen Möglichkeiten.

WM 2014: Edin Dzeko erzielt 1:0 gegen Iran
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Edin Dzeko erzielt 1:0 gegen Iran

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Foto: dpa, ss

Edin Dzeko wollte nur noch weg. Der Stürmerstar der Bosnier schnappte sich die Fifa-Trophäe für den besten Spieler, lächelte kurz für ein schnelles Foto, dann war er verschwunden. Der historische erste WM-Sieg für sein Land konnte den ehemaligen Wolfsburger nicht aufmuntern, zu groß war nach dem 3:1 (1:0) gegen den Iran die Enttäuschung über eine Weltmeisterschaft der vergebenen Möglichkeiten.

Der Stuttgarter Vedad Ibisevic versuchte, seinen Sturmpartner zu trösten. "Wir können mit erhobenem Haupt nach Hause fahren", sagte der Bundesligaprofi. Doch es blieb die unbefriedigende Erkenntnis, dass beim WM-Debüt für Bosnien-Herzegowina so viel mehr möglich gewesen wäre — wenn Dzeko nicht erst im unbedeutenden letzten Gruppenspiel gegen die harmlosen Asiaten sein erstes Tor erzielt hätte.

"Mit ein bisschen mehr Glück, etwas besserem Fußball und weniger Schiedsrichterfehlern wären wir in der nächsten Runde", klagte Trainer Safet Susic. Dzeko wusste ganz genau, was der 59-Jährige meinte. Der 28-Jährige von Manchester City hatte alles bei seiner ersten WM am eigenen Leib erfahren: ein Postenschuss und ein Tor, das zu Unrecht nicht anerkannt wurde, beim 0:1 gegen Nigeria, viele Schwächephasen in den ersten beiden Spielen, harsche Kritik aus der Heimat.

Erst als es zu spät war, zeigte der Torjäger des englischen Meisters seine wahre Klasse. Nicht nur wegen seines Treffers, den er mit einer Einzelaktion und viel Wut im Bauch zum wegweisenden 1:0 erzielte (23.), war Dzeko der überragende Spieler auf dem Feld. Und wohl auch der Hauptgrund, warum Irans Trainer Carlos Queiroz die Bosnier als "beste Mannschaft der Gruppe" bezeichnete. Was als Lob gemeint war, klang auch wie ein Vorwurf: Warum seid ihr nicht weitergekommen?

Das iranische Aus, zum vierten Mal bei der vierten WM-Teilnahme, nahm der Portugiese mit einer Mischung aus Stolz und Realitätssinn hin. "Die Spieler sind an ihre Grenzen gegangen, physisch und psychisch. Sie waren ausgebrannt, aber sie haben bis zur letzten Minute gekämpft", sagte der 61-Jährige, "unter den schwierigen Bedingungen im Iran mit den Sanktionen haben wir sehr viel erreicht.
Wir haben keine Spieler von Manchester City."

Mit dem Schlusspfiff in Salvador da Bahia endete für Queiroz die Mission beim dreimaligen Asienmeister. "Ich behalte die Spieler, das Land und die Fans in meinem Herzen", sagte der Portugiese, dessen Vertrag ausläuft, "sie haben mir alles gegeben." Er habe elf Monate lang vergeblich auf ein neues Angebot gewartet, berichtete er: "Man kann nicht heiraten, wenn nur eine Seite es will."

(sid)
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