Wird der Niederländer der WM-Star? Arjen Robben setzt gegen Spanien Ausrufezeichen

Salvador/Düsseldorf · Arjen Robben hat in seiner langen Karriere eine Sache gelernt: Er kann bestens mit Rückschlägen umgehen. Sowohl mit Verletzungen, als auch mit Fehlschüssen in wichtigen Spielen. Andere Spieler zerbrechen an solchen Szenen, Robben macht es beim nächsten Mal einfach besser. Der Niederländer zeigte beim 5:1 über Spanien, dass er der Superstar der WM werden kann.

Spanien gegen Niederlande: Arjen Robben erzielt Traumtor zum 5:1
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Solo zum 5:1 – Robben tanzt spanische Abwehr aus

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Alle vier Jahre fragen sich die Fußball-Gelehrten vor der WM, wer denn nun der beste Spieler des Turniers werden könne. Nie waren soviele potenzielle Superstars vor einer WM-Endrunde verletzt oder angeschlagen wie vor dem Turnier in Brasilien. Der Kolumbianer Radamel Falcao reiste ebenso wie Frankreichs Franck Ribery gar nicht erst an, andere wie der portugiesische Weltfußballer Cristiano Ronaldo sind seit Wochen angeschlagen, sein ewiger Rivale, der Argentinier Lionel Messi, befindet sich seit einiger Zeit im Form-Tief. Doch kaum jemand sprach vor der WM von Arjen Robben — und das, obwohl der Niederländer schon seit Monaten beim FC Bayern München wie ein "Duracell-Häschen" die Außenbahn rauf und runter sprintet, Treffer vorbereitet oder mit seinem genialen linken Fuß selbst erzielt.

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Niederlande demütigen Spanien: Pressestimmen

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Robben ist in der Form seines Lebens. Genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Endrunde in Brasilien wird für den 30 Jahre alten Tempo-Dribbler wahrscheinlich die letzte WM. Und mit dem Turnier hat er noch eine Rechnung offen. Vor vier Jahren beim Finale gegen eben jenes Spanien, das nun beim WM-Auftakt wieder Gegner der Niederländer war, hatte der Linksfuß die große Möglichkeit zum Siegtreffer vergeben, als er frei vor Spaniens Iker Casillas auftauchte, aber im Duell mit dem Torhüter den Kürzeren zog und scheiterte. "Oranje" verlor das Finale 0:1 nach Verlängerung, Robben war der Sündenbock, der Inbegriff des niederländischen Scheiterns kurz vor dem historischen WM-Triumph.

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Foto: Twitter

Dass Robben mit solchen Situationen bestens umgehen kann, hat er in der Zwischenzeit eindrucksvoll im Verein im Privatduell mit Borussia Dortmund bewiesen. Im April 2012 verschoss Robben einen Elfmeter kurz vor Schluss gegen den BVB und besiegelte damit Bayerns Niederlage im Kampf um den Meistertitel. Doch Robben verarbeitete den Frust auf seine Art und Weise, beförderte die Schwarz-Gelben in der folgenden Saison erst per Traumtor aus dem DFB-Pokal und entschied dann das deutsche Champions-League-Endspiel mit seinem Siegtreffer in der 89. Minute für die Bayern. Robben besiegte sein Dortmund-Trauma und gleichzeitig sein Endspiel-Trauma, denn im Jahr zuvor hatte er in der Verlängerung gegen Chelsea noch einen Elfmeter verschossen, die Engländer gewannen die Trophäe.

Am Freitagabend kümmerte sich Robben nun um die Aufarbeitung der Erlebnisse des 11. Juli 2010 aus Johannesburg. Auch wenn der Bayern-Star schon vor dem Spiel betonte, dass es ihm nicht um eine Revanche ging, so war ihm nach dem Spiel und seiner Gala-Vorstellung mit zwei sehenswerten Treffern gegen den Welt- und Europameister die Erleichterung anzumerken. "Für solche Momente spielt man Fußball. Da kriegt man Gänsehaut. Man kann die zwei Spiele nicht vergleichen, das eine war ein Finale und das hier war ein Gruppenspiel. Aber die Leistung meiner Mitspieler war phantastisch und wir haben die beste Mannschaft der Welt geschlagen", sagte er nach dem 5:1 der Niederlande. Vor der Partie hatte er über die vergebene Großchance gegen die Iberer gesagt: "Es ist ein Film in meinen Kopf geworden. Einer, der sich immer und immer wieder abspielt. Die Szene sucht mich immer noch heim."

Niederlande feiern 5:1-Sieg über Spanien
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"Heute war unser Tag"

Robbens künftiger Film wird anders ablaufen. Die Erinnerungen an Spanien werden nicht mehr so düster sein, dafür sorgte er mit seiner Leistung. Dass sein Sturmpartner Robin van Persie, der ebenfalls zwei Treffer erzielte, zum "Man of the Match" gewählt wurde, ertrug Robben mit einem Lächeln: "Das ist egal. Heute war unser Tag." Und dennoch war es, der herausragte. Er absolvierte unglaublich 64 Sprints, rannte über zehn Kilometer und narrte bei den Torerfolgen in Gerard Pique und Sergio Ramos die wohl zwei besten Innenverteidiger auf dem Planeten. Beim ersten Treffer, dem 2:1 für Oranje, nahm er den Ball artistisch mit links aus der Luft, zog den Ball vom rechten auf seinen linken Abschluss-Fuß und ließ dabei Pique wie einen Kreisliga-Fußballer aussehen, Ramos konnte Robbens Schuss nur noch unhaltbar für Casillas abfälschen. Beim 5:1 ließ Robben den zuletzt so gepriesenen Ramos im Sprint mit Ball am Fuß förmlich stehen, umkurvte Casillas spektakulär und donnerte den Ball in die Maschen.

Macht Robben in Brasilien so weiter, wird es seine WM. Zu seinem Erfolgsrezept gehört aber auch seine gelebte Bescheidenheit: "In den Niederlanden werden sie wohl alle auf dem Kopf stehen. Aber wenn wir mit unserem Kopf in den Wolken bleiben, können wir gleich nach Hause fahren. Heute können wir den Sieg ein bisschen genießen, aber morgen fangen wir wieder von vorne an." Robben hebt nicht ab, schwingt keine großen Reden, erledigt einfach seinen Job. Ein bisschen wie Batman — und der hat schließlich auch seinen Robin, der ihm etwas Arbeit abnimmt.

(can)
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