WM-Songs als Chartstürmer Als Beckenbauer und Matthäus noch selber zum Mikro griffen

Hamburg · Shakira, Ricky Martin, Sportfreunde Stiller: Die Liste an WM-Songs unterschiedlichster Interpreten ist lang. Für die ganz großen Highlights sorgten die deutschen Nationalspieler aber noch höchst selbst.

Das sind alle WM-Songs der DFB-Elf
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Die Mähne akkurat gebändigt, das weiße T-Shirt artig in die himmelblaue Schlaghose gestopft. "Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt", trällerten Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Co. vor 40 Jahren voller Inbrunst in die Mikrofone und wussten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, was sie mit ihren teilweise arg schiefen Sangesdarbietungen anrichten würden: Die schunkelnden Nationalspieler begründeten mit ihrer WM-Hymne von 1974 ein ganz neues Genre der Musikindustrie: den Fußballpop.

Die von Schlagerkönig Jack White komponierte Marschmusik stieg in die Hitparade ein und schrammte als Mutter aller WM-Songs nur knapp an der Goldenen Schallplatte vorbei. Kein Wunder also, dass der Deutsche Fußball-Bund das musikalische Begleit-Programm fortan zum festen Bestandteil der WM-Auftritte seiner Nationalmannschaften machte - und damit reichlich Geld einnahm.

1978 mit Udo Jürgens, 1982 darf Michael Schanze

1978 in Argentinien schmachtete der junge Udo Jürgens mit Sepp Maier und Konsorten "Buenos Dias Argentina" in die deutschen Wohnstuben - und erspielte mit Textzeilen wie "Buenos Dias, Senorita! / Und wenn Du dann bei mir bist / Wird die Zeit hier wie ein Traum sein / Den man niemals mehr vergisst!" Platin. Romantisch wurde es 1982 in Michael Schanzes WM-Song "Ole Espana", der dank Horst Hrubesch und Co. bis auf Platz zehn der deutschen Charts kletterte - der von Ralph Siegel komponierte Titel ist Schanzes bis heute bestverkauftes Musikstück.

Auf internationalem Terrain setzte der Hymnen-Hype erst mit einer gewissen Verzögerung ein. Als die deutschen Nationalspieler ihrer Funktion als stimmlich limitierte Aushilfsbarden nach Hits wie "Mexico Mi Amor" (1986) und "Wir sind schon auf dem Brenner" (1990) sowie dem legendären "Far Away In America" (1994) langsam überdrüssig wurden, begann die Fifa das kommerzielle Erfolgsmodell zu kopieren und beschloss, zu den großen Turnieren jeweils einen eigenen offiziellen WM-Song zu veröffentlichen.

Und so machte Gianna Nannini bei der WM in Italien mit "Un'estate Italiana" den Anfang, der ganz große Durchbruch gelang jedoch Latino-Popper Ricky Martin erst acht Jahre später. Mit dem spanischen Ohrwurm "La Copa de la Vida" ("The Cup Of Life") landete der Puerto-Ricaner zur WM 1998 in Frankreich einen wahren Welthit.

Offizielle WM-Hymnen ab 2006

Vollkommen überschwemmt mit WM-Songs wurde der Markt ab 2006. Weil der Rubel so gut rollte, beschloss die Fifa, dass es zusätzlich eine offizielle WM-Hymne für jedes Land geben solle. Und so lieferte Herbert Grönemeyer mit "Zeit, dass sich was dreht" den deutschen Beitrag, der in puncto Popularität aber von Xavier Naidoos "Dieser Weg", dem Lieblingslied der deutschen Nationalmannschaft, und dem Fanfest-Gassenhauer "'54, '74, '90, 2006" (Sportfreunde Stiller) bei Weitem übertrumpft wurde.

Und auch in diesem Jahr buhlen wieder unzählige Interpreten um die Aufmerksamkeit der Fußball-Fans. Der offizielle Turnier-Song "We Are One (Ole Ola)" von Pitbull featuring Jennifer Lopez geht hierzulande mit reichlich Konkurrenz in den Ring. Allein Stefan Raab will mit drei unterschiedlichen Versionen des Titels "Wir kommen, um ihn zu holen" für Furore sorgen.

An den ultimativen WM-Hit wird allerdings auch der Kölner Kult-Komiker nicht herankommen. Shakiras "Waka Waka (This Time For Africa)" stürmte im Juni 2010 weltweit an die Spitze der Charts und gehört mit knapp 670 Millionen Aufrufen bis heute zu den meistgeklickten Videoclips auf Youtube - Zahlen von denen ihre Wegbereiter um Fußball-Kaiser Beckenbauer und Co. nur träumen können.

(sid)
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