Nicht nur Kabinen-Selfies Diese 10 Dinge werden uns bei der WM (mal wieder) nerven

Düsseldorf · Tier-Orakel, Kabinen-Selfies und AfD-Tweets – so sehr wir uns auf die Weltmeisterschaft in Russland freuen, können wir doch auf einige Dinge verzichten.

 Als Tier-Orakel noch nicht genervt haben - Krake Paul tippte auch dieses Spiel korrekt.

Als Tier-Orakel noch nicht genervt haben - Krake Paul tippte auch dieses Spiel korrekt.

Foto: AFP

1. Nationalmannschafts-Selfies

Es gab eine Zeit, da freuten wir uns, einen Einblick in die sonst streng gesicherten Spielerkabinen zu erhalten, aber mittlerweile sind Gruppen-Selfies nach erfolgreichen Matches Pflicht und Plage zugleich geworden. Zu sehen ist immer das gleiche: Männer mit nacktem Oberkörper und Shorts, dazu wahlweise eine Trophäe oder die Regierungschefin des Landes in der Mitte des Bildes. Wie wäre es zur Abwechslung mit einem Gruppen-Gemälde?

2. Tier-Orakel

EM 2016 in Frankreich: Tier-Orakel im Überblick
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Die Tier-Orakel zur EM 2016

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Foto: dpa, rwe

Jede witzige Idee ist nur so lange gut, wie sie nicht kopiert wird. Doch nachdem der Kraken Paul aus einem Aqua-Zoo in Oberhausen 2008 und 2010 durch seine meist korrekten Spiel-Prognosen vorübergehend die Popularität von Flipper erlangt hatte, geschah leider genau das. Heute orakeln Katzen, Schweine, Elefanten, Seebären und Tapire über Sieg und Niederlage. Kraken Paul starb am 26. Oktober 2010, die Idee „Tier-Orakel“ sollte ihm endlich folgen.

3. Béla-Réthy-Bashing

Die Botschaft, dass Béla-Réthy nicht (mehr) zu den besten seines Fachs gehört, ist angekommen. Bei jedem Spiel, dass der ZDF-Mitarbeiter kommentiert, gerät er auf Twitter zum Gesprächsthema, das die Ereignisse auf dem Platz in den Schatten stellt. Doch mittlerweile ist jede Pointe gemacht, jeder Kübel Häme ausgeschüttet. Das dritte Vorrundenspiel gegen Südkorea ist im Übrigen das erste mit deutscher Beteiligung, das er kommentiert.

4. Kollegen, die plötzlich über Fußball reden wollen

WM ist wie Wetter - jeder fühlt sich berufen, etwas darüber zu sagen. Besonders die, die jetzt noch nicht einmal wissen, gegen wen Deutschland zum Auftakt spielt. Plötzlich erklärt dir der sonst so desinteressierte Kollege aus der Buchhaltung in der Kantine, warum Messi auf jeden Fall, also eindeutig, also definitiv besser als Ronaldo ist. Und weshalb es ein Fehler ist, Neuer als Nummer 1 mit nach Russland zu nehmen. Halbwissen ist kein Verbrechen, es zu äußern, sollte eines werden.

5. Mannschaftshotel-Berichterstattung

Fernsehsender haben das Problem, dass das Spiel nur 90 Minuten dauert. Den Rest des WM-Programms müssen sie mit anderem Material füllen. Nicht anders ist es zu erklären, dass Journalisten wie in der Vergangenheit Katrin Müller-Hohenstein uns regelmäßig mit ihren Eindrücken des Tages vom Mannschaftshotel behelligen. Da wird schon ein nicht lächelnder Özil beim Abschlusstraining zur Vollkatastrophe rauf-interpretiert. Und der Mannschaftskoch zeigt, was außer Spaghetti noch so in den Töpfen schwimmt. Was wirklich wichtig ist, sagt sowieso niemand in die Kamera.

6. Werbung mit WM-Bezug

Wenn Bier- und Wurstfabrikanten ihre Produkte mit WM-Bezug bewerben, ist das noch nachvollziehbar, meist aber ist die Verbindung eher dünn. Eine große Supermarktkette verkauft zum Beispiel Baumwolltaschen mit dem Gesicht von Joachim Löw. 1 Euro pro Tasche für den guten Zweck, na klar. Trotzdem großer Quatsch. Der Welt wäre mehr geholfen, wenn die Leute einfach weiter ihre alten Stoffbeutel nutzen. Man wäre nicht überrascht, wenn auch der lokale Bestatter mit dem Event seine Dienste bewirbt: Irgendwann ist auch für Sie Abpfiff.

7. AfD-Tweets

Nach dem Aus der Nationalmannschaft bei der EM 2016 twitterte Beatrix von Storch: „Vielleicht sollte nächstes Mal dann wieder die deutsche NATIONALMANNSCHAFT spielen?“ Zuvor hatte schon Alexander Gauland vermutet, die Leute wollten einen Boateng nicht zum Nachbarn haben. Rechtspopulisten, enttäuscht davon, dass nicht elf blonde, blauäugige Männer auf dem Platz stehen, werden auch 2018 wieder die Bühne nutzen wollen, die ihnen ein Großereignis bietet. Am besten einfach nicht hinsehen.

8. Hymnen-Diskussion

Eng mit der AfD verbunden ist auch die Frage, die sich alle während der Hymne stellen: Welche deutschen Nationalspieler singen nicht mit? Sobald Mesut Özil wieder mit stummen Lippen in die deutschen Wohnzimmer übertragen wird, geht das Geschrei in den sozialen Netzwerken los. Offenbar sollen statt der elf besten Spieler die elf besten Patrioten auf dem Platz stehen. Dass beim Thema Russland alle deutschen Lippen geschlossen bleiben, scheint hingegen weniger zu stören.

9. Bundestags-Verschwörung

Ist die WM nur erfunden worden, damit clevere Politiker Gesetze verabschieden können, von denen die Öffentlichkeit nie erfahren soll? An den Grenzen der Verschwörungstheorie und darüber hinaus werden sich auch in diesem Jahr wieder viele Internetuser bewegen. Dabei ist es ein langer Weg von der Gesetzes-Idee bis zur Gesetzes-Verabschiedung, dessen Länge sich nicht an den globalen Sportereignissen orientiert. Sollen Politiker während der WM etwa ihre Arbeit einstellen?

10. Die Suche nach einem öffentlichen Fernsehgerät

Wer trotz WM noch ab und zu ausgehen möchte, muss dabei immer den Spielplan im Blick haben. Treffen nicht gerade Russland und Saudi-Arabien aufeinander, muss die Gruppe also eine Gaststätte mit Fernsehgerät finden. Bloß: Die guten werden am Abend überfüllt sein, deshalb landet man am Ende in einer der schlechten und holt sich eine Lebensmittelvergiftung.

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