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Entscheidung fällt am 6. Juli WM-Werber Beckenbauer beendet Welt-Tournee

München (dpa). Er hat etwa zehn Mal die Erde umrundet, Tag und Nacht im Flugzeug verbracht, Dutzende von Staatschefs getroffen - nun startet Franz Beckenbauer zur letzten Etappe seines rekordverdächtigen Reise-Marathons.

Vergleichsweise kurz sind die Wege, die der kaiserliche WM- Bewerber in der Woche vor der Entscheidung über den Ausrichter der Weltmeisterschaft 2006 noch zurücklegen muss. Wenn er in Luxemburg beim UEFA-Kongress und in Zürich beim Vergabe-Termin am 6. Juli zum Endspurt antritt, hat eine strapaziöse Welt-Tournee zwischen Samoa, Uruguay und China ein Ende, und Beckenbauer sich einen Urlaub redlich verdient. „Mein Haus in Kitzbühel hat mich 1999 und 2000 selten gesehen“, sagte er scherzhaft über seine Arbeit, die allen Beobachtern höchsten Respekt abnötigte.

„Wenn Deutschland die WM bekommen sollte, ist es Franz zu verdanken. Er hat einen erstklassigen Job gemacht“, lobte Karl-Heinz Rummenigge seinen Präsidiums-Kollegen vom FC Bayern München. „Franz Beckenbauer hat in seinem Leben noch nie etwas so gut gemacht wie diese Bewerbung“, sagte Günter Netzer anerkennend. Fast eine halbe Million Flugmeilen, so schätzt Beckenbauers Reisebegleiter und Bewerbungs-Koordinator Fedor Radmann, hat das Duo in knapp zwei Jahren zurückgelegt. Wie viele Länder die beiden besuchten, können sie aus dem Stehgreif gar nicht mehr genau sagen. „Sicher 30 bis 40“, meinte Radmann. Mindestens in jedem Heimatland der 24 über die WM- Vergabe entscheidenden Mitglieder des Exekutivkomitees des Fußball- Weltverbandes FIFA waren die zwei.

DFB-Abschneiden ohne Einfluss

Dass die unermüdliche (und unentgeltliche) Arbeit Beckenbauers womöglich durch das blamable Auftreten der deutschen Nationalelf Schaden genommen hat, befürchtet der WM-Botschafter nicht. „Denn diejenigen, die abstimmen, kommen aus allen Kontinenten. Sie nehmen die EM nicht ganz so tragisch wie wir“, sagte der DFB-Vizepräsident in RTL. Sicher sei die Vorstellung der deutschen EM-Elf nicht Image fördernd gewesen, meinte Radmann, „aber es hat auf das Wahlverhalten der Delegierten keinen Einfluss“. Vielmehr habe sich das Sicherheitskonzept der deutschen Regierung bei der Hooligan- Bekämpfung positiv auf die Bewerbung ausgewirkt. „Dass die Präventiv- Maßnahmen sehr stark gegriffen haben, ist international extrem honoriert worden“, so Radmann.

Nun hoffen beide, dass sich auch die kräftezehrende Fliegerei gelohnt hat. Zuweilen war Beckenbauer die Müdigkeit anzusehen. Angesichts der Reiseroute seit Jahresbeginn kein Wunder: Zunächst Buenos Aires, Tokio, Accra, Rio de Janeiro, Asuncion, Tunis. Dann jettete er nonstop von Miami, Nassau, London über Deutschland nach Singapur, Kuala Lumpur, Sydney, Oakland, Samoa, schließlich via Honolulu nach Los Angeles - dazwischen zum Champions-League-Finale nach Paris - und anschließend über München nach Zürich, Malta, Rom und Bangkok. In der thailändischen Hauptstadt landete Beckenbauer morgens um 06.00 Uhr, arbeitete den Tag durch, besuchte Abends das Spiel des FC Bayern gegen die Nationalmannschaft des Landes und flog um Mitternacht wieder nach München.

Wo ist der "Kaiser"?

Sogar seine Bayern-Kollegen wussten einmal nicht mehr ganz genau, wo sich der Präsident gerade aufhielt. Als die Münchner überraschend noch den Meistertitel holten, erzählte Pressesprecher Markus Hörwick, man habe Beckenbauer die freudige Nachricht nach Kuala Lumpur durchtelefoniert, während Manager Uli Hoeneß von einem verblüfften „Kaiser“ auf Samoa berichtete.

„Die Reisen sind anstrengend, aber du triffst durchweg nette und interessante Leute“, sagte Beckenbauer über die Pendelei zwischen Kontinenten und Zeitzonen. Mitunter bekam er auch interessante Präsente. „In Mali haben wir von dem dortigen Staatspräsidenten ein außergewöhnlich ehrenvolles Gastgeschenk erhalten“, berichtete Radmann. Da es Beckenbauer nicht mit in die Heimat nehmen konnte, überließ er das Geschenk dem deutschen Botschafter vor Ort: Bei dem Präsent hatte es sich um einen lebenden Hammel gehandelt.

(RPO Archiv)
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