Kirch und kein Ende WM-Vergabe: Beckenbauer wehrt sich gegen Vorwürfe

Hamburg/Neuss (rpo). In Interviews haben sich am Samstag Franz Beckenbauer und sein Vize Fedor Radmann gegen Vorwürfe zu Wort gemeldet, die Fußball-WM 2006 mit unsauberen Mitteln nach Deutschland geholt zu haben. "Keine Ahnung", so das Fazit vom Kaiser.

"Wer meint, dass man mit Freundschaftsspielen eine WM bekommt, der hat keine Ahnung", sagt Beckenbauer in einem Interview der Bild am Sonntag.

Radmann meint in BamS, dass man für eine derartige Operation viele Freunde, Verbündete und auch Allianzen brauche: "Doch wer mit dicken Kuverts herummarschiert, hat schon verloren. Es gibt klare Regeln, an die man sich halten muss, und an die wir uns gehalten haben." Trotzdem müsse man sich mit Vorwürfen auseinandersetzen, dass man sich unbotmäßig Vorteile verschafft habe, zum Beispiel durch Freundschaftsspiele mit Bayern oder der Nationalmannschaft in anderen Ländern, um die Entscheidungsträger positiv zu stimmen. Radmann: "Dabei ist so etwas international üblich."

Auch zur Rolle der inzwischen insolventen Kirch-Gruppe bezieht Radmann Stellung: "Es versteht sich doch auch von selbst, dass die damalige Kirch-Gruppe als TV-Rechte-Inhaber ein durchaus legitimes Interesse an einer WM im Heimatland haben konnte. Wobei seitens der Kirch-Gruppe auch mehrfach dargelegt wurde, dass wegen TV-günstigen Anstoßzeiten genauso gut in England oder Südafrika hätte gespielt werden können. Deswegen drei Jahre nach der Entscheidung unlautere Hilfe zu unterstellen, ist nicht nachzuvollziehen."

Die Süddeutsche Zeitung hatte am Samstag berichtet, dass der insolvente Medien-Unternehmer Leo Kirch und Rekordmeister Bayern München bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland nachgeholfen haben sollen. Demnach sollen Lizenzverträge mit Verbänden wie Malta oder Thailand abgeschlossen worden sein, um deren Stimmen für die deutsche Bewerbung zu sichern. Unternehmen des Münchner Medien-Moguls zahlten offenbar für TV-Rechte, und später trat der FC Bayern laut "SZ" zu Freundschaftsspielen in diesen Ländern an.

Bereits 1996 hatte Kirch die TV-Rechte für die WM gekauft. Für die Verwertung war Deutschland als Ausrichter wesentlich lukrativer als Südafrika, das bei der WM-Vergabe durch den Fußball-Weltverband Fifa am 6. Juli 2000 im entscheidenden Wahlgang knapp mit 11:12 Stimmen unterlag.

Die "Süddeutsche" beruft sich auf Informationen aus dem einstigen Kirch-Imperium, wonach bis zu 3,5 Millionen Dollar eingeplant gewesen seien, um das Wunschresultat zu erreichen. Thailand, Tunesien und Malta sollen letztlich für Deutschland gestimmt haben.

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