Drohende Pleite des Fifa-Vermarkters ISL WM 2006 ist nicht gefährdet

München (rpo). Die drohende Pleite des Fifa-Vermarkters ISL hat nach Auskunft des deutschen Organisationskomitees keine negativen Auswirkungen auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. "Unser Vertragspartner ist die Fifa, nicht ISL. Wir haben bislang mit der ISL ordentlich zusammengearbeitet. Wir werden das, bis auf anderslautende Weisung von der Fifa, auch weiterhin tun. ISL beziehungsweise die Mutterholding ISMM wird gegen die Entscheidung des Richters Berufung einlegen. Wir werden zu einem schwebenden Verfahren keinen Kommentar mehr abgeben", sagte OK-Vizepräsident Fedor Radmann am Donnerstag.

Die Marketing-Agentur des Internationalen Fußball-Verbandes Fifa hatte sich mit langfristigen Engagements im Tennis, im amerikanischen Autosport und im südamerikanischen Vereinsfußball durch überhöhte Garantiesummen finanziell übernommen. Interessant sind nur noch die Rechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 im TV- und Marketing-Bereich.

Die Fifa behauptet, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Eine Sondersitzung des Exekutiv-Komitees hält der Weltverband derzeit nicht für nötig. Er könnte aber jederzeit relativ schnell reagieren - möglicherweise schon Dienstag nach Ostern - und telefonisch eine Dringlichkeitskommission einberufen.

Ein Richter im schweizerischen Zug hatte einen dreimonatigen Aufschub des ISL-Konkurses am Mittwoch abgelehnt, weil ihn das Sanierungskonzept nicht überzeugt hat. Als Sanierungspartner war offensichtlich die französische Vivendi-Gruppe vorgesehen, der unter anderem der Pay-TV-Sender Canal plus gehört.

Markus Payer, Kommunikationsdirektor der RTL-Gruppe in Luxemburg, dementierte unterdessen, dass Bertelsmann via Vivendi die Sportrechte von ISL übernehmen wolle, um ein Gegengewicht zur Kirch-Gruppe zu bilden, die in Europa die Fernsehrechte an den beiden kommenden Weltmeisterschaften hält: "Wir reden mit Vivendi über eine Zusammenlegung der Vermarktung und des Einkaufes unserer Sportrechte. Wir wissen nicht, was das unabhängige Unternehmen Vivendi mit ISL plant und ob überhaupt etwas geplant ist."

ISL besitzt die kompletten Vermarktungsrechte für die beiden nächsten Weltmeisterschaften. Für 2002 in Japan und Südkorea bestehen mit rund 15 Sponsoren Verträge, von denen bereits fünf die Option auf die WM vier Jahre später in Deutschland gezogen haben. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) darf die Weltmeisterschaft in Deutschland nicht selbständig vermarkten, sondern braucht dafür die Zustimmung der Fifa und der ISL.

Fraglich ist, ob bei einer Pleite der ISL die Marketingrechte frei würden, oder ob bestehende Optionen eingehalten werden müssen. Fedor Radmann meinte dazu: "Um solche subtilen Probleme des internationalen Rechts kümmern wir uns derzeit nicht. Wir warten ab, wie es mit der Weltfirma ISL weitergeht. Und erst, wenn neue Fakten da sind, werden wir diese analysieren. Aber wir beteiligen uns nicht an Spekulationen."

(RPO Archiv)
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