Namensnennung auf Eintrittskarten strittig WM 2002: Heftiger Konflikt zwischen Südkorea und Japan

Seoul/Tokio (sid). Genau 500 Tage vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Seoul ist es zu einem heftigen Konflikt zwischen den Gastgeberländern Japan und Südkorea gekommen. Südkorea wirft dem asiatischen Rivalen Vertragsbruch vor, weil das japanische WM-Organisationskomitee (JAWOC) versuche, die Bedeutung des Mitveranstalters durch eine Bezeichnungsänderung des WM-Turnieres herabzusetzen.

Bei der Auseinandersetzung geht es um die Reihenfolge der Namensnennung beider Länder auf den Eintrittskarten. Laut Übereinkunft aus dem Jahr 1996 soll das WM-Endrundenturnier offiziell "2002 Fifa World Cup Korea/Japan" heißen. Das südkoreanische OK (KOWOC) hat eine offizielle Beschwerde an den Welt-Verband Fifa gerichtet, weil Japan versucht hat, bei Spielen in Japan den eigenen Namen nach vorne zu schieben und die Tickets entsprechend zu bedrucken.

"Die Tatsache, dass JAWOC versucht, den offiziellen Titel zu verändern, ist ein klarer Bruch der Übereinkunft mit der Fifa. Ich denke, eine solche Vorgehensweise belastet auch den Geist der Ausrichtung eines solchen Turniers in zwei Ländern", erklärte der südkoreanische OK-Chef Chung Mong-Joon, gleichzeitig auch Fifa-Vize-Präsident.

Das 32 Mannschaften umfassende Endrundenturnier findet 2002 erstmals in zwei Ländern statt. Nachdem sich die beiden asiatischen Industrie-Nationen über viele Jahre einen erbitterten Bewerbungskampf geliefert hatten, der insgesamt 100 Millionen Mark verschlang, wurde die WM von der Fifa am 31. Mai 1996 an beide Länder vergeben. "Das war eine salomonische Entscheidung. Die Fifa hat die Aufgabe, Völker zusammenzubringen, Gräben zuzuschütten und nicht zu vertiefen", hatte das damalige Fifa-Exekutiv-Mitglied Gerhard Mayer-Vorfelder, jetzt geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erklärt.

Schnell wurde allerdings deutlich, dass die Austragung des größten Sportereignisses nach Olympischen Spielen in zwei Ländern sehr große Probleme mit sich bringen würde, auch wenn schon 1996 einige strittige Punkte geklärt wurden, unter anderem der offizielle Titel des Turniers und die paritätische Verteilung der Begegnungen. So findet das Eröffnungsspiel am 31. Mai 2002 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul statt, das Endspiel wird am 30. Juni 2002 im japanischen Yokohama ausgetragen.

Das JAWOC hat nun die Bezeichnung des Turniers in "2002 Fifa World Cup Japan/Korea" auf den Karten für Spiele in Japan verändert. Ab dem 15. Februar sollen die Tickets weltweit zu erwerben sein. Nach Darstellung Chungs sei sein Land erst "in letzter Minute" vom Mitausrichter über die neue Bezeichnung unterrichtet worden. JAWOC beruft sich auf eine inoffizielle Übereinkunft, wonach der Name bei Werbekampagnen in Japan geändert werden könne. Japan will auf jeden Fall an der neuen WM-Bezeichnung auf den Eintrittskarten festhalten.

Chung ermahnte den Mitgastgeber nochmals, die bislang erfolgte Zusammenarbeit mit einer solchen Aktion nicht zu gefährden: "Um unerwartete Probleme zu vermeiden und damit den Erfolg der Weltmeisterschaft möglicherweise zu gefährden, ist es ganz wichtig, dass beide Länder die Bedeutung einer Austragung in zwei Ländern mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit unterstreichen." Laut Chung habe Südkorea rund 4,2 Milliarden Mark in zehn neue Stadien investiert: "Dies zeigt, dass wir unsere Versprechen halten wollen."

Beim Konföderation-Cup im Frühsommer dieses Jahres in beiden WM-Gastgeberländern wird es zur WM-Generalprobe kommen.

(RPO Archiv)
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