Vorbild American Football Fußball-Schiedsrichter sollen Entscheidungen über Mikrofon erklären

Vorbild Football: Auch im Fußball sollen Schiedsrichter künftig per Mikrofon den Fans ihre Entscheidungen erklären. Erstmals zur Anwendung kommen soll das neue System bereits Anfang Februar. Die Bundesliga muss aber noch warten.

 Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich.

Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich.

Foto: dpa/Soeren Stache

Ein Druck auf den Knopf, zwei Sätze ins Mikrofon - und schon geht das Spiel weiter: Was im American Football längst etabliert ist, soll künftig auch für Schiedsrichter im Fußball gelten. Als seit „Jahren überfällig“ bezeichnete am Donnerstag nicht nur Ex-Referee Manuel Gräfe den von den internationalen Regelhütern beschlossenen Test, die Unparteiischen künftig direkt zu den Zuschauern sprechen zu lassen.

Der Plan: Über das ohnehin vorhandene Headset sollen Schiedsrichter ihre Entscheidungen nach Überprüfung durch den Videobeweis den Fans im Stadion und vor dem TV erklären. Das International Football Association Board (IFAB) erhofft sich so mehr Transparenz. Getestet wird das Vorgehen erstmals bei der Klub-WM (ab 1. Februar) in Marokko, auch ein Einsatz bei bei Frauen-WM in Australien und Neuseeland (ab 20. Juli) ist denkbar.

In der Bundesliga wird es den Mikro-Einsatz frühestens 2024 geben - der Testzeitraum ist auf ein Jahr und die internationale Bühne begrenzt. Bei einem Erfolg könnte es aber schnell gehen, zumal es schon länger Fürsprecher gibt. „Wenn ich mir die Szene am Spielfeldrand anschaue und meine Entscheidung über Headset meinen Kollegen mitteile, muss ich sie auch den Fans im Stadion mitteilen können“, hatte Gräfe schon 2020 dem kicker gesagt.

Die Gespräche zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent bleiben jedoch geheim, nur das Ergebnis soll kurz erklärt werden. Ähnlich verfahren bereits Sportarten wie Eishockey, Baseball und eben Football. Dort erklären die Referees nach Aktivierung der entsprechenden Funktion den Fans nach der Auswertung der Bilder, welche Entscheidung die letztlich gültige ist - meist in knappen, standardisierten Sätzen.

Im Fußball ist das bislang anders, dort erfahren Fans in den Stadien lediglich durch Hinweise auf den Videowänden, was überprüft wurde und wie das Ergebnis des Checks lautet. Unklar ist, inwieweit eine künftige Erklärung per Mikrofon über diese Information hinausgehen würde.

Denn echte Transparenz schaffen würde wohl vor allem das Zeigen von TV-Bildern auf der Leinwand. Schiedsrichter-Chef Jochen Drees hatte schon vor der Saison gefordert, dass „die Fans in den Stadien bei den VAR-Entscheidungen dieselben Bilder wie die TV-Zuschauer zu sehen“ bekommen. Die visuelle Info sei die entscheidende.

Sein Mitstreiter Lutz Michael Fröhlich hatte zuletzt betont, den Einsatz eines Mikrofons „als Teil des künftigen Schiedsrichter-Leitbildes“ zu sehen: „Aber es muss konkreter werden, die Schiedsrichter müssen das ausreichend trainiert und praktiziert haben, bevor man es im Stadion einführt.“ Noch wird daher die Lösung mit der Anzeigentafel favorisiert.

Aber wie lange noch? Ex-Schiedsrichter Gräfe wählte am Donnerstag klare Worte: „Früher waren die deutschen Spitzen-Schiedsrichter oft Vorreiter - das lag aber auch an den früheren Chefs wie Volker Roth“, schrieb er durchaus provokant bei Twitter: „Welche Ausrede gibt es jetzt noch von Fröhlich und Drees? In Marokko geht das, aber nicht in Deutschland?“

(ako/sid)
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