Werder-Interimstrainer Kohfeldt darf Tuchel und Nagelsmann nacheifern

Bremen · Florian wer? Kaum jemand außerhalb Bremens kennt Florian Kohfeldt. Offiziell ist der 35-Jährige vorerst Interimsnachfolger von Alexander Nouri, hat aber gute Chancen, beim SV Werder zur Dauerlösung aufzusteigen.

 Florian Kohfeldt

Florian Kohfeldt

Foto: dpa, jsh jai pkw_A hpl

Gäbe es ein Gruppenfoto der vielbeschworenen Werder-Familie, Florian Kohfeldt stände wohl irgendwo in der dritten Reihe, wahrscheinlich noch zur Hälfte verdeckt. Und doch bekommt der 35-Jährige die Chance, den nach zehn Spielen immer noch sieglosen Tabellenvorletzten wieder aus dem Bundesliga-Keller zu führen.

Zwar werden nach wie vor die üblichen Verdächtigen für die Nachfolge des am Montag beurlaubten Alexander Nouri ventiliert - Bruno Labbadia, Marcel Koller, Holger Stanislawski, vielleicht sogar Torsten Lieberknecht - dennoch gilt der bisherige Drittliga-Coach der grün-weißen U23 als Favorit.

Dass Kohfeldt Abstiegskampf kann, bewies er bereits in der vergangenen Saison, als ihm mit dem Bremer Profi-Nachwuchs der Last-Minute-Klassenerhalt gelang. Und auch in dieser Spielzeit hielt der junge Coach seine Mannschaft bislang über dem Strich. Nun soll er vor der Länderspielpause im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt am Freitag (20.30 Uhr/Eurosport) zwei Etagen höher die sportliche Wende einleiten.

Dass seine Vorgänger Viktor Skripnik und auch Nouri, die ebenfalls aus dem Juniorenbereich "hochgezogen" wurden, letztlich keinen dauerhaften Erfolg hatten, ficht Werder-Geschäftsführer Frank Baumann bei seiner vorläufigen Entscheidung für Kohfeldt als Interimscoach nicht an: "Florian hat bei uns eine sehr hohe Wertschätzung. Er spielt bei unseren Überlegungen für eine Dauerlösung zweifellos eine wichtige Rolle."

Natürlich hofft man an der Weser, dass sich Kohfeldt als ähnliches Trainerjuwel entpuppt wie Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann, die ebenfalls als Nobodys in die Liga kamen und sich schnell als Erfolgstrainer etablierten. Mit ihnen gemein hat Kohfeldt jetzt schon die eigene, eher limitierte Fußballerkarriere. Es reichte zum Oberliga-Torwart bei Werder Bremen III - unter Skripnik übrigens.

"Eigentlich wusste ich schon nach meinen ersten beiden Trainingseinheiten in Bremen, dass es mit einer Spielerkarriere als Profi nichts wird", sagte Kohfeldt einmal. Als Trainer indes stellte er schon während seiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer als Jahrgangsbester 2015 Tuchel und Nagelsmann in den Schatten. Ihnen blieb diese Auszeichung in der Hennes-Weilweiler-Akademie in Hennef verwehrt.

Kohfeldts weichenstellende Nagelprobe ist und bleibt aber das Bundesliga-Debüt auf der Trainerbank der Hanseaten in Frankfurt, auch wenn Baumann abwiegelt: "Unsere endgültige Entscheidung hängt nicht von diesem Spiel ab." Aber ein Unentschieden oder gar Sieg wären zweifellos wichtige Pluspunkte für eine Weiterbeschäftigung Kohfeldts - als Bundesliga-Chefcoach.

(sid)
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