Ex-Fortuna-Trainer Reck traut Werder die Überraschung zu

Düsseldorf · Der ehemalige Bremer Torhüter Oliver Reck hofft auf ein Weiterkommen seines Ex-Vereins im Pokal-Halbfinale in München. Reck ist eine Art Experte in Sachen DFB-Pokal.

 1991 feierte Oliver Reck seinen ersten Pokal-Triumph. Insgesamt erreichte er als Spieler sechs Mal das Finale.

1991 feierte Oliver Reck seinen ersten Pokal-Triumph. Insgesamt erreichte er als Spieler sechs Mal das Finale.

Foto: IMAGO

Kaum ein anderer Fußballer kann gegen Bayern München eine ähnlich positive Bilanz vorweisen wie Oliver Reck. Zwölf Siegen stehen acht Remis und acht Niederlagen gegenüber. Der ehemalige Torhüter und jetzige Trainer des Regionalligisten Kickers Offenbach weiß also, wie man die Münchner knackt. "Das Duell gegen die Bayern war für mich immer das Spiel des Jahres - schließlich war es der beste Gegner", sagt er. Dass Werder Bremen am Dienstagabend im Halbfinale des DFB-Pokals (20.30 Uhr/Live-Ticker) in der Münchner Arena die Sensation schafft und ins Endspiel einzieht, traut Reck seinem Ex-Verein zu. Er sagt: "Das Schöne an der Paarung ist, dass man denkt: 'Die haben überhaupt keine Chance'. Aber auch im Viertelfinale in Leverkusen hat den Bremern niemand etwas zugetraut. Sie sind eine Überraschungsmannschaft und können jeden Gegner schlagen, aber auch hoch verlieren. In einem Spiel ist alles möglich."

Als viermaliger Pokalsieger mit Bremen (1991, 1994) und dem FC Schalke (2001, 2002) ist Reck Pokal-Experte und Bayern-Schreck zugleich. "Bremen muss die Bayern überraschen. Ich denke, das wird auch die Taktik von Viktor Skripnik sein. Wenn sich Werder nur einigelt, haben sie keine Chance. Sie müssen selbst ihre Möglichkeiten suchen."

An eine Begegnung gegen den Rekordmeister kann sich der 51-Jährige besonders gut erinnern. "Damals habe ich dieses kuriose Gegentor bekommen, wo der Ball von der Latte gegen den Pfosten und von dort aus gegen mein Gesicht und ins Tor gegangen ist", sagt er. "Klar habe ich mich damals darüber geärgert, aber letztlich konnte ich lachen: Wir haben mit 4:3 gewonnen. Am Ende fragt niemand mehr, wie das Ergebnis zustande kam." Das war 1991.

Das Aus bei der Reserve des FC Bayern im August 1994 als Pokalverteidiger in Runde eins hat der Fußballlehrer hingegen in wenig guter Erinnerung. "Wir sind damals als Favorit in die Partie gegangen. Doch die Bayern-Amateure hatten mit Alexander Zickler und Samuel Kuffour zwei tolle Spieler dabei. Sie galten als Top-Mannschaft. Da fuhr man nicht mal eben so hin und holte den Sieg." Dass Favoriten stolpern, würde auch heute noch oft genug vorkommen, sagt der ehemalige Torhüter. "Ich liebe den Pokalcharakter. Weiterkommen oder Ausscheiden, hopp oder top - das ist mein Ding." Eine Niederlage in der Bundesliga ließe sich immer noch ausmerzen, im Pokal sei das schlicht nicht möglich. Aber: "Man braucht bestimmte Gene, um den Pokal zu gewinnen. Die hat nicht jeder", sagt der ehemalige Nationaltorhüter.

Ob die Fußballer des SV Werder Bremen ausreichend "Pokal-Gene" besitzen, um den Bayern gefährlich zu werden, wird sich heute Abend zeigen. Bremens Trainer Skripnik kündigte an, seine beste Elf ins Rennen zu schicken. Selbst wenn die abstiegsbedrohten Bremer, die derzeit auf dem Relegationsplatz stehen, schon am Freitag wieder zum Derby beim Hamburger SV antreten müssen. "Das Spiel in München abzuschenken, wäre auch der falsche Weg", sagt Reck. "Und das wird auch kein Werder-Spieler wollen." Eine Chance für den krassen Außenseiter - Werder verlor die letzten zwölf Spiele gegen München (7:47 Tore) - läge darin, dass die Elf von Trainer Pep Guardiola noch in mehreren Wettbewerben vertreten sei, glaubt Reck. "Wichtig ist auch, dass mit Claudio Pizarro und Clemens Fritz bei den Bremern zwei erfahrene Spieler zurück sind. Claudio kennt die Bayern schließlich sehr gut, hat einige Jahre dort gespielt. Das hilft."

Dass der gebürtige Frankfurter den Grün-Weißen heute die Daumen drückt, ist für ihn selbstverständlich. "Bremens Torwart Felix Wiedwald habe ich während meiner Zeit beim MSV Duisburg selbst ausgebildet. Und mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Marco Bode habe ich viele Jahre zusammengespielt. Er ist mein Freund und wir treffen uns regelmäßig."

Ginge es nach Reck, dürften sich die Zuschauer heute Abend auf mehr als 90 Minuten freuen. Sein Tipp: "Werder kommt im Elfmeterschießen weiter."

(sb)
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