Ärger um Nieren-Transplantation Klasnics Frau attackiert Manager Allofs

Bremen (RPO). Nach Ivan Klasnics Klage gegen die Vereinsärzte von Fußball-Bundesligist Werder Bremen erhebt nun Klasnics Frau Patricia in der ARD-Sendung "Beckmann" schwere Vorwürfe gegen Werder-Manager Klaus Allofs.

 Ivan Klasnic pocht auf einen Stammplatz gegen Cottbus.

Ivan Klasnic pocht auf einen Stammplatz gegen Cottbus.

Foto: AP, AP

"Ich habe einen vielleicht ganz lapidaren Anruf vermisst, einfach nur die Nachfrage: Wie geht es ihnen, wie geht es ihrem Mann?", sagte sie bei "Beckmann"."Es war nicht alles in Ordnung", so auch Klasnic. Er sei "enttäuscht oder auch richtig sauer", dass die Vereinsärzte nicht mit ihm über seine immer schlechteren Werte gesprochen hätten.

Die Gattin übte an der Werder-Führung harte Kritik: "Das stößt bei mir auf absolutes Unverständnis. Die ganze Sache finde ich sehr traurig. Jeder normaler Mensch hätte wenigstens höflichkeitshalber einmal nachgefragt. Das ist alles nicht der Fall gewesen, in keinster Art und Weise."

Weiter sagte sie: "2005, unmittelbar nach der Blinddarmoperation, hatten wir ein Termin bei Herrn Allofs. Ich habe ihn gefragt, wie das sein kann, dass man über soviel Jahre nichts gesehen hat... nicht hat sehen wollen. Ich habe die Antwort erhalten, 'dass das Denken eigentlich recht sportlich ist, ich rede ja nur als Ehefrau'. Ich bin auf einen absoluten Widerstand gestoßen. Ich habe ein bisschen das Gefühl gehabt, dass Herr Allofs mir ausgewichen ist. Da bin ich ganz ehrlich: Ich war von seiner Antwort sehr enttäuscht!"

Nur ein Ziel: Wieder Fußball spielen

Es hätte ein Fußballmärchen werden können. Als bei Ivan Klasnic im November 2005 bei einer Blinddarm-Operation schlechte Nierenwerte festgestellt und anschließend eine Niereninsuffizienz diagnostiziert wurde, brach für den Kroaten eine Welt zusammen. Die Nieren arbeiteten nur noch mit 28 Prozent ihrer eigentlichen Leistungsfähigkeit. Doch er kämpfte sich zurück.

Nach der ersten Operation im Januar 2007 wurde die Spenderniere seiner Mutter von seinem Körper abgestoßen, sie musste wieder entnommen werden. Im März 2007 starteten die Ärzte einen zweiten Versuch mit einer Niere des Vaters, diesmal verlief der Eingriff erfolgreich.

In der ganzen Zeit hatte Klasnic nur ein Ziel: gesund werden und Fußball spielen. Trotz seines Leidens trainierte er, soweit es ihm möglich war, weiter, so dass der "kicker" ihn dafür mit der Auszeichnung "Mann des Jahres 2007 im deutschen Fußball" auszeichnete.

Nach der Spielpause seit Dezember 2006 bestritt er sein erstes Pflichtspiel zunächst für die Bremer U23 im DFB-Pokal gegen seinen ehemaligen Verein FC St. Pauli.

Ein Comeback wie im Film

Am 24. November 2007 im Spiel Werder Bremens gegen Energie Cottbus wurde Klasnic, der der erste Fußballspieler weltweit war, der nach einer Nierentransplantation in eine der höchsten Spielklassen des Profisports zurückkehrte, von den Fans ein toller Empfang bereitet. Auf einem riesigen Plakat rollten sie für ihn aus: You'll never walk alone.

Die ganze Zeit sah es so aus, als stünde sein Verein voll hinter ihm. Im Juni 2007 wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert, obwohl es abzusehen war, dass es noch dauern würde, bis Klasnic seine alte Form, wenn überhaupt, zurückerlangt.

Die Geschichte hätte Vorlage für einen dramatischen Film mit Happy End sein können. Doch nun kam alles anders. Der 28-jährige Kroate reichte über seinen Anwalt eine Klage am Bremer Landgericht gegen die Vereinsärzte von Werder Bremen ein.

Angeblich fahrlässige Behandlung

Der Vorwurf: Die Mediziner Doktor Götz Dimanski und Manju Guha hätten über Jahre Klasnics Blut getestet, anhand der Ergebnisse aber nicht festgestellt, dass dessen Niere sein Blut nicht mehr richtig gewaschen habe. Erforderliche Behandlungen seien nicht eingeleitet worden.

Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das Klasnic bereits Ende Dezember 2005 in Auftrag gegeben hatte. Gutachter ist der Bremer Professor Arno-Ekkehard Lison.

Werder Bremens Manager Klaus Allofs sagte der Welt: "Wir wissen seit einem Monat von dieser Klage. Wir unterstützen Ivan, sind aber sicher, dass bei dieser Geschichte nichts herauskommen wird. Wir gehen davon aus, dass wir mit Doktor Götz Dimanski in die nächste Saison gehen werden."

Auch Dimanski selbst lehnte jede Verantwortung ab und betonte, er habe stets korrekt gearbeitet, er sehe der Klage gelassen entgegen, der Krankheitsverlauf sei "schicksalshaft", sagte er dem "Spiegel".

Der kroatische Nationalstürmer steht derzeit in Vertragsverhandlungen mit seinem Verein. Angeblich wollte Klasnic einen Vertrag zu verringerten Bezügen nicht akzeptieren, forderte mehr Geld. Doch nun ist völlig offen, ob es in diesem offenbar gestörten Vertrauensverhältnis überhaupt noch eine gemeinsame Zukunft zwischen Werder und Klasnic geben wird.

"Was bringt mir Geld? Sicher nicht Gesundheit."

"Darüber möchte ich zu diesem Zeitpunkt nicht reden", sagte Klasnic im Interview mit dem Internet-Portal "Spox". Warum möchte er mehr Geld? "Das ist doch klar, dass man das Beste herausholen will, das versucht doch jeder. Es wäre doch dumm, wenn man sich mit weniger zufrieden gibt, als möglich ist."

Zumindest muss einmal die Frage aufgeworfen werden, wie wichtig Klasnic in diesem Zusammenhang die 1,4 Millionen Euro Schmerzensgeld sowie der Schadensersatz sind. "Das ist eine andere Geschichte. Bei der Klage geht es mir darum, dass die Verantwortlichen, die Scheiße gebaut haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Was bringt mir Geld? Sicher nicht Gesundheit."

Werder Bremen und Ivan Klasnic - es bleibt ein spannendes Kapitel. Nur könnte es sein, dass das vermeintliche Märchen sich nun in eine Schlammschlacht wandelt.

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