Wichtiger Sieg in Freiburg Kohfeldt und Bremen erkämpfen den „ersten Schritt“

Freiburg · Florian Kohfeldt darf nach dem ersten Sieg seit 126 Tagen ein bisschen durchatmen - zumindest bis Dienstag. Die Erleichterung über den wichtigen Sieg von Werder Bremen war dem angezählten Trainer anzumerken.

 Die Bremer Jiri Pavlenka (r-l), Davy Klaassen und Milos Veljkovic reagieren nach dem Sieg in Freiburg.

Die Bremer Jiri Pavlenka (r-l), Davy Klaassen und Milos Veljkovic reagieren nach dem Sieg in Freiburg.

Foto: dpa/Thomas Kienzle

Florian Kohfeldt stieg erleichtert in den tiefgrünen Mannschaftsbus, den Transfer zum Flughafen und den kurzen Hüpfer nach Bremen nahm der angezählte Werder-Coach mit viel Rückenwind. Aber Genugtuung? "Nein", sagte Kohfeldt nach dem extrem wichtigen 1:0 (1:0) beim SC Freiburg, die verspüre er "überhaupt nicht". Es gehe ihm schließlich "einzig und allein um den Verein, um den Klassenerhalt".

Und im Kampf um eben diesen tankte der Tabellen-17. am 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit dem ersten Erfolg seit 126 Tagen wieder Selbstvertrauen. Ob die neue Hoffnung auch von längerer Dauer sein wird, zeigt sich bereits am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. "Ein Schritt", betonte Kohfeldt aber, "ein erster Schritt war es allemal".

Deshalb durfte der 37-Jährige den Zittersieg im Breisgau zumindest ein bisschen auch als persönlichen Befreiungsschlag bejubeln. Schließlich hatten ehemalige Vereinsgrößen Kohfeldt und seine Mannschaft im Abstiegskampf schon abgeschrieben, das ihrer Meinung nach sture Festhalten am Trainer kritisiert. Und während Kohfeldt selbst zurückhaltend blieb, schlug sich Freiburgs langjähriger Coach Christian Streich auf seine Seite.

"Diese Häme und die negativen Äußerungen... Was einige Leute und sogenannte Experten abgelassen haben, da muss ich sagen, das war unmöglich", schimpfte Streich, der seinen Bremer Kollegen bereits im Vorfeld als "absoluten Fachmann" geadelt hatte. Zumindest in Sachen Motivation war Kohfeldt am Samstag über jeden Zweifel erhaben.

Die gesamte Spielzeit bis zur 96. Minute trieb Kohfeldt seine Mannschaft lautstark und gestenreich von der Seitenlinie an. "Wir haben uns überall reingehauen", sagte Torschütze Leonardo Bittencourt (19.), "so musst du im Abstiegskampf spielen", meinte Abwehrspieler Marco Friedl. Kohfeldt selbst sprach von "101 Prozent Emotionen" - und der schönen Gewissheit, "dass es sich auszahlt, wenn man alles reinhaut".

Am Ende besaßen die Bremer nämlich im wahrsten Sinne des Wortes das Glück der Tüchtigen. In Unterzahl nach Gelb-Rot gegen Philipp Bargfrede (88.) drohte für ein paar Sekunden der niederschmetternde Ausgleich, das kuriose Billard-Tor der Freiburger nahm der Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) nach dem Videobeweis aber zurück. Der Ex-Bremer Nils Petersen stand wenige Zentimeter im Abseits.

"Ich habe sehr, sehr mitgezittert, da ging doch schon einiges ab in meinem Wohnzimmer", sagte sogar der 2014er-Weltmeister Per Mertesacker im ZDF-Sportstudio, der die Treue seines Ex-Vereins gegenüber Kohfeldt als "sehr mutig" bezeichnete - letztlich aber auch nur einen Wunsch verfolgt: "Ich will, dass Werder in der Liga bleibt."

Kohfeldt versicherte noch einmal, dass sie an der Weser "alles dafür tun" und "intern sehr viel Arbeit reinstecken", um aus der vermaledeiten Situation zu kommen. "Öffentlich waren wir gefühlt ja schon abgeschrieben", sagte er, "nun haben wir uns wieder zurückgekämpft". Und das, betonte Kohfeldt mit einem Schuss Zuversicht, "ist die Basis für die nächsten Wochen".

(sid/old)
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