Kellerduell Bremens "Mini-Finale für den Kopf"

Frankfurt/M · Zum Kellerduell der Bundesliga reist Werder Bremen heute zum Liganachbarn nach Frankfurt. Für beide geht es darum, mit einem Erfolgserlebnis und Distanz zu den Abstiegsplätzen in die Winterpause zu gehen.

Borussia Mönchengladbach durch Doppelschlag des SV Werder Bremen raus
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Bremer Doppelschlag ist zu viel für Borussia

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Foto: dpa, rwe hak

Thomas Schaaf wird heute beim Bundesligaduell seiner kriselnden Ex-Klubs nicht im Stadion sein. Dabei gibt es gerade jetzt noch Fußballfans von Werder Bremen und auch Eintracht Frankfurt, die sich wünschen, er wäre noch immer Trainer ihres Vereins. Mit den Bremern erreichte Schaaf allein fünfmal die Champions League. Aktuell aber hat Werder ganz unabhängig vom Pokal-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Platz 17. Und Frankfurt war unter Schaaf noch Neunter der Bundesliga. Doch nur sechs Monate und eine schwere sportliche Krise später ist die Lage sogar noch um einen Punkt und einen Tabellenplatz schlechter als in Bremen. "Das ist das wichtigste Spiel der Hinrunde", sagte Werder-Trainer Viktor Skripnik. "Wir könnten nach einer Niederlage zum ersten Mal in dieser Saison in die Abstiegszone abrutschen, das wollen wir unbedingt verhindern." Das Spiel in Frankfurt (15.30 Uhr/Sky) sei deshalb ein "Mini-Finale für den Kopf".

Eines scheint bei aller sportlichen Bedeutung immerhin klar zu sein: Um die Zukunft der beiden Trainer geht es heute nicht. Skripnik hat seine Position durch den mutigen und taktisch klug vorbereiteten 4:3-Sieg in Mönchengladbach wieder gestärkt. "Alle stehen zu ihm - ohne Ausnahme", sagte Kapitän Clemens Fritz in dieser Woche. In Frankfurt erhält Armin Veh schon seit Wochen die Rückendeckung von Vorstand und Management. Der Plan ist, in der Winterpause Veränderungen an der Mannschaft vorzunehmen und nicht auf der Trainerbank. "Wir wollen zwei bis drei neue Spieler zur Belebung des Kaders verpflichten", sagte Sportdirektor Bruno Hübner. Veh dagegen sei "der richtige Trainer, um unser Ziel zu erreichen, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Wir schenken ihm unser Vertrauen."

Unbestritten ist, dass sich seit Schaafs Rücktritt im Sommer in Frankfurt nicht viel verbessert hat. Der Umkehrschluss, mit ihm stünde die Eintracht jetzt besser da, wäre aber trotzdem zu gewagt. Der langjährige Bremer hatte am Ende den Rückhalt seiner Spieler verloren. Veh dagegen genießt den trotz des sportlichen Absturzes mit nur einem Sieg in den vergangenen drei Monaten noch immer.

Tatsächlich machte die Eintracht erst nach Schaafs Weggang einen ihrer vielen strategischen Fehler dieses Jahres. Der Gedanke war: Wenn schon mit dem ungeliebten Coach nicht viel zu einem Europa-League-Platz fehlt: Wie soll es dann erst laufen, wenn der Wunschtrainer aller Spieler und Funktionäre wieder da ist? Die Eintracht hat ihre eigene Mannschaft völlig überschätzt. Armin Veh reagierte in dieser Woche mit einer Art Quarantäne auf die angespannte Situation. Kein öffentliches Training, keine Interviews. Seine Spieler "sollen sich nur auf das Spiel konzentrieren", sagte er. "Gegen Bremen müssen wir nochmal alles reinwerfen."

Die große Frage ist, wie die Mannschaft mit dem enormen Druck umgeht, der auf ihr lastet. Schon nach der Niederlage gegen Darmstadt hätten die eigenen Fans beinahe den Platz gestürmt. Als Vorbild dient Veh ausgerechnet der nächste Gegner Werder, der inmitten einer tiefen Krise auf einmal in Gladbach gewann. Das könne "ein Ansporn für uns sein. Man sieht, dass so etwas möglich ist", sagte er.

Und Thomas Schaaf? Der äußert sich schon lange nicht mehr öffentlich zu dieser Debatte, hat aber vor dem Duell seiner Ex-Clubs eine klare Präferenz. Schaaf habe ihm eine SMS geschickt "und viel Erfolg für den nächsten Spieltag gewünscht", hatte Bremens Trainer Skripnik verraten. 41 Jahre Werder wiegen eben schwerer als nur eine, mit viel Verbitterung geendete Bundesligasaison in Frankfurt.

(dpa)
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