Ausraster Wenn Fußball-Profis die Nerven verlieren
Ob Stefan Effenberg, Jens Lehmann oder Eric Cantona: Sie alle haben schon einmal die Nerven verloren und ihren Frust an den Fans ausgelassen. Eden Hazard vom englischen Spitzenklub FC Chelsea hat sich mit einem Tritt gegen einen Balljungen in die Reihe der unrühmlichen Skandale eingereiht. Wir haben die bekanntesten Ausraster von Fußball-Profis zusammengestellt.
Der Fall Eden Hazard (23. Januar 2013): Zehn Minuten vor dem Ende des Halbfinal-Rückspiels im englischen Liga-Pokal verlor Eden Hazard leicht die Nerven. Als ein Balljunge das Spielgerät nicht direkt herausrücken wollte, was er zuvor via Twitter angekündigt hatte, trat der Belgier nach dem Ball und traf dabei den Jugendlichen. Hazard sah die Rote Karte und entschuldigte sich später für das Vergehen.
Der Fall Paolo Guerrero (4. April 2010): Nach einem 0:0 gegen Hannover 96 wurde Paolo Guerrero von einigen Fans beim Weg in die Kabine beschimpft. Der Stürmer ließ sich das nicht gefallen und schleuderte einem Fan eine gefüllte Trinkflasche an den Kopf. Für diesen Vorfall wurde der Peruaner für fünf Spiele gesperrt und zu einer Geldstrafe von 100.00 Euro verdonnert.
Der Fall Jens Lehmann (13. Dezember 2009): Ex-Nationaltorwart sieht beim Spiel des VfB Stuttgart beim FSV Mainz 05 (1:1) die Rote Karte, nachdem er FSV-Angreifer Aristide Bance im Strafraum auf den Fuß getreten hatte. Anschließend wird auf dem Weg aus dem Stadion gegenüber einem Fan handgreiflich und reißt dem VfB-Anhänger die Brille von der Nase. Die Staatsanwaltschaft erstattete anschließend Strafanzeige wegen Diebstahls.
Der Fall Zinedine Zidane (9. Juli 2006): Der beste Spieler der WM 2006 verliert ausgerechnet im Finale die Nerven: Nachdem der Franzose von Italiens Marco Materazzi provoziert worden war, nietete er den Verteidiger mit einem Kopfstoß einfach um. Dafür sah Zidane die Rote Karte, Frankreich verlor das Finale im Elfmeterschießen.
Der Fall Oliver Kahn (3. April 1999): Die Spiele zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern haben immer eine besondere Brisanz. Am 24. Spieltag der Saison 1998/1999 zeigte Bayern-Legende Oliver Kahn, wie sehr ihm dieses Duell nahe ging. Kahn stürmte nach einer Chance von Heiko Herrlich auf den BVB-Stürmer zu und tat so, als würde er ihm in den Hals beißen. "Der Trainer hatte gesagt, wir sollen uns am Gegner festbeißen. Das habe ich beherzigt", scherzte Kahn, der im gleichen Spiel einen Kung-Fu-Tritt gegen Stephanse Chapuisat auspackte, den Schweizer aber nicht traf. Und: In einer anderen Szene kniff er Andreas Möller ins Ohr. Die Partie endete 2:2, drei Spieler wurden des Feldes verwiesen – Kahn zählte nicht dazu.
Der Fall Stefan Effenberg (27. Juni 1994): Der Mittelfeldspieler wird beim WM-Vorrundenspiel in Dallas gegen Südkorea (3:2) von Trainer Berti Vogts in der 75. Minute ausgewechselt. Die deutschen Fans pfeifen Effenberg aus, worauf dieser den mitgereisten Anhängern den Mittelfinger zeigt. Vogts schließt Effenberg danach von der WM in den USA und vorerst auch von der Nationalmannschaft aus.
Der Fall Thimothee Atouba (6. Dezember 2006): Auch der Kameruner ließ sich in seiner Zeit beim Hamburger SV zum "Stinkefinger" verleiten. Während des Champions-League-Spiels gegen ZSKA Moskau (3:2) wird der Abwehrspieler wegen seiner lustlosen Vorstellung von den Zuschauern schon während des Spiels ausgepfiffen. Atouba forderte daraufhin seine Auswechslung. Bei seinem Weg auf die Bank wurde der Afrikaner gnadenlos ausgepfiffen, mit Bechern beworfen und offenbar rassistisch beleidigt. Der Abwehrspieler zeigte den Mittelfinger gen Haupttribüne und sah dafür noch nachträglich die Rote Karte. Atouba bekam vom HSV zwei Spiele Sperre und eine hohe Geldstrafe aufgebrummt.
Der Fall Eric Cantona (25. Januar 1995): Es ist wohl einer der "berühmtesten" Fußball-Ausraster: Der damals für Manchester United spielende ehemalige französische Nationalstürmer ließ sich zu einem brutalen Kung-Fu-Tritt gegen einen Zuschauer hinreißen. Zuvor war Cantona nach seinem Platzverweis von dem Fan des generischen Teams Chrystal Palace beleidigt und bespuckt worden. Für die hässliche Aktion sollte das "Enfant terrible" des französischen Fußballs eigentlich ins Gefängnis gehen, aber die Strafe wurde noch in 120 Stunden Sozialarbeit umgewandelt. Cantona wurde weltweit für neun Monate gesperrt.
Der Fall Didier Drogba (12. November 2008): Der Stürmer im Diensten des FC Chelsea sorgte mit einer Münzwurf-Affäre für Aufsehen. Drogba hatte seinen Führungstreffer zum 1:0 im Ligapokal gegen den Zweitligisten FC Burnley "etwas zu enthusiastisch" vor den gegnerischen Fans bejubelt. Der Ivorer schleuderte eine von den Rängen geworfene Münze zurück in den Gästeblock und streckte den Fans zudem seinen Mittelfinger entgegen. Am Ende kassierte Chelsea eine peinliche 4:5-Niederlage im Elfmeterschießen. Der englische Fußball-Verband FA verurteilte den Ivorer zu drei Spielen Sperre.
Der Fall Radoslav Kovac (19. Juli 2008): Der tschechische Abwehrspieler sieht im Trikot von Spartak Moskau die Gelbe Karte für ein Foul an einem Fan. Der Zuschauer war während des russischen Hauptstadt-Derbys zwischen Spartak und Lokomotive über das Spielfeld gerannt und wurde von Kovac mit einem gezielten Tritt zu Fall gebracht.
Der Fall Massimo Busacca (19. September 2009): Auch ein Schiedsrichter kann mal die Nerven verlieren. Der Unparteiische aus der Schweiz zeigte während des Pokalspiels zwischen dem Schweizer Zweitligisten FC Baden und den Young Boys Bern (1:3) den Berner Anhängern den ausgestreckten Mittelfinger. Zuvor war der Tessiner aus dem Young-Boys-Fanblock mit Sprechchören beleidigt worden. Busacca wurde daraufhin vom Schweizerischen Fußball-Verband für drei Spiele aus dem Verkehr gezogen. Der Weltverband FIFA betraute ihn aber anschließend mit der Leitung des WM-Qualifkationsspiels zwischen Russland und Deutschland (0:1).