Fifa-Auszeichnung Das müssen Sie zur Wahl des Welttrainers 2020 wissen

Zürich · Trotz einer gestreckten Corona-Saison kürt die Fifa im Dezember den Trainer des Jahres. Alles läuft auf ein deutsch-deutsches Duell hinaus. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den Nominierten, dem Modus und vergangenen Wahlen.

Es kann nur einen geben: Jürgen Klopp (li.) oder Hans Flick (re.) – wer wird Welttrainer des Jahres?

Es kann nur einen geben: Jürgen Klopp (li.) oder Hans Flick (re.) – wer wird Welttrainer des Jahres?

Foto: dpa/Woitas

Wer veranstaltet die Wahl?

Die Welttrainer-Wahl, offiziell „The Best Fifa Men's Coach (zu deutsch: bester Fifa-Trainer der Männer)“, wird vom Fußball-Weltverband Fifa ausgerichtet. Seit 2010 wird dieser Titel bei einer jährlichen Gala gemeinsam mit dem Weltfußballer, der Weltfußballerin, dem Welttorhüter, der Welttrainerin, dem Tor des Jahres (Puskas-Preis), dem Fairplay-Preis und dem Fanpreis vergeben.

Wann wird das Ergebnis bekanntgegeben?

Der Gewinner der drei Finalisten wird am 17. Dezember bei der Fifa-Gala „The Best Fifa Football Awards” gekürt.

Alle Weltfußballer des Jahres - von 1991 bis 2022
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Welcher Zeitraum wird bewertet?


Der Trainer des Jahres 2020 wird für seine Leistungen im Zeitraum vom 20. Juli 2019 bis einschließlich 7. Oktober 2020 geehrt.

In welchem Modus wird gewählt?

Die Jury ist viergeteilt. Es haben alle Nationaltrainer, alle Kapitäne der Nationalteams sowie ein Journalist pro Nation abgestimmt. Zudem konnten alle Fans, die sich auf der Webseite der Fifa registriert haben, ihre Stimme abgeben. Die Stimmen jeder Gruppe zählen ein Viertel, unabhängig davon, wie groß die jeweilige Gruppe ist. Jeder Stimmberechtigte musste immer seine Top drei angeben und verteilte so unterschiedlich viele Punkte an die Kandidaten.

Wer sind die Kandidaten?

Drei Trainer haben es ins Finale geschafft, gleich zwei Deutsche sind mit dabei: Hansi Flick vom FC Bayern und Jürgen Klopp vom FC Liverpool. Komplettiert wird das Trio vom Argentinier Marcelo Bielsa, Trainer von Leeds United.    

Wofür sind sie nominiert?

Hansi Flick stieg nach der Entlassung von Niko Kovac im November 2019 beim FC Bayern vom Assistenten zum Cheftrainer auf. Was dann folgte, ist eine sagenhafte Erfolgsgeschichte. Der ruhige und ausgeglichene Badener, dem ein beträchtlicher Anteil am deutschen Weltmeistertitel 2014 zugeschrieben wird, zeigte bei seiner ersten Cheftrainer-Station, was in ihm steckt. Er richtete die Mannschaft sehr viel offensiver aus, installierte den aufs Abstellgleis geratenen Thomas Müller als Schlüsselfigur und führte den FC Bayern nicht nur souverän zur Meisterschaft, sondern auch zum DFB-Pokalsieg und zum Champions-League-Titel. Von Mitte Dezember bis zum Ende der langen Corona-Saison im August gewann der FC Bayern 29 seiner 30 Spiele in allen Wettbewerben. Noch lange in Erinnerung bleiben wird die Machtdemonstration im Viertelfinale der Königsklasse, als die Münchner den FC Barcelona mit 8:2 förmlich überrollten.

Weltfußballer-Wahl 2020: Das sind die Nominierten Frauen und Männer
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Das sind die Nominierten

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Foto: dpa/Matthias Balk

Jürgen Klopp hat sich in der abgelaufenen Saison in Liverpool unsterblich gemacht. Nach dem Champions-League-Triumph im Vorjahr und der Vizemeisterschaft mit 97 Punkten, gelang „The Normal One“ aus dem Schwarzwalds das, woran so viele vor ihm gescheitert waren: Er gewann die erste englische Meisterschaft seit 30 Jahren mit dem FC Liverpool sieben Spieltage vor Saisonende (Rekord!) und machte die Scousers nach Jahrzehnten des Misserfolgs, wie bei seiner Amtsübernahme im Oktober 2015 angekündigt, „from Doubters to Believers“ – „von Zweiflern zu Glaubenden“. Ganz nebenbei gewannen Klopp und der LFC in der Saison 2019/20 auch noch den europäischen Supercup und die Klub-Weltmeisterschaft.

Marcelo Bielsa ist ein Phänomen. Der detailversessene und bisweilen kauzige Argentinier hat in seiner Karriere bisher nur wenige Erfolge vorzuweisen, aber unter seinen Trainerkollegen eine ganze Heerschar an Bewunderern. In der Corona-Saison gelang ihm Unglaubliches mit dem englischen Traditionsverein Leeds United: Nach 16 Jahren voller Chaos und sportlicher Bedeutungslosigkeit stieg er mit derselben Mannschaft als Meister auf, die die Jahre zuvor Mittelfeldplätze belegt hatte. Vielmehr noch, sie spielte plötzlich aufregenden Offensivfußball und begeistert damit nun auch ganz Fußballengland in der Premier League. Bielsa ist der erste Aufstiegscoach, der als Welttrainer des Jahres zur Wahl steht.  

Wer hat die besten Chancen?

Es dürfte alles auf ein deutsch-deutsches Duell hinauslaufen. Hansi Flick gegen Jürgen Klopp. Favorisiert ist Flick, denn wenngleich der Meistertitel in England einen sehr hohen Stellenwert genießt, ist der Sieg im Europapokal noch immer das Nonplusultra im Weltfußball. Zumal Flick innerhalb weniger Monate eine Wunder-Transformation der Bayern-Mannschaft gelang und selten die Handschrift eines Trainers für alle Beobachter so klar erkennbar war.

Wer waren die Konkurrenten?

Nominiert waren zunächst auch der Franzose Zinedine Zidane von Real Madrid und der Spanier Julen Lopetegui vom FC Sevilla.

Zinedine Zidane ist zurück bei Real Madrid und lieferte gleich in seiner ersten vollen Saison erneut das ab, was bei den „Madridistas“ einzig zählt: Titel. Zwar reichte es diesmal nicht für den erneuten Triumph in der Champions League (wie von 2016-2018) – gegen Paris war bereits im Achtelfinale Schluss – aber am vorletzten Spieltag sicherten sich „die Königlichen“ die spanische Meisterschaft vor dem FC Barcelona. Diesen Pokal hatten sie im vergangenen Jahrzehnt immerhin nur zwei Mal gewinnen können. Vor allem aber gelang es Zidane, die unter seinen Vorgängern teils vogelwild agierende Mannschaft defensiv zu stabilisieren. Nur 25 Gegentore in 38 Spielen sind ein Allzeit-Rekord in La Liga.

Julen Lopetegui macht wieder mit Erfolgen auf sich aufmerksam, und das kommt durchaus überraschend. Denn da ist sein unrühmlicher Abgang als Trainer der Nationalmannschaft zwei Tage vor der WM 2018 in Russland, nachdem durchgesickert war, dass er bei Real übernehmen würde. Gefolgt vom krachenden Scheitern in Madrid. Nach nur drei Monaten wurde er im Anschluss an ein 1:5 im Clasico gegen Barca entlassen. Sein Ruf ramponiert. Zur abgelaufenen Saison heuerte er dann beim FC Sevilla an. In der Folge führte er die Andalusier auf einen guten vierten Platz in der Liga und holte mit ihnen den sechsten Titel in der Europa League durch einem 3:2-Sieg über Inter Mailand.

Wer waren die bisherigen Gewinner?

Die Welttrainer-Wahl ist deine deutsche Domäne. Im vergangenen Jahr gewann Jürgen Klopp nach dem Champions-League-Titel 2019 mit dem FC Liverpool. Jupp Heynckes wurde 2013 als Triple-Sieger zum Trainer des Jahres gekürt, Joachim Löw 2014 nach dem WM-Titel mit der Nationalmannschaft. Sollte Klopp erneut die Wahl für sich entscheiden, wäre er der erste, dem das ein zweites Mal gelänge.

Der Gewinner des Welttrainer des Jahres 2020

Jürgen Klopp hat Bayern Münchens Triple-Coach Hansi Flick ausgestochen und ist bei der Gala "The Best" von Fußball-Weltverband FIFA erneut zum Welttrainer des Jahres gewählt worden. Der 53-Jährige hatte den FC Liverpool zur ersten englischen Meisterschaft seit 30 Jahren geführt. Neben Vorjahressieger Klopp und Flick kam Marcelo Bielsa (Premier-League-Aufstieg mit Leeds United) in die Top 3.

"Ich muss so vielen Leuten danken, am meisten meinen Trainern. Wenn ich geahnt hätte, dass ich gewinne, wären sie jetzt alle hier", sagte Klopp, der verblüfft wirkte über die virtuelle Ehrung in Zürich, zu der er wie Flick und Bielsa live zugeschaltet war.

Vor Klopp hatten bereits Bundestrainer Joachim Löw im Jahr des WM-Triumphs 2014 sowie der erste Münchner Triple-Coach Jupp Heynckes 2013 den Trainer-Titel abgeräumt. Die Wahl wurde 2010 erstmals durchgeführt.

Als bester Coach einer Frauen-Mannschaft wurde wie im Jahr des EM-Sieges 2017 die niederländische Nationaltrainerin Sarina Wiegman ausgezeichnet. Sie setzte sich gegen die Engländerin Emma Hayes (FC Chelsea) und den Franzosen Jean-Luc Vasseur von Champions-League-Sieger Olympique Lyon durch.

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