Griechen sind locker wie vor Freundschaftsspiel Vorbereitung in Badelatschen
Hamburg (dpa). Sie schlurfen in Badelatschen durch die Hotel- Lobby, trinken dabei lachend Kaffee und hüllen sich in Zigarettenqualm. Griechenlands National-Kicker erweckten einen Tag vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland am Samstag (19.00 Uhr) im Hamburger Volksparkstadion den Eindruck, als verlebten sie einen kollektiven Urlaub in der Hansestadt. Im Hotel Treudelberg im grünen Stadtteil Lemsahl hätte so mancher auf der hauseigenen Golfanlage gar noch gern sein Handicap verbessert, doch die Zeit seit der Ankunft am Donnerstagnachmittag war zu knapp. Zuweilen musste zu Trainingszwecken mit dem größeren Ball gespielt werden.
"Warum sollen wir nervös sein? Wir haben doch nichts zu verlieren", meinte Vassilis Tsartas. Der Mittelfeldspieler und Regisseur der Griechen bezeichnet seine Mannschaft nur als "dritte Wahl" hinter den Gruppenfavoriten England und Deutschland. "Keiner wird uns Vorwürfe machen, wenn wir hier verlieren", betonte er. Tsartas hofft allerdings, dass sich England und Deutschland gegenseitig die Punkte abnehmen.
Trainer Vassilis Daniil bestätigte am Freitag vor rund 40 griechischen Journalisten, dass sich sein Team "im Aufwind" befindet. "Wir sind gut vorbereitet auf die Deutschen", meinte der 63 Jahre alte Coach, der seine Sportlehrerausbildung einst an der Kölner Sporthochschule genoss. Artig verteilte er aber auch Komplimente an den Rivalen. "Die deutsche Mannschaft ist trotz der schlechten Europameisterschaft zu beachten. Sie ist immer noch eine Großmacht im Weltfußball. Für uns ist es eine große Herausforderung, gegen den dreifachen Weltmeister zu spielen." Zugleich warnte der Trainer aber die DFB-Elf: "Wir haben sehr viele hungrige Spieler, die teilweise Champions-League-Erfahrung besitzen. Für eine Überraschung sind wir immer gut."
Karlheinz Pflipsen, der bei Panathinaikos Athen unter Vertrag steht, sieht die Griechen durchaus nicht als den krassen Außenseiter. "Sie werden unterschätzt. Auf die Griechen muss man aufpassen", meint der frühere Gladbacher. Trainer Daniil kündigte gar eine kühne Strategie an: "Wir wollen den Gegner in den ersten 20 Minuten mit einem Tor überraschen." Allerdings ist die griechische Offensive geschwächt. Ohne die besten Stürmer Nikos Machlas von Ajax Amsterdam und Demis Nikolaidis (AEK Athen) befürchten Kritiker der Mannschaft eher ein destruktives Defensivspiel denn überraschende Attacken. Der 43fache Nationalspieler Marinos Uzunidis aus Tyrgos favorisiert im Gegensatz zu seinem Coach eine andere Variante. "Je länger das Spiel 0:0 steht, desto mehr Chancen haben wir."
Die Befürchtung, dass bis bis 25 000 griechische Anhänger im Volksparkstadion für ein lautstarkes Übergewicht der Gäste sorgen könnten, scheint sich nicht zu bestätigen. Von den 5 000 Karten für griechische Gastarbeiter in Deutschland sind erst 3 000 verkauft worden. Aus Griechenland reisen lediglich 200 Fans an.