Die Angst der Freiburger vor dem Elfmeter Von 16 Versuchen nur fünf direkt erfolgreich

Freiburg (sid). "Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter" - beim SC Freiburg müsste der Titel von Peter Handke umgeschrieben werden. Denn im Dreisamstadion schauen die meisten Zuschauer schon gar nicht mehr hin, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt zeigt. Und auch den Spielern rutscht anscheinend das Herz in die Hose, wie die Statistik beweist. Denn von insgesamt 16 Elfmetern seit dem Wideeraufstieg 1998 wurden nur fünf direkt verwandelt.

Freiburg (sid). "Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter" - beim SC Freiburg müsste der Titel von Peter Handke umgeschrieben werden. Denn im Dreisamstadion schauen die meisten Zuschauer schon gar nicht mehr hin, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt zeigt. Und auch den Spielern rutscht anscheinend das Herz in die Hose, wie die Statistik beweist. Denn von insgesamt 16 Elfmetern seit dem Wideeraufstieg 1998 wurden nur fünf direkt verwandelt.

Was hat SC-Trainer Volker Finke nicht alles versucht, in den vergangenen zwei Spielzeiten. Immer wieder wurde im Training der Ernstfall simuliert, immer wieder verwandelten nahezu alle Spieler sicher. Doch im Spiel versagen regelmäßig die Nerven, beim 2:0 am Samstag gegen den SSV Ulm sorgte Marco Weißhaupt im achten Versuch bereits für die fünfte "Fahrkarte" in dieser Saison.

"Wenn man sich die Mühe macht, nachzuzählen, wird man sehen, dass uns die Fehlschüsse in den letzten zwei Jahren nur einen Punkt gekostet haben", reagiert Finke leicht gereizt auf das leidige Thema. Doch hier irrt der 51-Jährige: Der "Blackout" von Lewan Kobiaschwili beim 1:1 im Hinspiel in Ulm verhinderte bereits drei statt einen Zähler, und im letzten Jahr ließ unter anderem Lars Hermels Mißgeschick beim 1:2 in Dortmund die Breisgauer im Abstiegskampf noch einmal mächtig zittern.

Oberstudienrat Finke ist offenbar mit seinem Latein am Ende, doch von psychologischen Ratschlägen wollen die Freiburger erwartungsgemäß (noch) nichts wissen. "Eine Psychose kann man das nicht nennen", sagt Kapitän Hermel. "Vielleicht finden wir ja noch den Richtigen."

Schießt bald Golz?Erster Kandidat ist der Tunesier Adel Sellimi, der sich zuletzt ohne Zögern den Ball schnappte, allerdings auch schon zweimal vergab. Zurzeit aber weilt der neunfache Torschütze der Hinrunde beim Afrika-Cup, wo er nach dem Halbfinaleinzug vorerst auch noch bleiben wird. So schritt gegen Ulm Marco Weißhaupt zur Tat. Doch nachdem er im Vormittagstraining noch rechts unten eingeschossen hatte, zielte er spontan in die andere Ecke und scheiterte an Ulms Torwart Phillipp Laux.

Der Mittelfeldspieler ("Keiner wollte schießen") dürfte so schnell nicht wieder antreten, denn schon in der Vorsaison war er mit drei verschossenen Strafstößen Bundesliga-Spitze. Vielleicht erbarmt sich nun Torwart Richard Golz endlich den Sprechchören der SC-Fans und eifert seinem Nachfolger im Tor des Hamburger SV, Hans-Jörg Butt, nach. Doch Golz' regelmäßige Geste an die Anhänger, mit dem Zeigefinger vor dem Mund um Ruhe bittend, lässt eher zu einem gegenteiligen Schluss kommen.

So bleibt dem Sportclub wohl nur die Möglichkeit, in Umkehrung einer alten Straßenfußballer-Regel einen Antrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu stellen: Drei Elfmeter, eine Ecke.

(RPO Archiv)
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