Chronologie 100 Jahre FC Bayern Vom "Kavaliers-Club" zum Bundesliga-Krösus

1900-1910: Die Geburtsstunde des FC Bayern schlug im Schwabinger Gasthof "Gisela". Unter dem ersten Präsidenten Franz John vollzogen elf Fußballer am 27. Februar 1900 die Abspaltung vom Männerturnverein München von 1879. Der MTV 1879 war auch der erste offizielle Gegner; am 1. April 1900 siegten die Bayern mit 7:1.

1900-1910: Die Geburtsstunde des FC Bayern schlug im Schwabinger Gasthof "Gisela". Unter dem ersten Präsidenten Franz John vollzogen elf Fußballer am 27. Februar 1900 die Abspaltung vom Männerturnverein München von 1879. Der MTV 1879 war auch der erste offizielle Gegner; am 1. April 1900 siegten die Bayern mit 7:1.

Am 21. September 1902 gab es im ersten Derby gegen den TSV 1860 einen 3:0-Erfolg. Schon damals erwarb sich der Verein den Ruf, elitär zu sein. Die Spieler trugen aus Frankreich importierte Strohhüte, vom "Kavaliers-Club" war die Rede. 1910 feierten "die Roten" den größten Erfolg vor dem Ersten Weltkrieg, holten ungeschlagen die Ostkreis-Meisterschaft.

1911-1920: Der Krieg stoppte die Aufwärtsentwicklung des Vereins abrupt. Doch schon 1920 hatte der FC Bayern 700 Mitglieder. Damit war er der größte Fußballverein Münchens, aber wegen der Inflation arm.

1921-1930: 1926 wurde der FCB erstmals süddeutscher Meister. Am 6. Januar 1927 kam es beim Derby zum Spielabbruch. Die Zuschauer mussten erstmals einen Top-Zuschlag bezahlen. Als sich unter den 12 000 das Gerücht verbreitete, es handle sich nur um ein Privatspiel, stürmten sie das Spielfeld und verlangten ihr Eintrittsgeld zurück.

1931-1940: 32 Jahre nach der Gründung wurde FC Bayern erstmals deutscher Meister. Am 12. Juni 1932 wurde Eintracht Frankfurt in Nürnberg durch Tore von Rohr und Krumm im Finale mit 2:0 besiegt - im Abfallberg der 58 000 Zuschauer befanden sich 30 000 Maßkrüge. Die Machtergreifung der Nazis war ein harter Schlag. Dem Verein gehörten zahlreiche jüdische Mitglieder an. Kurt Landauer, Sohn jüdischer Kaufleute, musste 1933 auf Grund der politischen Verhältnisse als Präsident zurück treten. Nach der "Reichskristallnacht" wurde er sogar für einige Wochen ins KZ Dachau eingesperrt.

1941-1950: Seine nationale Bedeutung hatte der FC Bayern während des Nazi-Regimes verloren. 1947 kehrte Landauer aus seinem Asyl in der Schweiz zurück und wurde zum dritten Mal Bayern-Präsident. Mit insgesamt 16 Jahren an der Vereinsspitze wurde Landauer nur von dem 1993 verstorbenen Wilhelm Neudecker (1962 - 1979) übertroffen.

1951-1960: Was heute unvorstellbar ist, war 1954 Realität: Ohne einen Bayern-Spieler gewannen Sepp Herbergers "Helden von Bern" das WM-Finale gegen Ungarn. Der FCB holte 1957 durch einen 1:0-Finalsieg gegen Fortuna Düsseldorf zum ersten Mal den DFB-Pokal.

1961-1970: 1962 übernahm Bauunternehmer Wilhelm Neudecker die Club-Führung. Doch seine 17-jährige Amtszeit begann mit einer großen Enttäuschung: Die Bayern durften 1963 nicht in der neu gegründeten Bundesliga mitspielen. Erst zwei Jahre später stürmte der FCB unter dem 1998 verstorbenen Trainer "Tschik" Cajkovski ins Oberhaus - mit den Youngstern Maier, Beckenbauer und "kleines dickes" Müller, jener Achse, die dem Verein zu Weltruhm verhalf. Franz "Bulle" Roth traf 1967 in Nürnberg in der 109. Minute zum 1:0-Sieg im Finale des Europacup der Pokalsieger gegen die Glasgow Rangers. Neudecker lenkte den Club im selben Jahr mit der Einführung eines bezahlten Managers (Robert Schwan) auf eine professionelle Schiene.

1971-1980: Von 1969 bis 1977 teilten sich die Bayern mit ihrem Rivalen Borussia Mönchengladbach die Meistertitel. Trainer Udo Lattek machte den Verein gleichzeitig in Europa zur Nummer eins: "Katsche" Schwarzenbeck rettete 1974 im Landesmeister-Finale in Brüssel eine Minute vor Ende der Verlängerung ein 1:1 gegen Atletico Madrid. Zwei Tage später endete das Wiederholungsspiel mit einem 4:0-Triumph. 1975 (2:0 gegen Leeds United) und 1976 (1:0 gegen AS St. Etienne) gelang der "Hattrick" im Europapokal, 1976 gekrönt vom Weltpokalsieg (2:0 und 0:0 gegen Belo Horizonte). Sechs Bayern-Profis standen 1974 beim 2:1 gegen die Niederlande in der siegreichen Weltmeister-Elf. Die Endphase der 70er Jahre stand im Zeichen des Wechsels: 1977 ging Beckenbauer in die USA zu Cosmos New York. Ein Jahr später kickte "Bomber" Gerd Müller bei den Ft. Lauderdale Strikers. 1979 wurde der 27-jährige Uli Hoeneß Manager. Maiers Karriere endete nach einem Autounfall.

1981-1985: Der aus Braunschweig zurück gekehrte Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge übernahmen das Kommando. Das Europapokal-Finale 1982 verlor der "FC Breitnigge" jedoch gegen Aston Villa mit 0:1. 1983 kam Erfolgscoach Lattek zurück. Ein Jahr später besiegte sein Team die Gladbacher Borussia im DFB-Pokalfinale, wobei Lothar Matthäus, dessen Wechsel für 2,4 Millionen Mark nach München bereits feststand, den ersten Strafstoß in den Frankfurter Nachthimmel jagte. Matthäus kam, Rummenigge ging für die damalige Rekord-Ablöse von elf Millionen Mark zu Inter Mailand. Lattek wähnte sich darum "auf dem Nullpunkt", tatsächlich wurde Bayern 1985 aber zum achten Mal Meister.

1986-1990: Vier Meistertitel in fünf Jahren dokumentierten die damalige Dominanz der Bayern. Die "taz" druckte montags die Tabelle erst ab Platz zwei. Europas Gipfel blieb dennoch unerreicht: Die 1:2- Niederlage im Landesmeister-Finale 1987 in Wien gegen FC Porto wurde vor allem dem versagenden Lothar Matthäus angelastet. Jupp Heynckes kam als Lattek-Nachfolger.

1991-1995: Der Trainer-Stuhl in München wurde zum Schleudersitz: Heynckes musste im Oktober '91 gehen. Im Fünf-Monats-Regiment von Sören Lerby herrschte sogar Abstiegsangst. Erich Ribbeck kam als Retter. Beckenbauer und Rummenigge wurden Vize-Präsidenten. Sie vollzogen den Kurswechsel: Nachdem sich die italienischen Clubs für mehr als 60 Millionen Mark mit Bayern-Spielern eingedeckt hatten, wurde nun selbst geklotzt. 23,5 Millionen Mark für neue Spieler wie Helmer und Jorginho bedeuteten 1992 Bundesliga-Rekord, zudem kehrte der "verlorene Sohn" Matthäus auf Beckenbauers Initiative für vier Millionen Mark von Inter Mailand zurück. Aber erst als der "Kaiser" das Zepter auch sportlich übernahm und Ribbeck Ende 1993 ablöste, wurde wieder ein Meistertitel geholt (1994). Es folgte die erste Ära Giovanni Trapattoni, in München beliebt, aber nicht glücklich.

1996-2000: Otto Rehhagel kam als "idealer Mann" (Beckenbauer), Stars wie Klinsmann, Herzog, Sforza auch. Doch "König Otto" wurde nach dem Halbfinal-Triumph im UEFA-Cup beim FC Barcelona vom Sockel gestoßen. Beckenbauer, seit 1994 Präsident, holte den ersten internationalen Titel seit 20 Jahren als Interimstrainer im Finale gegen Girondins Bordeaux (2:0, 3:1). Die Bayern taumelten zwischen "Dream Team" und "FC Hollywood". Das Geschäft florierte, der Umsatz stieg bis auf eine Viertelmilliarde Mark in der vergangenen Saison. Trapattoni kam zurück, wurde Meister ('97) und Pokalsieger ('98) und gab die sensationellste Pressekonferenz ("Flasche leer") in 100 Jahren FCB. Klinsmann trat eine Werbetonne ein, Matthäus löste mit seinem "Tagebuch" ein kleines Erdbeben aus. Dank Mario Basler ließ Manager Uli Hoeneß Detektive auf die Spieler los. Erst unter Ottmar Hitzfeld kehrte Seriosität in den Verein zurück. Doch das verlorene Champions-League-Finale in Barcelona gegen Manchester United (1:2) endete als Albtraum und ließ die Hoffnungen aufs "Triple" platzen. Doch am 100. Geburtstag darf wieder vom großen Wurf geträumt werden.

Aus den Fesseln der Turner zum totalen Kommerz Fakten und Zahlen zum FC Bayern München Markenartikel FC Bayern: Fast wie eine Lizenz zum Geld drucken

(RPO Archiv)
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