Lehrgangsfrei für Nationalspieler Völler will mit Babbel sprechen

Barsinghausen (dpa). Lehrgangsfrei für die Nationalspieler und Comeback-Chance für Markus Babbel: Rudi Völler (Foto) hat auf der Suche nach dem besten Personal und der optimalen Termingestaltung zwei wichtige Entscheidungen getroffen. Am kommenden Mittwoch trifft sich der Teamchef in Rom mit Nationalmannschafts-Aussteiger Markus Babbel, um eine Rückkehr des 28 Jahre alten Abwehrspielers vom FC Liverpool zu erörtern.

Der 51-malige Nationalspieler hatte nach dem EM-Debakel im vergangenen Jahr seinen Rücktritt erklärt, zuletzt aber mehrfach durchblicken lassen, dass er nach dem Stimmungs-Umschwung unter der Führung Völlers wieder Interesse an der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) habe.

"Wir werden über die ein oder andere Sache sprechen, die in den letzten Monaten passiert ist - auch was seine Person betrifft. Er wurde nach der EM als großer Sündenbock dargestellt, das war nicht richtig", schlug Völler im Vorfeld der Begegnung versöhnliche Töne an und betonte die sportlichen Qualitäten Babbels: "Meine Erkenntnis ist, dass er in Liverpool sehr gut spielt und dort ein sehr wichtiger Mann ist." Davon will sich Völler beim UEFA-Cup-Gastspiel des englischen Rekordmeisters beim AS Rom selbst überzeugen und zugleich die Form von Babbels Teamkollegen Christian Ziege und Dietmar Hamann überprüfen.

Das Treffen mit Babbel werde "kein Überredungsgespräch", betonte Völler: "Es ist nicht vergleichbar mit dem Gespräch, dass ich mit Stefan Effenberg geführt habe." Von dem Spielmacher des FC Bayern hatte sich Völler zu Beginn seiner Amtszeit erwartungsgemäß einen Korb geholt. Babbel indes scheint nur auf ein Signal des Teamchefs zu warten. Offen ließ Völler jedoch, ob er bereits für das Testspiel am 27. Februar gegen Gastgeber Frankreich mit dem gebürtigen Münchner plane. "Er muss nicht schon beim nächsten Spiel dabei sein. Es kann sein, dass er noch einige Spiele fehlt." Offen ließ Völler auch, ob er den Schalker Saison-Aufsteiger Jörg Böhme trotz dessen derzeitiger Rot-Sperre als Debütant für die Partie in Paris berufen wird.

Konkrete Vorstellungen hat Völler bei der Termingestaltung für die kommenden Monate. Der 40-Jährige verzichtet auf das in der letzten April-Woche angesetzte Trainingslager, damit die Vereine vor dem Saison-Endspurt ihre Leistungsträger nicht abstellen müssen. Im Gegenzug aber plant Völler vor den WM-Qualifikationsspielen in Finnland (2. Juni) und Albanien (6. Juni) eine ungewöhnlich lange Vorbereitungszeit und ein zusätzliches Test-Länderspiel auf heimischem Boden.

"Dies ist die einzige Möglichkeit, um auf das Termin-Dilemma zu reagieren", so Völler. Denn zwischen dem letzten Bundesliga-Spieltag am 19. Mai und der zwei Wochen später angesetzten Partie in Helsinki stehen lediglich das Champions-League-Endspiel am 23. Mai in Mailand und das DFB-Pokal-Finale zwischen Union Berlin und dem FC Schalke 04 am 26. Mai in Berlin auf dem internationalen Fußball-Kalender. "Die meisten Nationalspieler sind in dieser Zeit weitgehend beschäftigungslos. Da laufen sie in Gefahr, dass sie die Spannung verlieren und in ein Loch fallen", fürchtet Völler. Daher will er die DFB-Auswahl frühzeitig um sich versammeln und noch einem Härtetest unterziehen. Ort, Zeit und Gegner stehen allerdings noch nicht fest.

Offen ist auch noch immer Völlers Unterschrift unter seinen Anstellungsvertrag beim DFB und die Dauer seines Engagements als Teamchef. Eine vorzeitig festgelegte langfristige Zusammenarbeit über die WM 2002 hinaus lehnt er allerdings weiterhin rigoros ab: "In dieser Fußball-Gesellschaft darf man nicht lange planen. Ich denke von Spiel zu Spiel und von Turnier zu Turnier."

(RPO Archiv)
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