Dortmunder: "Nominierung kam überraschend" Völler setzt auf die "Allzweckwaffe" Heinrich

Barsinghausen (sid). Seinen ersten Zweikampf hat Jörg Heinrich bei seiner Rückkehr in den Kreis der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bereits gewonnen. Als der 30-Jährige am Sonntagabend vor der Sportschule Barsinghausen vor den Toren Hannovers aus seinem Wagen stieg, wurde er nicht nur von vielen Autogrammjägern empfangen, sondern auch minutenlang von einer Wespe drangsaliert. Mit Händen und Füßen setzte sich der ehemalige Italien-Legionär erfolgreich zur Wehr.

Am Mittwochabend dürfte die Aufgabe für den gelernten Bürokaufmann, der kurz vor Saisonbeginn vom AC Florenz zu Borussia Dortmund in die Bundesliga zurückgekehrt ist, noch schwerer werden. Denn gemeinsam mit dem Leverkusener Jens Nowotny und dem Berliner Marko Rehmer wird Heinrich im ersten Test nach der verkorksten Euro in Hannover gegen Spanien die neue Abwehr-Dreierkette der DFB-Auswahl bilden. "Ich will mithelfen, , dass Deutschland so schnell wie möglich wieder gute Leistungen bringt und wir uns wieder mit den Fans versöhnen", beschreibt er sein persönliches Ziel.

Dass der 30-malige Nationalspieler, der zuletzt am 30. Juli vergangenen Jahres bei der 0:2-Pleite in Guadalajara gegen die USA das DFB-Trikot übergestreift hatte, gleich im ersten Aufgebot des neuen Teamchefs Rudi Völler steht, war für ihn zwar "etwas überraschend", dennoch glaubt der Allrounder: "Völler kennt mich schon sehr lange. Er weiß, was er an mir hat." Der neue DFB-Teamchef bezeichnete den Champions-League-Sieger von 1997 denn auch als "perfekten Profi, der beidfüßig und zweikampfstark ist, über ein gutes Auge verfügt und zudem das Kopfballspiel beherrscht".

Trotz dieser Komplimente weiß Heinrich, dass er gerade in der Nationalelf zulegen muss: "Zwischen meinen Leistungen im Verein und der Nationalmannschaft gab es immer eine große Diskrepanz. Das muss sich ändern." Zum Bundesligaauftakt hatte der Blondschopf beim BVB als Vertreter des verletzten Kapitäns Stefan Reuter in der Liberorolle geglänzt.

"Das ist eine Position, die mir mehr und mehr Spaß macht", sagte der frühere Freiburger, der erst mit 24 Jahren für die Breisgauer sein erstes von mittlerweile 123 Bundesligaspielen bestritt. In der Nationalelf wird er allerdings dem Kommando des neuen Abwehrchefs Jens Nowotny unterstehen. Dazu Heinrich: "Kein Probleme, hauptsache wir spielen wieder erfolgreich."

Um die Zukunft des deutschen Fußballs ist Jörg Heinrich nicht bange. "Die Italiener hatten vor der Euro ähnliche Probleme wie die Deutschen und sind am Ende fast Europameister geworden. Sie haben zum richtigen Zeitpunkt ihren Teamgeist wiederentdeckt. Genau das muss bei uns auch passieren. Denn so schlecht, wie sich der deutsche Fußball in Belgien und den Niederlanden präsentiert hat, ist er nicht. Das zeigen auch die Ergebnisse von Bayern München, die seit Jahren international erfolgreich spielen."

Gegen Spanien will die deutsche Mannschaft den ersten Schritt zur Wiedergutmachung tun, Heinrich denkt aber schon viel weiter: "Die WM 2006 im eigenen Land ist für den deutschen Fußball eine Riesenchance. Bis dahin müssen wir wieder eine Mannschaft haben, die um den Titel mitspielen kann. Zuvor müssen wir aber die Qualifikation für die WM 2002 in Japan und Südkorea schaffen." Und bei diesem Turnier möchte Heinrich auf jeden Fall noch dabei sein.

(RPO Archiv)
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