Beispiele Fair Play im Fußball – viel gepredigt, oft missachtet
Luiz Adriano von Schachtjor Donezk wird in Dänemark und auch sonstwo in Europa sicherlich keine Sympathiepreise mehr gewinnen. Zu dreist war sein Tor, das er in der Champions League gegen den FC Nordsjaelland nach einem Schiedsrichterball erzielte. Sehen Sie hier weitere Beispiele, in denen das Fairplay im Fußball arg auf die Probe gestellt wurde.
Ajax Amsterdam - Cambuur Leeuwarden (2005)
Wie man es richtig macht, hat Ajax Amsterdam einst in einem Pokalspiel gegen Leeuwarden gezeigt. Nach einer Verletzungsunterbrechung wollte Ajax-Spieler Jan Vertonghen den Ball zum Gegner zurückspielen – und erzielte aus 45 Metern einen Treffer der Kategorie "Tor des Monats".
Ajax Amsterdam - Cambuur Leeuwarden (2005)
Doch Ajax hatte eine schnelle Lösung parat und ließ Leeuwarden unmittelbar nach dem Wiederanpfiff kampflos aufs Tor zielen.
Ajax Amsterdam - Cambuur Leeuwarden (2005)
Der Versuch ging zwar deutlich daneben. Aber ein Leeuwarder rettete den Ball noch vor dem Toraus und stellte den alten Ein-Tore-Abstand wieder her.
FC Arsenal - Sheffield United (1999)
Ein Missverständnis sorgte einst bei einem Spiel in Highbury für Furore. Arsenals Ray Parlour brachte den Ball nach einer Verletzungspause per Einwurf zurück ins Spiel. Der junge Nwanko Kanu hatte davon offenbar gar nichts mitbekommen und freute sich über die riesigen Lücken in der gegnerischen Hintermannschaft. Kanu bediente in der Mitte Marc Overmars, der zum 2:1-Siegtreffer einschob.
FC Arsenal - Sheffield United (1999)
So schnell wie Ajax schaltete Arsenal aber nicht. Erst im Nachhinein setzte sich Trainer Arsene Wenger für ein Wiederholungsspiel ein – immerhin. Die Neuauflage endete ebenfalls 2:1 für Arsenal. Torschütze zum 1:0: Marc Overmars.
SW Bregenz - Austria Wien (2000)
Die Rahmenbedingungen sind bekannt: Nach einer Unterbrechung wollen beide Mannschaften die Grundlagen des fairen Miteinanders beherzigen – nur einer macht nicht mit. Beim Stand von 1:1 rauscht Wiens Christian Mayrleb heran und erzielt kurzerhand den Führungstreffer. Die Kirsche auf dem geschmacklosen Kuchen: Mayrleb hat den Ball obendrein mit dem Oberarm mitgenommen.
SW Bregenz - Austria Wien (2000)
Es folgen tumultartige Szenen. Die Partie endet 1:4 aus Bregenzer Sicht, vier Spieler fliegen bis zum Ende vom Platz und die Wiener müssen in Polizeiwagen aus dem Stadionumfeld eskortiert werden. Im Wiederholungsspiel zeigt der Fußballgott Sinn für Gerechtigkeit: Bregenz siegt mit 2:1. Am Ende hätte Wien aber auch so den Europapokal verpasst und Bregenz hätte den Dreier gar nicht gebraucht für den Klassenerhalt.
Frankreich - Irland (2009)
Nichts gegen Österreich – was sich aber 2009 in der WM-Qualifikation in Paris abspielte, hatte eine viel größere Tragweite. Thierry Henry nahm in der Verlängerung des alles entscheidenden Relegationsspiels den Ball unübersehbar mit der Hand mit. Frankreich war qualifiziert, Irland nicht. Und im Juni des folgenden Jahres saßen Millionen Iren dennoch genüsslich vor dem Fernseher – denn in Südafrika blamierten sich die Franzosen bis auf die Knochen, nach der Vorrunde war Schluss.
Argentinien - England (1986)
Die "Hand Gottes" kommt in der ewigen Rangliste der Fehlentscheidungen unmittelbar nach dem "Wembley-Tor". Was Diego Maradona von den Kandidaten unterscheidet, die in dieser Aufzählung noch folgen: Ihn hat niemand gefragt, ob da womöglich eine Hand im Spiel war.
Argentinien - England (1986)
Dass Maradona im selben Spiel noch das beste Tor der WM-Geschichte erzielte (völlig regelkonform), hat zur Legendenbildung nicht unwesentlich beigetragen.
Schalke 04 - 1. FC Köln (1998)
Es war eine Glanzparade, mit der Schalkes Oliver Held im Spiel gegen den 1. FC Köln dafür sorgte, dass es vorerst beim Stand von 0:0 blieb. FC-Fans werden darüber nicht lachen können. Warum? Held ist der Mann mit der Nummer 16, offiziell im Tor stand Jens Lehmann. Schiedsrichter Uwe Kemmling fragte nach, woraufhin Held ihm versicherte, den Ball nicht mit der Hand gespielt zu haben.
Schalke 04 - 1. FC Köln (1998)
Schalke gewann die Partie am 32. Spieltag mit 1:0. Köln fehlten am Saisonende drei Punkte, um den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte abzuwenden. O-Ton Toni Polster: "Dafür soll er sein ganzes Leben kein Glück mehr haben." Abgesehen davon wurde Held wegen seiner Falschaussage für zwei Spiele gesperrt.
SSC Neapel - Lazio Rom (2012)
Miroslav Klose ist und bleibt ein großartiger Stürmer. Wenn der 34-Jährige irgendwann seine Karriere beendet, werden nicht nur seine Tore Fußball-Geschichte geschrieben haben. Abgesehen von seinen Qualitäten als Torjäger wird Klose für seinen ausgeprägten Fair-Play-Gedanken geschätzt – seit einem Auftritt mit Lazio bei Neapel auch in Italien.
SSC Neapel - Lazio Rom (2012)
Beim Stand von 0:0 gelang Klose ein regelwidriger Treffer mit der Hand. Auf Nachfrage des Schiedsrichters gab er alles zu – die ausgiebige Zuneigung des Gegners war ihm gewiss. Und wahrscheinlich haben diverse Fairplay-Preise den Sportsmann Klose auch die anschließende 0:3-Pleite besser verdauen lassen. Bereits 2005 ließ er übrigens im Trikot von Werder Bremen einen Elfmeterpfiff korrigieren – immerhin gewann Werder damals 3:0 gegen Arminia Bielefeld.
FC Everton - West Ham United (2000)
Paolo di Canio ist das, was man gerne ein "Enfant terrible" nennt. In Rom bejubelte er Tore mit einem faschistischen Gruß. 2000 aber trat der Italiener wenigstens einmal als einwandfreier Sportsmann auf. Evertons Torwart verletzt sich beim Herauslaufen...
FC Everton - West Ham United (2000)
...die Flanke erreicht den freistehenden di Canio im Zentrum. Und was macht der? Fängt den Ball, um das Spiel im wahrsten Sinne eigenhändig zu unterbrechen. Dafür gab es nicht nur Applaus, sondern auch den Fifa Fair-Play-Award.
Bayern München - 1. FC Nürnberg (1994)
Thomas Helmer und Hans-Joachim Osmers hätte sich an jenem fatalen Nachmittag im April nur kurz unterhalten müssen – allen Beteiligten wäre viel Ärger erspart geblieben. So aber darf Helmer stolz sein auf die Wortneuschöpfung "Phantomtor". Denn dieses krumme Ding am 32. Spieltag der Saison 93/94 war alles, nur nicht über der Linie.
Bayern München - 1. FC Nürnberg (1994)
Wie das Gespann um Schiedsrichter Osmers und seinen Assistenten Jörg Jablonski den Kullerball trotzdem im Tor sehen konnte, ist bis heute ein Rätsel. Richtig tragisch wurde es aber erst im Anschluss: Nürnberg verlor das Spiel mit 1:2, verschoss kurz vor Schluss noch einen Elfmeter. Im Nachholspiel setzte es dann ein deftiges 0:5. Bayern wurde Meister, Nürnberg stieg ab. Bei einem Unentschieden wäre alles anders gelaufen.
MSV Duisburg - FSV Frankfurt (2010)
An das Phantomtor von Christian Tiffert erinnern sich wahrscheinlich beide Mannschaften eher mit einem lachenden Auge. Es war der Treffer zum 5:0-Endstand. Beziehungsweise...
MSV Duisburg - FSV Frankfurt (2010)
...war es gar kein Treffer, weil der Ball einen Meter vor der Linie aufsetzte. Schiedsrichter Marco Fritz vertraute seinem Assistenten Thomas Münch. Manchmal gilt aber: Vertrauen ist gut, selber hinschauen ist besser.
Borussia Dortmund - Karlsruher SC (1995)
Thomas Helmers "Phantomtor" hat es zwar zu trauriger Berühmtheit gebracht, aber nicht in den Duden. Gleiches gilt für Andreas Möller und seine "Schutzschwalbe". Diese vorgetäuschte Nahtoderfahrung brachte dem BVB einen Elfmeter und Möller zwei Spiele Sperre ein. Der Nationalspieler ging somit als größter Flugpionier seit den Gebrüdern Wright in die Geschichte ein.