VW kürzt Wolfsburg den Etat Die fetten Jahre sind vorbei

Wolfsburg · Der VfL Wolfsburg atmet nach dem so wichtigen 2:1-Erfolg gegen Hoffenheim durch. Hinter den Kulissen kündigt sich ein jedoch Strategiewechsel an: VW streicht offenbar den Etat zusammen und der VfL Wolfsburg muss künftig wohl kleinere Brötchen backen.

Am Sonntag jubelten die Wolfsburger Spieler über den Sieg gegen Hoffenheim, einen Tag später gibt es schlechte Nachrichten.

Am Sonntag jubelten die Wolfsburger Spieler über den Sieg gegen Hoffenheim, einen Tag später gibt es schlechte Nachrichten.

Foto: afp

Gehaltsobergrenzen, Ablöselimit, drastische Etatkürzung: Die VW-Krise hat endgültig den VfL Wolfsburg erreicht. Ungeachtet des so wichtigen 2:1-Siegs der Wölfe gegen 1899 Hoffenheim sickerten am Montag Details des rigorosen Sparplans durch. Die fetten Jahre sind vorbei - Wolfsburg muss unter Sportchef Olaf Rebbe einen einschneidenden Strategiewechsel vollziehen.

Der 100-Millionen-Euro-Etat des früheren Champions-League-Teilnehmers soll um 20 bis 25 Millionen schrumpfen. Dies berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Laut Bild ist beim Pokalsieger von 2015 aufgrund der massiven finanziellen Schwierigkeiten des Mutterkonzerns VW, den der Abgasskandal Milliarden kostet, intern von einer "Investment-Reduzierung" die Rede. Der VfL müsse demnach "kleinere Brötchen" backen. Es sei ein "Teil, den man zur Krisenbewältigung beitragen" müsse.

"Wir sind derzeit komplett auf den Klassenerhalt fokussiert, alles andere ist aktuell kein Thema bei uns", sagte Wolfgang Hotze, Sprecher der VfL-Geschäftsführung, auf SID-Anfrage. Perspektivisch werde man "natürlich gemeinsam mit Volkswagen die strategische Ausrichtung des VfL Wolfsburg besprechen".

Die Bruttogehälter dürfen nach den kolportierten Volkswagen-Plänen künftig vier Millionen Euro nicht überschreiten, neue Stars nur noch bis zu 15 Millionen Euro kosten. Selbst wenn es zu einer Anpassung des Engagements von Volkswagen käme, so Hotze, "wäre der VfL Wolfsburg weiterhin sehr gut aufgestellt. Fakt ist jedenfalls, dass wir als VfL Wolfsburg unseren Beitrag für Volkswagen leisten und dies auch zukünftig tun werden."

Die Zeit von vermeintlichen Heilsbringern wie Julian Draxler oder André Schürrle dürfte am Mittellandkanal damit endgültig der Vergangenheit angehören. Schon in der Winterpause stellte Allofs-Nachfolger Rebbe mit seinen Transfers die Weichen für diesen Paradigmenwechsel. Mit den Abgängen weiterer Großverdiener wie Luiz Gustavo und Ricardo Rodriguez soll das Budget im Sommer weiter entlastet werden.

Sinnbildlich für den "neuen VfL" stehen ohnehin andere. So spielte sich am Sonntag Daniel Didavi - vor der Saison ablösefrei vom Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart gekommen - in den Vordergrund. Der lange verletzte Spielmacher riss die bis dahin lethargischen Wolfsburger nach seiner Einwechslung mit und avancierte bei seinem Comeback nach zweieinhalb-monatiger Pause zum Matchwinner.

Durch seinen Siegtreffer zum 2:1 (73.), Didavis drittes Saisontor, vergrößerten die Niedersachsen ihr Polster auf den Relegationsrang auf sechs Punkte. Maximilian Arnold (50.) hatte zuvor die Gäste-Führung durch Steven Zuber (26.) per sehenswerter Direktabnahme ausgeglichen. "Das war ein Schritt Richtung 40 Punkte", sagte Sportchef Rebbe, "mehr aber auch nicht."

VfL-Coach Valerien Ismaël wirkte nach dem ersten Wolfsburger Dreier in der Rückrunde erleichtert und sprach Didavi ein Sonderlob aus: "Ich hoffe, dass sein Knie mitmacht." Didavi hatte sein Team nach "grottenschlechter" (Yannick Gerhardt) erster Halbzeit wachgerüttelt und dem Wolfsburger Angriffsspiel bei seinem ersten Erstliga-Einsatz seit dem zwölften Spieltag neue Impulse gegeben. "Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, müssen wir uns vor keinem fürchten", sagte Didavi.

Seinen markigen Worten sollen schon am kommenden Samstag weitere Taten folgen: Dann wollen Didavi und seine Mitstreiter bei Borussia Dortmund den nächsten Schritt aus der Krise machen - und wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen.

(sid)
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