Vorstellung in Wolfsburg Schmadtke fordert Leidenschaft

Wolfsburg · Der VfL Wolfsburg hat seinen neuen Geschäftsführer offiziell vorgestellt. Schamdtke will eine neue Kultur im Verein etablieren. Die Kaderplanung machte er zu seiner Chefsache.

Geschäftsführer Jörg Schmadtke beim VfL Wolfsburg vorgestellt
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Jörg Schmadtke beim VfL Wolfsburg vorgestellt

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Jörg Schmadtke ließ sich nicht locken. Einen flotten Spruch zu den Zielen seiner neuen Mission beim VfL Wolfsburg verkniff sich der Manager trotz aller Nachfragen. "Ich neige nicht dazu, Ankündigungen zu machen und diesen dann hinterher zu rennen", sagte Schmadtke bei seiner offiziellen Vorstellung als Geschäftsführer Sport: "Lassen Sie uns etwas Luft, geben Sie uns etwas Zeit!"

Schmadtke plauderte am Mittwoch gut gelaunt - etwas knurrig, aber durchaus mit Charme - über die Mammut-Aufgabe bei den Wölfen. Nicht die Show, sondern ehrliche Arbeit werden bei dem 54-Jährigen in den nächsten Wochen ganz oben stehen. Zusammen mit Trainer Bruno Labbadia bastelt er ab sofort an einer Mannschaft, die diese Bezeichnung auch verdient. Es sei "extrem wichtig", den Kader "ausbalanciert zu bekommen", sagte Schmadtke und kündigte viele Gespräche an, um ein "Gefühl für die Gesamtsituation" beim Werksklub zu bekommen.

Trotz all der Millionen von VW hatte es für die Wölfe zuletzt zweimal nur über den Umweg der Relegation zum Klassenerhalt gereicht. Nach der Tristesse im Abstiegskampf mit Fans auf den Barrikaden gehe es nun darum, vor allem eine neue Kultur innerhalb des Teams zu schaffen. Schmadtke wolle Werte wie "Ehrlichkeit, Einsatzbereitschaft, Leidenschaft einfordern". Ein größerer Kaderumbruch gilt als wahrscheinlich.

Um Spieler wie Yunus Malli, Daniel Didavi, Landry Dimata, Victor Osimhen oder Felix Uduokhai, Josuha Guilavogui und Ignacio Camacho halten sich Abschiedsgerüchte. Anthony Modeste (Tianjin Quanjian), Filip Kostic (HSV), Daniel Ginczek (VfB Stuttgart) oder Bernardo (RB Leipzig) gelten als mögliche Zugänge.

Mit Schmadtke schließt Wolfsburg die Lücke, die seit dem Aus von Klaus Allofs im Dezember 2016 klaffte. Der längst geschasste Sportdirektor Olaf Rebbe, der nicht in die Geschäftsführung aufgestiegen war, wirkte mit dieser Aufgabe überfordert. Zunächst galt Hannovers Horst Heldt als Wunschkandidat, doch nach der Absage vom niedersächsischen Rivalen einigte man sich schnell mit Schmadtke. Nach dem ersten Gespräch wollte man eigentlich noch eine "Nacht drüber schlafen", aber schon am Abend rief Aufsichtsrats-Chef Frank Witter wieder bei Schmadtke an: "Ich glaube das war kurz vor dem Tatort."

In der Autostadt sind die Hoffnungen groß, dass Schmadtke den Erfolg zurückbringt - noch 2015 war der Klub DFB-Pokalsieger und Vizemeister. Schmadtke gilt als Sturkopf, aber auch als Spürnase für Talente, Reformer und Querdenker. Auch seine Ex-Klubs Alemannia Aachen, Hannover 96 und den 1. FC Köln übernahm der Rheinländer nicht zu Glanzzeiten, führte alle aber in den Europacup. Davon will in Wolfsburg noch keiner reden, sie hoffen auf eine ruhige Saison. "Wir sind nach diesen zwei Spielzeiten sicherlich die Letzten, die dicke Backen machen sollten", sagte Witter: "Wir haben viel zu tun." Das gilt vor allem für Schmadtke.

(rent/SID)
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