Wolfsburg im Abschiedskampf Trainingslager - Labbadia greift nach dem letzten Strohhalm

Wolfsburg/Teistungen · Teistungen statt Malente: Bruno Labbadia zieht den VfL Wolfsburg in einem Kurztrainingslager zusammen. In der Abgeschiedenheit der thüringischen Provinz soll die Wende im Abstiegskampf gelingen.

Bruno Labbadia: Torjäger, Trainer und "Hochsterilisierer"
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Das ist Bruno Labbadia

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Foto: dpa, exa

Bruno Labbadia führte den Zehn-Stunden-Tag ein. Es half nichts. Er bat seine Stars zum Kino-Abend. Ohne Erfolg. Nun schleift Labbadia das hoch bezahlte Personal des VfL Wolfsburg in der Not zur Klassenfahrt. Bis Freitag will der 52-Jährige sein Team mit einem Kurztrainingslager im beschaulichen Teistungen auf den Abstiegs-Showdown in der Bundesliga einschwören.

"Sinn der Sache ist, dass wir Ruhe haben und konzentriert und fokussiert arbeiten können. Wir wollen auf und auch außerhalb des Platzes viel Zeit miteinander verbringen", sagte Labbadia vor der Partie bei RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). In der 2500-Seelen-Gemeinde in der thüringischen Provinz kann er mit Maximilian Arnold, Daniel Didavi und Co. etwa in das Grenzland Museum gehen und sich über die innerdeutsche Teilung informieren, im Tierpark Bären und Wölfe bestaunen oder am Stausee Glockengraben einen Spaziergang machen.

"Wir haben einen Plan für uns, was wir machen werden", sagte Labbadia, der so etwas wie ein Spezialist für Kurztrainingslager ist. 2015 fuhr er auf dem Weg zur Relegations-Rettung mit dem Hamburger SV gleich zweimal ins berühmt-berüchtigte Malente - inklusive Lagerfeuer und Grillabend.

Nun soll aus einer Ansammlung von durchaus begabten Kickern im Schnelldurchlauf ein Team werden, um das Horrorszenario 2. Liga abzuwenden. Aber ohne Hokuspokus. "Wir werden jetzt nicht über brennende Scherben laufen oder so etwas", sagte Labbadia. Auch die Hilfe eines Psychologen - wie unter Andries Jonker in der Relegation im Vorjahr - ist beim abgestürzten Pokalsieger von 2015 derzeit kein Thema.

Die Kräfte bündeln, sich heiß machen auf die letzten beiden Partien. Darum geht es. Die Angst vor dem erneuten Nachsitzen gegen den Dritten der 2. Liga oder gar dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte wächst beim Werksklub. Schließlich sind Mainz und Freiburg schon drei Punkte weg und die lauernden Hamburger plötzlich bis auf zwei Zähler dran. "Wenn jetzt nicht alle Alarmglocken läuten, dann habe ich keine Ahnung", hatte U21-Europameister Arnold schon nach der Pleite gegen den HSV gesagt: "Wir müssen uns verdammt noch mal den Arsch aufreißen."

Doch von der Chefetage werden weiter verbale Streicheleinheiten verteilt. "Druck machen und draufhauen hilft hier keinem", sagte der neue Aufsichtsratschef Frank Witter nach einem gemeinsamen Mittagessen mit der Mannschaft. Der Finanzvorstand von Volkswagen spielte selbst einmal in der 2. Liga und sprach über seine "Erfahrungen", er habe "daran appelliert, an sich zu glauben und den Mut nicht zu verlieren und als Mannschaft die letzten zwei Spiele anzugehen", sagte Witter: "Darauf baue ich. Die Mannschaft hat das Potenzial."

Sie hat es bisher bloß nicht gezeigt. Labbadia muss es mit der Klassenfahrt nach Teistungen nun herauskitzeln.

(sid)
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