Wirbel um Nationalstürmer Hecking rechnet nicht mit Rauswurf von Kruse

Der Ärger um Nationalstürmer Max Kruse reißt nicht ab. Am Dienstag fehlte er beim Mannschaftstraining des VfL Wolfsburg. Ein Kollege nimmt den Wolfsburger in Schutz.

Seit Montagabend kursiert in den Sozialen Netzwerken eine wenig seriöse Aufnahme, die angeblich Kruse zeigt. Herkunft, Entstehungsdatum und Echtheit sind unklar. Kruse war am Dienstag für unsere Redaktion für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Noch am Montagabend wurden die offiziellen Profile von Kruse in den Sozialen Netzwerken Facebook und Instagram gelöscht.

Nach Angaben der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" wurde beim VfL heftig über den Umgang mit dem Fall diskutiert. Es wurde spekuliert, dass der Verein Kruse vorläufig vom Trainings- und Spielbetrieb freistellen könnte. Zu seinem eigenen Schutz. Beim Vormittagstraining am Dienstag fehlte Kruse und trainierte individuell, um dem Medienrummel zu entgehen. Trainer Dieter Hecking sagte nach der Einheit, Kruse werde ab Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainieren. Von einem Rauswurf gehe er "im Moment nicht aus", sagte der Coach. Zu möglichen Sanktionen wollte Hecking nichts sagen. Es werde aber weitere Gespräche geben.

Der Wolfsburger Manager Klaus Allofs hatte am Montag auf Anfrage unserer Redaktion auf seine offizielle Stellungnahme verwiesen: "Wir haben von den Vorkommnissen erfahren, uns mit Max zusammengesetzt und mit ihm noch mal über die Gesamtsituation gesprochen. Dabei haben wir ihm klargemacht, welches Auftreten wir in der Öffentlichkeit von unseren Spielern erwarten." Das umstrittene Material war erst danach aufgetaucht.

Oliver Bierhoff verteidigte am Dienstag noch einmal den Rauswurf von Kruse aus dem Kader der deutschen Nationalmannschaft für die anstehenden Länderspiele gegen England sowie gegen Italien. "Das war eine Anhäufung von Ereignissen und am Ende war der Bogen überspannt", sagte der Manager der DFB-Auswahl beim Treffpunkt des Weltmeisters in der deutschen Hauptstadt.

Bierhoff machte zudem deutlich, dass Kruse ganz alleine die Verantwortung für sein Handeln tragen müsse und man nicht seinem Manager Thomas Strunz den Schwarzen Peter zuschieben dürfe. "Er ist erfahren genug und muss wissen, wie er sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hat. Und wenn er die Leistung bringen will, die wir von ihm erwarten, dann muss er auch danach leben", sagte der frühere DFB-Kapitän. Ob Kruse noch einmal eine Chance in der Nationalmannschaft erhält, wollte Bierhoff nicht abschließend beantworten. "Wir haben aktuell nicht den Eindruck, dass es das richtige Zeichen ist, wenn er bei uns dabei wäre. Ich will aber nicht den Stab über ihn brechen."

"Leidensgenosse" Kevin Großkreutz nahm Kruse am Dienstagmorgen derweil vehement in Schutz. "Ein Reus hat das gemacht... Ein Großkreutz hat das gemacht... Ein Podolski hat das gemacht... Ein Kruse hat das gemacht", schrieb der Weltmeister mit Bezug auf Verfehlungen anderer Kollegen bei Instagram: "Mein Gott. Jeder Mensch macht Fehler und hat ein Privatleben."

Großkreutz war in den vergangenen Jahren auch einige Male durch Eskapaden wie die "Dönerwurf-Affäre" und das Urinieren in eine Hotel-Lobby in die Schlagzeilen geraten. Weil er bei seinem Engagement bei Galatasaray Istanbul wegen fehlender Spielerlaubnis an den Wochenenden nach Hause flog, wurde er von Bundestrainer Joachim Löw öffentlich ausgemustert. Kruse war am Montag wegen mehrerer Undiszipliniertheiten aus dem Aufgebot für die Länderspiele gegen England und Italien gestrichen worden.

Großkreutz ärgerte sich, dass es Kruse auch zur Last gelegt wurde, einer Frau in einem Berliner Club das Handy abgenommen und die Fotos gelöscht zu haben. "Jeder Depp darf dich beleidigen und heimlich Fotos machen, weil sie heutzutage nichts anderes zu tun haben?! Nur weil man Profi ist, muss man sich alles gefallen lassen?!", schrieb er: "Jeder Mensch hat 'ne Leiche im Keller und sollte sich an die eigene Nase packen. Ich will es nicht gut reden, aber man sollte mal ruhig bleiben. 'WIR' sind auch nur Menschen."

Jeder Mensch sei gleich, ergänzte der 27-Jährige: "Ob Profi, Klempner, Friseur oder was auch immer. So sehe ich das. Ich kann es auch nicht verstehen, dass es so viele Menschen gibt, die mit dem Zeigefinger auf andere zeigen und wie kleine Kinder zur Zeitung laufen müssen. Und kommt mir nicht mit dafür bekommt 'Ihr' auch genug Entschädigung. Scheiß auf Geld!!!" Großkreutz' abschließender Appell: "Passt auf, dass Ihr den Menschen nicht kaputt macht."

(areh/sid)
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