Wolfsburg gegen Braunschweig Volkswagen spielt die Relegation unter sich aus

Wolfsburg · Der VW-Konzern unterstützt nicht nur den VfL Wolfsburg mit Millionen. Auch Braunschweig ist für das Unternehmen ein wichtiger Standort. Am Donnerstag treffen die beiden Werksklubs nun in einem brisanten Duell aufeinander.

Chronologie des Wolfsburger Absturzes
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Foto: dpa, ahe dna

Für Volkswagen ist diese Saison miserabel gelaufen. Beim FC Ingolstadt hält der Konzern über seine Premiummarke Audi knapp 20 Prozent der Anteile - die Schanzer sind in die zweite Liga abgestiegen. Die Werksmannschaft aus Wolfsburg kämpft in der Relegation um den Verbleib in der Bundesliga - ausgerechnet gegen Eintracht Braunschweig, ebenfalls durch die Millionen des VW-Konzerns unterstützt. 35 Kilometer vom Stammsitz entfernt ist VW dort mit der Marke Seat auf den Trikots präsent. Am Donnerstag (20.30 Uhr) empfängt zunächst Wolfsburg den Zweitligisten, das Rückspiel ist am Montag.

Ein Umstand, der viele nicht nur in den sozialen Medien bereits zum Unken verleitete, es gebe ein Dekret der Firmenspitze, dass der VfL Wolfsburg in der Bundesliga bleibt. Schließlich pumpt VW jährlich mehr als 90 Millionen Euro allein in das Fußballprojekt in der Autostadt, künftig soll das Engagement nach der Diesel-Affäre um 20 Millionen gekürzt werden. Immer noch ein deutlich höherer Etat, als ihn viele Konkurrenten zur Verfügung haben. Die Trennlinien sind manchmal nicht leicht zu erkennen. Im Aufsichtsrat von Wolfsburg und Braunschweig sitzen die Spitzen von Volkswagen. Bernd Osterloh, der mächtige Betriebsrat, sitzt als gebürtiger Braunschweiger im Kontrollgremium des VfL.

Ein bisschen viel VW im Fußball? Der Konzern wird von der Deutschen Fußball Liga in seiner Haltung bestärkt. Die DFL hat die Mehrfachbeteiligungen von Firmen auf drei Klubs beschränkt, von denen bei nur einem mehr als zehn Prozent der Anteile gehalten werden dürfen. Volkswagen, das auch am FC Bayern München über Audi mit 8,33 Prozent beteiligt ist, wurde von der Regelung ausdrücklich ausgenommen. Das Unternehmen genieße "Bestandsschutz", erklärte die DFL. VW ist auch Sponsor des DFB-Pokalwettbewerbs, die Klubs tragen in den Spielen das Logo des Konzerns auf dem Ärmel. Die DFL ist ein Mitglied des DFB. Deshalb wird der DFL unterstellt, sie handle bei der Sonderregelung für VW im Interesse eines eigenen Sponsors. Die Deutsche Fußball Liga verweist aber gern darauf, die Vertretung aller Profiklubs zu sein.

Volkswagen verfolgt bei seinem Fußball-Sponsoring ganz unterschiedliche Ziele. Mal geht es um globale Werbung wie bei der Zusammenarbeit von FC Bayern und Audi. Dann gibt es aber lokale Vertriebsmaßnahmen oder die Verbundenheit zum Stammsitz mit massivem Standortmarketing wie in Wolfsburg - in der VW-Fabrik arbeiten immerhin mehr als 60.000 Menschen. Braunschweig ist Produktionsstätte einiger Zulieferteile und Heimat der Financial Services, der Finanzierungs- und Leasingtochter des VW-Konzerns mit ebenfalls tausenden Angestellten.

Die Handlungsbeteiligten in den Fußballabteilungen des VfL Wolfsburg und Eintracht Braunschweig halten sich mit einem öffentlichen Ballyhoo noch zurück. "Als starker Dritter hätten wir den Aufstieg verdient, aber es gibt ja nun mal diese Relegation", sagt Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht. "Nun müssen wir sehen,was in den beiden Spielen passiert." Wolfsburgs Andries Jonker kann sich an "viele emotionale Derbys" gegen Braunschweig erinnern. "Das ist schon ein besonderes Duell", befindet der Niederländer. "Wir werden uns darauf einlassen und sind bereit für die Entscheidung." Das Glück des VfL könnte sein, dass Braunschweig im Saisonendspurt etwas die Puste auszugehen scheint. Gleichwohl hat auch Wolfsburg sich nicht gerade als Marke präsentiert, wie man sich bei VW Werbung vorstellt: ohne Herz, Willen und Leidenschaft.

(gic)
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