Transfer von Kevin de Bruyne ist perfekt Wer hat Angst vorm grünen Wolf?

Düsseldorf · Am nächsten Freitag beginnt die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga. Der VfL Wolfsburg macht den Teams hinter Bayern München Dampf, vielleicht irgendwann auch dem Rekordmeister selbst.

VfL Wolfsburg stellt Kevin de Bruyne vor
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Die Bayern haben sich vorsichtshalber schon mal über neue Konkurrenz gefreut. Das klingt fast ehrlich. Die Bewerber um einen Platz im internationalen Fußball freuen sich nur sehr bedingt. Denn es gibt einen neuen großen Herausforderer. Der VfL Wolfsburg hat sich über eine ganz stabile Serie nach oben geschlichen, er holt sich in der Winterpause für schlappe 22 Milliönchen noch den belgischen Nationalspieler Kevin de Bruyne, und er gilt den Fachleuten als sehr ernsthafter Kandidat für Platz zwei. "Dass Wolfsburg eine richtige Macht werden kann, ist allen klar. Wenn VW richtig die Dose öffnet, wird's für alle anderen ungemütlich", sagt Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.

Einzig die Bayern müssen noch keine Angst vorm grünen Wolf haben. "Das ist eine andere Welt", erklärt Ottmar Hitzfeld, der ehemalige Münchner Coach, im "Kicker". Der Rekordmeister hat sich über viele Jahre eine Ausnahmestellung erarbeitet, und er kann kühne Ablösesummen zahlen. Dass er es auch tut, hat er immer dann bewiesen, wenn ihn ein lästiger und in der Regel vorübergehender Konkurrent mal geärgert hat.

Dortmund kann davon ebenso ein Lied singen wie Werder Bremen, das noch vor zehn Jahren die vielzitierte Augenhöhe mit den Bayern beanspruchen durfte. Und selbst Wolfsburg hat die Erfahrung gemacht. 2009 besaß der VW-Klub die Frechheit, deutscher Meister zu werden. Auf dem Weg dahin gab es eine für München beschämende 1:5-Niederlage und die Erkenntnis, dass das umfangreiche Reformwerk des damaligen Trainers Jürgen Klinsmann aus viel Verpackung und wenig Inhalt bestand.

Kevin De Bruyne: Fußballer des Jahres, Bundesliga-Rekordtransfer
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Das ist Kevin De Bruyne

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Foto: afp

Wolfsburgs Angriff auf den Allzeit-Platzhirsch schien eine Episode zu bleiben. Obwohl weiterhin fröhlich mit Geld nur so um sich geworfen wurde, versank der VfL im Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle. Erst Manager Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking haben die Geldströme in eine sinnvolle Richtung gelenkt.

Hecking übt sich in Zurückhaltung

Und schon klopfen die Wölfe wieder oben an. "Wolfsburg ist gar nicht aufzuhalten", urteilt der Berliner Manager Michael Preetz. Und seine Kollegen sind ziemlich sicher, dass die Kombination aus reichlichen finanziellen Mitteln und sportlichem Sachverstand auf ziemlich geradem Weg in die Champions League führen wird. Die Wolfsburger sind da — zumindest in der Öffentlichkeit — nicht ganz so überzeugt. "Wenn alle eine Schippe drauflegen", sagt Trainer Hecking, "dann können wir nächstes Jahr vielleicht auf Europatour gehen." Das ist eine sehr zurückhaltende Einschätzung.

Tatsächlich haben die Wolfsburger vor allem in der zweiten Hälfte der Hinrunde und mit ihren erfreulich großzügigen Transfersummen das gerade mal mühsam zurechtgestückelte Machtgefüge in der Bundesliga erschüttert. Dortmund sieht längst die eigentliche Gefahr im Wettbewerb um den zweiten Rang in der Hackordnung des deutschen Fußballs in Niedersachsen. Leverkusen, Schalke und Mönchengladbach, das sich zweieinhalb Jahre erfolgreich herangepirscht hat, ahnen, dass sie auf Dauer von der VW-Fußballniederlassung abgehängt werden können. Bezeichnend, dass Schalkes Sportvorstand Horst Heldt einräumen musste: "Wir sind nicht in der Lage, im Winter 20 Millionen zu zahlen." Dass Wolfsburg im Rennen um de Bruyne Leverkusen, Dortmund und Mönchengladbach abhängte, hat dort nachdenkliche Gesichter hinterlassen.

Zugleich aber Entschlossenheit. Heldt erklärt mit dem gebotenen Trotz im Fachblatt "Kicker": "Auch Wolfsburg kann nur elf Spieler in die Startformation stellen." Dieses garstige Los teilt der VfL mit den großen Bayern. Wie München ist Wolfsburg jedoch auf dem Weg, für eine erstklassige Zweitbesetzung zu sorgen. Das garantiert am Ende den Spitzenplatz.

(RP)
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