Zweitliga-Spitzenreiter Verbeeks Turbo-Fußball lässt Bochumer Fans träumen

Bochum · Der VfL Bochum empfängt am Sonntag als Zweitliga-Tabellenführer den 1. FC Nürnberg. Aufstiegs-Träumereien will sich zumindest in der Chefetage niemand erlauben. Man wähnt sich aber auf einem ziemlich guten Weg - zu Recht.

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Christian Hochstätter ist zu lange im Geschäft, als dass ihn ein Traumstart in eine Saison noch über die Maßen beeindrucken könnte. Ein Blick aufs Vorjahr genügt dem Manager des VfL Bochum schon, um Vorsicht walten zu lassen: Auch damals standen die Westfalen nach drei Spieltagen an der Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga, und am Ende waren sie froh, dass sie nichts mit dem Abstieg zu tun hatten. Doch heute ist vieles anders, sein VfL mausert sich, das spürt auch Hochstätter.

"Der Kader ist ausgeglichener, wir können Verletzungen besser kompensieren, die Mannschaft ist fit und kann 90 Minuten lang marschieren. Wir sind stabiler geworden, auf einem guten Weg", sagte Hochstätter.

Nächster Gegner ist am Sonntag der 1. FC Nürnberg (13.30 Uhr/Live-Ticker), und die Franken dienen Hochstätter glänzend als warnendes Beispiel. Der Club, damals noch Erstligist, entließ den heutigen Bochumer Trainer Gertjan Verbeek im April 2014 nach nur sechs Monaten, weil sie in der Chefetage in Abstiegspanik verfielen und das Vertrauen in den knorrigen Niederländer und dessen Idee von Gegnerkontrolle durch herzerfrischenden Offensivfußball verloren.

Hochstätter, der von Verbeek schon in dessen schwerer Nürnberger Zeit tief beeindruckt war, setzt nun voll auf diese Idee - und will es auch unter Druck anders machen als der Club. "Konstanz bringt Erfolg, dafür muss man Vertrauen haben", sagt er. Die VfL-Bosse haben sich gemeinsam mit Verbeek dazu entschlossen, dem einstigen Vorzeige-Malocher-Klub gleich bis in die Jugendteams hinein ein frisches Turbo-Fußball-Etikett zu verpassen. "Wir alle sind überzeugt: Das ist der VfL, dafür soll er stehen", sagt Hochstätter.

Den Fans gefällt das Konzept, natürlich vor allem, weil sich die Saison so gut anlässt. Spätestens nach dem 3:1 beim Mitfavoriten SC Freiburg wagen nicht wenige Anhänger, zu Beginn der sechsten Bochumer Zweitliga-Spielzeit seit dem sechsten Abstieg mal wieder von einer Rückkehr ins Oberhaus zu träumen. Der Kern der Mannschaft, im Vergleich zum Vorjahr nur leicht, aber sinnvoll verändert, harmoniert immer besser.

Der erstliga-erfahrene Tim Hoogland, vom FC Fulham geholt, stabilisiert das Sorgenkind der vergangenen Saison, die Defensive, von der Sechserposition aus. Nobody Janik Haberer, aus der Zweitvertretung von 1899 Hoffenheim ausgeliehen, verblüfft derzeit als umsichtiger Lenker hinter den Spitzen. Und vorne trifft Torjäger Simon Terodde schon wieder fleißig. Thomas Eisfeld, die ehemalige Leihgabe aus Fulham, wurde am Freitag fest verpflichtet, was dem Kader noch mehr Breite verleiht.

An die schmutzige Trennung von Kult-Trainer Peter Neururer am Tiefpunkt der vergangenen Saison will der Manager nicht mehr denken, "nicht nachkarten". Dennoch kann er nicht verhindern, dass sich derzeit alles wie eine Ohrfeige gegen "Peter, den Großen" anhört: "Jeder Trainer hat seine eigene Persönlichkeit. Und Gertjan Verbeek ist gerade dafür verantwortlich, dass unsere Mannschaft in einem guten Zustand ist."

(sid)
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