15 Jahre her Als der VfL Bochum noch Europapokal spielte

Bochum · WDR2-Reporter Sven Pistor hat die besten Geschichten aus dem Fußball-Westen aufgeschrieben. Eine erzählt vom europäischen Ausflug des VfL Bochum. Der muss sich nun in der Zweiten Liga behaupten.

Der früherer Bochum-Trainer Peter Neururer. (Symbolfoto)

Der früherer Bochum-Trainer Peter Neururer. (Symbolfoto)

Foto: dpa, cas hak

Es ist der Freitagabend vor Weihnachten im Jahr 2018. Der VfL Bochum sorgt am 18. Spieltag der Zweiten Bundesliga für eine kleine Überraschung und siegt beim Aufstiegsaspiranten 1. FC Köln mit 3:2. Damit liegt der Verein aus dem Ruhrgebiet mit 27 Zählern auf dem achten Rang, sieben Punkte hinter dem Relegationsplatz, den der FC St. Pauli inne hat. Die Chance, nach neun Jahren Zweitklassigkeit wieder mal den Sprung in die Bundesliga zu schaffen, ist durchaus gegeben.

Dass sich der VfL nur im Mittefeld der zweiten Liga aufhält, war nicht immer so. Ganz im Gegenteil: 2004, also im Sommer vor 15 Jahren, spielten die Bochumer sogar im Europapokal.

Dies ist eine von 50 Geschichten rund um die beliebteste Sportart der Welt, die der WDR2-Reporter Sven Pistor in seinem Buch "50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss" erzählt.

Der VfL hatte in der Saison 2003/2004 die erfolgreichste Spielzeit der Vereinsgeschichte absolviert. Mit einem Mini-Etat von 12,5 Millionen Euro gingen die Bochumer in die Saison, 56 Punkte standen am Ende zu Buche. Kult-Trainer Peter Neururer tanzte nach Siegen regelmäßig an der Seitenlinie, Torhüter Rein van Duijnhoven hielt im Bochumer Ruhrstadion 13 Mal seinen Kasten sauber und blieb daheim 911 Minuten ohne Gegentor - bis heute ein Bundesligarekord. Und was für die Anhänger im Revier wahrscheinlich das Schönste war: Als Fünfter ließ der VfL die beiden großen Nachbarn Schalke und Dortmund hinter sich und war die Nummer eins im Pott.

In der K.o.-Runde ging es für den Ruhrgebietsverein gegen den belgischen Vertreter Standard Lüttich. Mit 4000 mitgereisten Fans im Rücken erkämpfte der VfL durch ein torloses Remis eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in Bochum, auch wenn sich Neururers Mannschaft sicherlich ein Auswärtstor gewünscht hatte. Das an Dramatik nur schwer zu überbietende Heimspiel an der Castroper Straße sollte allen VfL-Anhängern noch lange in Erinnerung bleiben. Zunächst lief alles, wie es sich die Bochumer gewünscht hatten. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit brachte Marcel Maltritz die Hausherren in Führung. Weil der VfL es jedoch verpasste, das zweite Tor nachzulegen, mussten die Bochumer bis zum Schluss zittern. Es lief bereits die Nachspielzeit, als der eingewechselte Stürmer Edu am eigenen Strafraum klären wollte, dabei jedoch über den Ball trat und die Belgier so zu ihrem Ausgleichstreffer einlud. Das 1:1 bedeutete das Aus für die Europapokalträume der Bochumer, die nach der Fabelsaison zuvor im Sommer 2005 sogar den Gang in die zweite Liga antreten mussten.

Der Sportjournalist, der seit 2002 die beliebte Bundesliga-Show "WDR2 Liga Live" moderiert, präsentiert in seinem Buch unter anderem auch, wie Jürgen Klopp Borussia Dortmund verzauberte, wie Bielefeld in einer Halbzeit zehn Gegentore kassierte und den Mythos Günter Netzer.

Pistor, selbst ein Kind des Westens, versteht sein Werk als "ein Stück Heimatgeschichte". Deshalb hat er auch elf Erlebnistouren rund um die größten Vereine in NRW zusammengestellt, die diese Fußballreise abrunden sollen. So gibt es auch eine Route zum VfL Bochum, die neben dem Ruhrstadion auch die Castroper Straße und das Deutsche Bergbaumuseum beinhaltet. Auch das Lohrheidestadion der SG Wattenscheid ist darin enthalten. Der heute wirtschaftlich klammen SG hat Pistor auch ein Kapitel gewidmet. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Jener unschöne Abend 2004 war der letzte internationale Auftritt des VfL. Zunächst hoffen die Verantwortlichen, in die erste Liga zurückzukehren. Das ist in dieser Saison immerhin noch im Bereich des Möglichen.

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