Mehr Fragen als Antworten: VfL Bochum taumelt in ungewisse Zukunft

Bochum (rpo). Sportlich steht der VfL Bochum beriets mit mehr als einem Bein in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Die Planungen für den Neuanfang im Unterhaus verlaufen bislang jedoch sehr schleppend. Der Ruhrort-Club steht vor einer ungewissen Zukunft.

Die nach der Trennung von Manager Klaus Hilpert ausgedünnte Führungscrew des Tabellenletzten steht acht Wochen vor dem Saisonende vor einem Berg voller ungelöster Probleme. Präsident Werner Altegoer müht sich zurzeit hinter den Kulissen nach eigenem Bekunden redlich, die vielen Brandherde zu löschen, konnte oder wollte der Öffentlichkeit bisher aber noch keine Antworten auf die drängendsten Fragen geben.

Wer wird den VfL nach dem Ausscheiden des Interims-Trainers Rolf Schafstall, der den vierten Absturz aus der Eliteliga seit 1993 wohl nicht mehr verhindern kann, von Juli an betreuen? Welches Gesicht bekommt das Team, wer geht, wer bleibt? Wie soll die schon lange angekündigte Neustrukturierung des Revierclubs im Detail aussehen? Wer soll die Reform umsetzen? Wer wird Hilpert nach dem angekündigten "Rückzug des ehrenamtlich tätigen Präsidiums aus dem operativen Geschäft" ersetzen und die sportliche Leitung übernehmen? Wer soll den geplanten Ausbau des Marketing- und Öffentlichkeitsbereichs verantwortlich vorantreiben?

Die Zeit läuft davon, und angesichts der zahlreichen Probleme wächst der Druck auf den viel beschäftigten Präsidenten. Fans und Medien werfen "Alleinherrscher" Altegoer "Hilflosigkeit, Planlosigkeit und Untätigkeit" vor. Doch der Clubchef sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und wehrte sich am Dienstag in einer Pressemitteilung gegen alle Vorwürfe. "Obwohl noch die theoretische Chance besteht, die 1. Bundesliga zu erhalten, ist es die Pflicht des Präsidiums, für die 2. Liga zu planen und dementsprechend die Mannschaft zusammenzustellen", teilte der Verein mit.

Hinter verschlossenen Türen werde fleißig an der Bewältigung der Aufgaben gearbeitet und dabei entgegen der landläufigen Meinung "die Last auf mehrere Schultern" verteilt. Man wolle sich aber nicht an Spekulationen über die Neubesetzung der Posten beteiligen, hieß es. "Entsprechende Mitteilungen wird es erst geben, wenn die jeweiligen Entscheidungen getroffen sind."

Immerhin gab es am Dienstag das schon vor fünf Wochen in Aussicht gestellte erste Gespräch mit Ex-Trainer Ralf Zumdick. Konkretes Ergebnis: Fehlanzeige. "Die Unterredung verlief in angenehmer Atmosphäre, aber es sind noch viele Dinge zu klären", sagte der am 13. Februar durch Schafstall ersetzte Zumdick. Der 42-jährige Fußball-Lehrer, der nach dem Willen Altegoers weiter in irgendeiner Form für den Club tätig sein soll, sieht weiteren Klärungsbedarf: "Am Wochenende werden wir nochmal in Kontakt treten", sagte Zumdick.

Auch Schafstall lässt sich nicht in die Karten schauen. Bei seiner überraschenden Verpflichtung hatte der 64-Jährige ein Engagement über das Saisonende hinaus ausgeschlossen, diese Aussage später aber relativiert. "Darüber habe ich mir îoch keine Gedanken gemacht", antwortete Schafstall jüngst auf die Frage, ob er dem VfL in irgendeiner Funktion erhalten bleibe.

Dass die wichtigsten Profis wie nach den Abstiegen 1993, 1995 und 1999 auch diesmal gehalten werden können, scheint mehr als unwahrscheinlich. So wird Spielmacher Yildiray Bastürk von der halben Bundesliga gejagt und trotz vertraglicher Bindung nicht in der 2. Liga spielen. Der quirlige Türke hat seinen Willen zum Abschied mehrfach bekräftigt und wird dem Vernehmen nach für einen kräftigen Millionen-Betrag zum Hamburger SV gehen.

(RPO Archiv)
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